Ford Kuga:Zwischen Kuh und Gams

Der neue Ford Kuga kombiniert Nützlichkeit mit Kletterkunst und will, nebenbei, den VW Tiguan ärgern.

Clauspeter Becker

Der Name sei ein Kunstwort, heißt es offiziell bei Ford, und habe nichts zu tun mit jenem Cougar, der als sportliches Coupé zwischen 1998 und 2002 das Programm der Marke maßvoll belebte. Auch das Prinzip des Wolfsburger Wettbewerbers, im Namen Tiguan die Eigenschaften von Tiger und Leguan zu verschmelzen, sind in Köln zumindest nicht beabsichtigt. Doch sobald man die beiden Silben und das Auto näher betrachtet, trifft bei Kuga die Nützlichkeit einer Kuh auf die Kletterkunst der Gams. Zumindest ansatzweise.

Ford Kuga: Hoch hinaus: So wie hier wird man auch den Ford Kuga wohl eher selten antreffen. Dort, wo alle fahren, auf der Straße nämlich, macht er aber keine schlechte Figur.

Hoch hinaus: So wie hier wird man auch den Ford Kuga wohl eher selten antreffen. Dort, wo alle fahren, auf der Straße nämlich, macht er aber keine schlechte Figur.

(Foto: Foto: Ford)

Ein kantig geschnittener Bursche

Die zweckdienliche Kombination solcher Talente ist made in Germany. Der Kuga wurde komplett in Köln und nur für den europäischen Markt entwickelt, und das allein garantiert eine Qualität, die dieses SUV von den für einen globalen Markt vorgesehenen Kollegen vorteilhaft unterscheidet.

Seine ausgeprägte Begabung für die Bewältigung aller Aufgaben im Dienst einer Familie stellt der Kuga räumlich überzeugend dar. Die großzügig bemessene Basis seiner Karosserie hat er vom kompakten Van Ford C-Max übernommen. Den deutlich kernigeren Charakter des Kuga unterstreicht ein entsprechend angeschärftes Design mit einer - wie Ford es nennt - ikonographischen Gestaltung. Landläufig ausgedrückt ist der Kuga ein kantig geschnittener Bursche.

Hinter der Fassade gibt es reichlich Platz für vier Personen und befriedigenden Raum für fünf, alle umgibt ein sympathisches, qualitativ gutes Ambiente. Wer vorne fahren darf, wird von angenehmen Sitzen mit guter Seitenführung verwöhnt. Der Kofferraum fasst 410 Liter bis zur Fensterunterkante, durch Umlegen der Rücksitze lässt sich das Volumen beim Ausnutzen der vollen Höhe bis auf 1405 Liter vergrößern. Das Einladen von kleinerem Stückgut wird durch eine teilbare Heckklappe erleichtert. Und wer in der Gesellschaft von zwei Pferden verreisen will, darf einen 2,1 Tonnen schweren Anhänger ziehen.

Zwischen Kuh und Gams

Der Arbeitsplatz des Fahrers macht auf den ersten Blick einen aufgeräumten, funktionellen Eindruck. Doch in diversen Punkten folgt die Bedienung nicht mehr den alten Regeln des Autos, sondern den neuen Gesetzen der Computer. Ein Menü muss aufgerufen werden, um den Tageskilometerzähler auf null zu stellen, die Einstellung der Klimaanlage zu korrigieren oder die Lenkkräfte zwischen Komfort, Normal und Sport zu variieren. Alles Aufgaben, die man während der Fahrt lösen möchte, dies aber kaum sicher zuwege bringt.

Der Diesel will rege geschaltet sein

Umso erfreulicher in seinen Umgangsformen ist der Vierzylinder-Dieselmotor mit zwei Liter Hubraum. 100 kW (136 PS) stehen hier bei 4000 U/min zur Verfügung und 320 Nm Drehmoment machen bei 2000 Touren ganz gehörig Druck. Die nach Messwerten sehr respektable Kraftentfaltung (0-100 km/h in 10,7 Sekunden und Spitzentempo 180 km/h) spielt sich fürs Ohr sehr diskret ab.

Der Diesel ist, wie das der aktuelle Stand der Technik gebietet, leise und flüstert nur mit nagelndem Akzent. Aufmerksame Blicke auf den Drehzahlmesser und reger Umgang mit der leichtgängigen und präzisen Schaltung des Sechs-Gang-Getriebes sind aber erforderlich, um die Genügsamkeit dieses Diesel auszuloten und mit durchschnittlich 6,4 Liter 100 Kilometer weit zu kommen.

Etwas mehr genehmigen wird sich ein Fünfzylinder-Benzinmotor mit 2,5 Liter Hubraum, den ein Turbolader zu 200 PS ermuntert. Diese vom Triebwerk des Focus ST abgeleitete Maschine soll etwas später zum Einsatz kommen und für den Kuga Märkte mit geringerer Dieselakzeptanz - wie die Schweiz - erobern.

Zwischen Kuh und Gams

Eine Reise im dieselnden Kuga verläuft nicht nur wohlfeil und ruhig, sondern auch ausgesprochen komfortabel. Die Federung ist relativ weich abgestimmt, aber Stoßdämpfer und Stabilisatoren unterdrücken die Wankneigung in den Kurven erfolgreich. Ford hat hier einen guten Kompromiss zwischen Komfort und Fahrsicherheit gefunden und mit einer sehr aktiven Abstimmung der Lenkung im Sportmodus dem Kuga eine Prise Sportlichkeit mitgegeben. Die Grenzen der Fahrdynamik werden natürlich mit allen zeitgemäßen Mitteln wie ABS, ESP und ASR gehütet; und für die passive Sicherheit sorgen die entsprechenden Dreipunktgurte, aktive Kopfstützen vorn und die übliche Rundumversorgung mit Airbags.

Mit rund 30.000 Euro ist man dabei

Beim Antrieb hat man die Wahl zwischen dem Kraftfluss nur zu den vorderen oder aber zu allen Rädern. Der Hinterradantrieb beim 4×4 wird bei Bedarf über eine Haldex-Kupplung durch ein elektrisches Signal zugeschaltet. Aktiver Bremseingriff sichert auf glatter Straße im Winter oder auf losem Untergrund im Gelände die Traktion. Und so kommt auch der Kuga jenseits des Asphalts weiter voran, als man dies einem braven SUV ohne Reduktionsgetriebe zutraut.

Auch wenn vorerst noch keine detaillierte Preisliste vorliegt, steckt Ford knapp drei Monate vor Verkaufsstart schon mal den Rahmen ab. Der Kuga in der Version Trend wird von 26.500 Euro an zu haben sein. Der üppiger ausgestattete Titanium soll etwa 2000 Euro mehr kosten. Und dieselbe Summe wird für den Allradantrieb extra berechnet.

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