Fußgängerüberwege:3-D-Zebrastreifen sind eine rettende Täuschung

3D-Zebrastreifen

Der erste 3-D-Zebrastreifen Österreichs wird derzeit in Linz getestet.

(Foto: dpa)
  • Die Städte Ísafjörður in Island und Linz in Österreich testen bereits erfolgreich Zebrastreifen, die in 3-D-Zeichentechnik auf den Asphalt gebracht wurden.
  • Jetzt interessieren sich auch deutsche Städte für die ungewöhnlichen Fußgängerüberwege.
  • Allerdings haben die neuartigen Zebrastreifen auch Nachteile.

Von Peter Burghardt

Nähert man sich in Ísafjörður im Nordwesten Islands an schneefreien Tagen diesem Zebrastreifen, dann geschieht Erstaunliches: Die weißen Balken scheinen über der Straße zu stehen. Es sieht aus, als schwebten Blöcke mit grauen Schatten über dem Boden, Fußgänger spazieren darüber. Videos lassen sich im Netz bewundern. Streifen und Menschen sind echt, hinter dem Effekt steckt eine optische Täuschung: 3-D-Zeichentechnik. Die Welt staunt, nun sind auch deutsche Kommunalpolitiker interessiert. Lassen sich mit diesem Trick Raser stoppen und Passanten schützen?

Den Einfall in der isländischen Kleinstadt hatte im September 2017 der Schweizer Ralf Trylla, er ist dort Umweltbeauftragter. Trylla erhebt zwar keinen Anspruch auf die Urheberschaft, er war im Internet auf ein indisches Beispiel gestoßen. In Indien oder China werden diese schwerelose wirkenden Übergänge schon länger vereinzelt auf den Asphalt gepinselt, damit Autofahrer zügig auf die Bremse treten. Doch keiner dieser Vorstöße fiel so auf wie der von Ísafjörður. "Das hat eingeschlagen", sagt Ralf Trylla am Telefon. Seit ein Kollege und er diesen Zebrastreifen mit dreidimensional leuchtender Farbe besonders sichtbar auf eine zentrale Einbahnstraße malten, kommen die Nachfragen aus halb Europa, aus Amerika, Afrika und selbst aus Indien, einem der möglichen Ursprungsländer.

In Norddeutschland befassen sich derzeit Buchholz, Braunschweig und Hamburg mit so einem Projekt. Linz in Oberösterreich probiert es bereits seit dem Spätherbst an zwei Straßen mit vielversprechendem Ergebnis aus. Überall dort hoffen die Planer, dass die Menschen am Steuer früher als sonst oder überhaupt bemerken, dass da vor ihnen Männer, Frauen und Kinder sicher die Straßenseite wechseln wollen.

Denn beim zweidimensionalen Zebrastreifen bleibt nicht jeder stehen, auch wenn diese Markierung aus dem Tierreich in mehr als sechs Jahrzehnten zur Erfolgsgeschichte wurde. Die Zahl der Toten und Verletzten ging damals nach Anfangsschwierigkeiten erheblich zurück. Dennoch sind Zebrastreifen immer noch gefährliches Terrain, mancher Pilot gibt noch schnell Gas. Nicht alle Flaneure bewegen sich da so unbeschwert wie einst die Beatles auf Londons Abbey Road. In La Paz in Bolivien, auch das sei an dieser Stelle gewürdigt, sind deshalb an neuralgischen Punkten Lotsen unterwegs, die sich als Zebras verkleiden. Sie erinnern im Verkehrschaos daran, dass die dicken Linien auf dem Boden keine Zierde sind.

Bei Nässe nicht gut zu sehen

Anderswo kommt also jetzt die plastische 3-D-Version zum Einsatz, der Bezirksstadtrat von Braunschweig-Lehndorf berät an diesem Mittwoch über einen Probelauf. Vom ADAC Niedersachsen ist zu hören, dass alles willkommen sei, was die Aufmerksamkeit erhöhe.

Zu verdanken ist die neue Nachfrage nicht zuletzt Ralf Trylla und Ísafjörður, zu Deutsch Eisfjord. Die kaum 3000 Bewohner haben sich allerdings rasch daran gewöhnt und fahren wie vorher, Unfälle sind dort ohnehin recht selten. Auch ist der 3-D-Zebrastreifen nachts und bei Nässe nicht so gut zu sehen, und im Winter liegt gerade Islands Schnee auf der berühmten Passage. Aber sie wollen ihre Attraktion pflegen.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: