Die Lust am Cabriokauf scheint in direkter Linie hormongesteuert zu sein: Sobald die ersten Sonnenstrahlen Frühlingsgefühle wecken, steigt auch das Interesse an offenen Autos. Schon im Sommer geht die Nachfrage nach Cabrios und Roadstern messbar zurück und erreicht im Winterhalbjahr die niedrigsten Werte. So bleibt das Fahrzeugangebot auf dem Gebrauchtwagenmarkt rund ums Jahr groß.
Mercedes SLK 200 Kompressor: Der Restwert ist nach drei Jahren auf 53 Prozent von Neupreis gesunken.
(Foto: Foto: oh)Rund ein Viertel aller in Deutschland neu zugelassenen Autos kann auch oben ohne - damit hat sich der Anteil von Cabrios und Roadstern an den Neuzulassungen in den letzten zehn Jahren etwa verdoppelt. Allein seit der Jahrtausendwende wurden 1,3 Millionen offene Autos in Deutschland verkauft.
Aber im Gegensatz zu früheren Zeiten spüren diejenigen, die ihr Cabrio verkaufen wollen, seit knapp einem Jahr immer schmerzlicher, was Wertverlust bedeutet. Denn durch Finanz- und Wirtschaftskrise und angesichts eines Automarktes, der sich über weite Teile des Jahres durch die Begriffe Abwrackprämie und Kleinwagen definierte, stürzten die Gebrauchtwagenpreise für Cabrios teilweise gewaltig ab.
Noch im November 2008 waren beim Händler für einen drei Jahre alten Mercedes SLK 200 Kompressor 23.100 Euro fällig - bei einem Neupreis von 34.200 Euro knapp 68 Prozent Restwert. Jetzt, im November 2009, schreibt ein Händler für einen drei Jahre alten SLK nur noch 18.800 Euro aufs Preisschild - immerhin 4300 Euro weniger, der Restwert ist auf 53 Prozent gesunken.
In Winter kann ein Cabrio nur über denP Preis verkauft werden
Dabei gehört der kleine Mercedes nach Analysen von EurotaxSchwacke neben Mini Cabriolet, Audi A4 Cabrio, BMW Z4 und Audi TT zu den wertstabilsten offenen Autos. Für andere Fahrzeuge fallen die Wertverluste noch deftiger aus: Einen zwei Jahre alten Opel Astra TwinTop mit 140 PS gibt es für 14.700 Euro, exakt die Hälfte des Neupreises. Und bei einem Alfa Spider 3.2 JTS, der nach zwei Jahren 21.000 Euro (Neupreis 42.100 Euro) kostet, sieht die Lage nicht rosiger aus.
Für Roland Stach, Leiter der Marktredaktion von EurotaxSchwacke, "ist der Winter kein besserer Kaufzeitpunkt mehr als das Frühjahr, auch wenn die Nachfrage im Frühjahr etwas stärker ist. Denn die Angebotspreise im Handel sind im Winter trotz geringerer Nachfrage nicht niedriger". Allerdings ist es im Winter deutlich schwieriger, ein Cabrio zu verkaufen - und oft geht es nur über den Preis.
"Cabrios werden von März bis Juli angeschafft. In diesen fünf Monaten werden 62,6 Prozent aller Cabrios verkauft", weiß Branchenexperte Ferdinand Dudenhöffer von der CAR Universität Duisburg-Essen; nimmt man noch den August dazu, sind es knapp 70 Prozent. Zu ähnlichen Ergebnissen kommt das Gebrauchtwagenportal Mobile.de. Zwei Drittel aller Suchanfragen werden in dieser Zeit gestellt, während bei der Zahl der angebotenen offenen Autos im Winter nur ein Rückgang im einstelligen Prozentbereich festzustellen ist.
Die Frage Stoffverdeck oder Metallklappdach spaltet die Fangemeinde; allerdings liegen Modelle mit Stoffverdeck mit einem Anteil von 51 bis knapp 60 Prozent in den vergangenen vier Jahren immer noch leicht vorne. Etwa jedes fünfte Cabrio wird mit Dieselmotor gefahren, so die Auswertungen von CAR; 75 Prozent aller Offenfahrer entscheiden sich für das praktischere Cabrio, nur 25 Prozent für einen Roadster. "Das größte Angebot gibt es an Cabrios der Kompaktklasse, danach folgt die Mittelklasse", so Ferdinand Dudenhöffer.
Lesen Sie auf der nächsten Seite: Das Dach im Wandel der Zeiten - Tipps für den Check
Das Dach im Wandel der Zeiten: Tipps für den Check
Vor der Entscheidung für ein gebrauchtes Cabrio verdient vor allem das Verdeck eine gründliche Prüfung. Denn besonders hartnäckig sitzt Schmutz im Gewebe - egal ob Textil- oder PVC-Dach -, wenn das Auto in der Waschanlage mit Heißwachs behandelt wurde. Und diese Flecken bekommt man nie wieder heraus. Zeigt das Verdeck abgeschabte Stellen oder gar Risse, sind das gute Gründe, hartnäckig um den Preis zu feilschen. Denn für ein Austauschverdeck inklusive Gestänge sind schnell mehrere tausend Euro fällig. Bei Metalldächern von Klappdach-Cabrios (Retractable Hardtop) gilt es, sorgfältig nach Kratzern zu suchen, die durch Pannen beim Aufklappen entstanden sein können.
Das Dach muss reibungs- und geräuschlos schließen - egal ob mit Hand- oder Motorbetrieb. Eine verzogene Verdeckkinematik geht ins Geld; und wenn etwas klemmt oder nicht einrastet, ist über kurz oder lang eine Reparatur fällig. Bei geschlossenem Verdeck sollte das Dach fest auf dem Rahmen der Windschutzscheibe aufliegen, sonst drohen störende Windgeräusche und bei Regen nasse Füße.
Ein Tipp: Beim Schließen ein Blatt Papier zwischen Verdeck und Scheibenrahmen legen. Lässt es sich anschließend herausziehen, fehlt es an Spannung. Zum guten Schluss sollte geprüft werden, wie dicht das Verdeck an Türen und Fenstern anschließt. Denn haben die Scheibenführungen zu viel Spiel, ist das ein Fall für die Werkstatt. Und die Einstellung ist selbst für Spezialisten eine diffizile Angelegenheit. Eine weitere Schwachstelle sind Heckscheiben aus Kunststoff - die sind durch Kratzer oft unansehnlich und machen das Einparken zum Glücksspiel. Mit speziellen Poliermitteln können solche Scheiben aber wieder aufgearbeitet werden.
Trotz verstärkter Bodengruppe ist vor allem bei Cabrios mit überbreiten Reifen und tiefer gelegtem Fahrwerk Vorsicht angesagt - die Karosserie altert dadurch schneller. Deshalb bei der Probefahrt über schlechtes Pflaster das Autoradio ausschalten, damit eventuelles Quietschen und Klappern zu hören ist.
Nässe unter den Fußmatten ist ein Indiz für Undichtigkeit, Wasserflecken im Kofferraum signalisieren eine undichte Heckscheibe. Und ein Blick mit Taschenlampe in den Verdeckkasten macht klar, ob dort Feuchtigkeit und Schmutz bereits für Schimmel gesorgt haben.