ADAC-Test:Fußgängerschutz-Systeme technisch nicht ausgereift

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Der ADAC hat Fußgänger-Bremsassistenten getestet.

(Foto: ADAC)

Um Fußgänger zu schützen, entwickeln Autohersteller Assistenzsysteme, die den Fahrer warnen oder den Wagen sogar selbstständig abbremsen. Der ADAC hat fünf getestet. Während die Systeme von Volvo und Lexus überzeugen, enttäuscht ein Produkt zum Nachrüsten. Doch generell gilt: Beim Fußgängerschutz stößt die Technik noch an ihre Grenzen.

520 Fußgänger sind im Jahr 2012 in Deutschland gestorben, mehr als 7900 Menschen wurden schwer verletzt. Trotz technischer Fortschritte ist der Straßenverkehr für Passanten immer noch sehr gefährlich. Darum entwickeln immer mehr Autohersteller Systeme, die Fußgänger besser schützen sollen. Moderne Assistenzsysteme sollen Menschen auf der Straße automatisch erkennen, den Fahrer warnen und gegebenenfalls selbständig bremsen.

Der ADAC hat fünf solcher Systeme getestet. Die gute Nachricht: Leben retten können sie alle. Die schlechte Nachricht: Leider sind nicht alle gleich gut. Die Bewertung "gut" und damit empfehlenswert hat der Fußgängerschutz bei den Assistenzsystemen von Lexus und Volvo erhalten. Die deutschen Premiumhersteller Mercedes und BMW erreichen dagegen nur ein "befriedigend".

Nachrüstsystem piepst nur, aber bremst nicht

Das einzig getestete Nachrüstsystem "Mobileye", das nicht an einen Hersteller gebunden ist, konnte die Tester hingegen nicht überzeugen. "Es ist zwar prinzipiell gut, wenn der Fahrer bei Gefahr gewarnt wird, aber für einen wirklich guten aktiven Fußgängerschutz muss ein System schnell selbständig abbremsen können," schreibt der Automobilclub in seinem Testbericht. "Mobileye" ist nachrüstbar für Fahrzeuge, die nach 2002 gebaut wurden. Die Kosten: 800 Euro. Da "Mobileye" nur warnt, kann ein Unfall nur dann verhindert werden, wenn der Fahrer das Auto rechtzeitig stoppt.

Die beiden besten Systeme hingegen bremsen den Wagen selbständig. Sie stammen von Lexus und Volvo. Im Test konnten die Assistenten einen Unfall mit einem Fußgänger, der gut sichtbar die Straße überquert, bei Geschwindigkeiten bis 50 Stundenkilometer durch selbständiges Abbremsen vermieden.

Besonders lobt der ADAC das System im getesteten Volvo V40: "Die Notbremsfunktion bei einer drohenden Kollision ist gut und das Gesamtpaket bereits für etwa 1800 Euro zu haben. Außerdem hat der Volvo V40 serienmäßig als Erstes einen Außen-Airbag für Fußgänger", heißt es im Testbericht. Viel teurer ist die Technik im Lexus. Sie ist zwar mit einem Nachtsichtsensor ausgestattet, kostet aber 8000 Euro und ist nur im Oberklassen-Modell LS600h L verfügbar.

Mercedes enttäuscht

Einen überraschend schwachen Eindruck hinterließ die Fußgängererkennung der Mercedes PRE-SAFE Bremse in der E-Klasse. Das System zeige bei sich bewegenden Fußgängern Schwächen, so der ADAC. Im Test reagierte es zu spät - ausgerechnet bei einem Kind, das über die Straße läuft.

BMW rangiert im Test auf dem zweiten Platz und verbaut das mit etwa 520 Euro günstigste System. Es kann allerdings keine Vollbremsung auslösen sondern unterstützt lediglich durch die automatische Geschwindigkeitsreduzierung den Fahrer beim Abbremsen, was wiederum die Kollisionsgefahr vermindert. Positiv ist für den ADAC, dass es für viele BMW-Modelle erhältlich ist.

Dennoch mahnt der Automobilclub zur Skepsis gegenüber den noch neuen Bremsassistenten. Auf die Systeme sollen sich die Autofahrer niemals blind verlassen, schreibt der ADAC. Die komplexe Erkennung von Fußgängern bringe die Technik noch an ihre Grenzen.

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