Süddeutsche Zeitung

Frankreich:Bis zu 20 000 Euro Steuer für einen Spritschlucker

  • Frankreich hat die Zulassungssteuern für verbrauchsstarke Autos noch einmal drastisch erhöht.
  • Ab 1. Januar müssen Neuwagenkäufer bis zu 20 000 Euro zahlen, wenn ihre Wagen besonders umweltschädlich sind.
  • In Deutschland sträubt sich die Regierung bislang gegen ein derartiges Bonus-Malus-System in der Kfz-Steuer.

Von Christina Kunkel

Wie bekommt man Autokäufer dazu, sich von großen, schweren, verbrauchsstarken Wagen zu verabschieden? In Frankreich hat die Regierung darauf eine klare Antwort: Rauf mit den Steuern! Während es sich in Deutschland nur in der jährlichen Kfz-Steuer leicht bemerkbar macht, ob man ein sparsames Auto fährt oder einen Spritfresser, greifen die Franzosen den Neuwagenkäufern jetzt richtig in den Geldbeutel. Wer dort ab Januar 2020 bei der Zulassungsstelle ein neues Auto anmeldet, das mehr als 185 Gramm CO₂ pro Kilometer ausstößt (gemessen nach NEFZ), zahlt eine einmalige Steuer von 20 000 Euro. Ab März wird dann nach den Werten den neuen, realitätsnäheren Messzyklus WLTP abgerechnet, dann liegt die Höchstgrenze bei 212 g/km. Damit hat die französische Regierung die Beträge noch einmal drastisch verschärft. Zunächst waren als Höchstgrenze ab 2020 nur 12 500 Euro vorgesehen, bisher sind es 10 500 Euro.

Für Elektroauto-Käufer gibt es dagegen weiter bis zu 6000 Euro Prämie. Plug-in-Hybride bekommen keinen Bonus. Dazu muss man wissen, dass gerade im SUV- und Luxuslimousinen-Segment viele Modelle den Grenzwert von 185 Gramm pro Kilometer überschreiten. Aber auch einige Familienvans stoßen bei ihren Verbrauchswerten schnell in Regionen vor, in denen in Frankreich dann mehr als 10 000 Euro Zulassungssteuer fällig werden. Steuerfrei sind alle Verbrenner, die weniger als 110 Gramm CO₂ pro Kilometer ausstoßen.

Bisher galt eine Steuer-Obergrenze von 10 500 Euro für Spritfresser und auch erst ab einem CO₂-Ausstoß von 191 g/km. Seit Jahresbeginn wurden in Frankreich mehr als 16 000 Fahrzeuge zugelassen, bei denen die Besitzer diesen Höchstbetrag zahlen mussten. Das entspricht zwar nicht einmal einem Prozent aller Gesamtzulassungen, dennoch hat der Staat dadurch allein 168 Millionen Euro eingenommen. Dieser Betrag könnte sich mit den neuen Steuern fast verdoppeln.

Auch bei der jährlichen Kfz-Steuer kommt es in Frankreich darauf an, wie viel CO₂ ein Fahrzeug ausstößt. Für Autos im Privatbesitz zahlt man einen Pauschalbetrag von 160 Euro pro Jahr, unabhängig von der Kraftstoffsart. Allerdings gilt die Kfz-Steuer nur für Fahrzeuge, die mehr als 190 g CO₂/km ausstoßen, Fahrzeuge mit geringeren CO₂ -Emissionswerten sind von der Steuer befreit. Diese Regelung gilt seit 2012. Im Jahr 2017 waren lediglich 0,3 Prozent der Neuwagenkäufer in Frankreich von der Kfz-Steuer betroffen.

Für Deutschland hatte im Sommer das Umweltbundesamt ein Bonus-Malus-System gefordert, bei dem sich die jährliche Kfz-Steuer nur noch nach dem CO₂-Ausstoß des jeweiligen Autos richten würde. Zwar nannte die Umweltbehörde dabei keine genauen Summen, doch diese sollten so hoch sein, dass sie eine echte Lenkungswirkung hätten - also die Menschen bewusst zu sparsameren Autos greifen. Auch die neue SPD-Führung machte sich zuletzt für eine derartige Regelung stark.

Bringen derartig drastische Steuern etwas? Auch dazu lohnt ein Blick nach Frankreich: Dort lagen die durchschnittlichen CO₂-Emissionen von Neufahrzeugen 2017 bei 111 Gramm CO₂/km, in Deutschland dagegen bei 126.

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