Ford Focus C-Max 2.0 TDCi:Bruder Leichtfuß

Die aparte Raum-Variante des Ford Focus ist etwas für Familienväter, die ihrem Sportcoupé nachtrauern.

Von Jörg Reichle

Vans sind nicht jedermanns Sache, auch wenn ihr Marktanteil in Deutschland beständig wächst. Bei aller Freizeit-Besessenheit und demonstrativem Familiensinn sind sie gemeinhin nicht gerade ein Ausbund an automobiler Selbstinszenierung in der Ich-Gesellschaft. Zu hoch, zu plump, zu bieder. Und noch immer bestätigen Ausnahmen die Regel des Modell-Angebots.

Ford Focus C-Max 2.0 TDCi: Ähnlich reizvoll wie sein Focus-Bruder: die C-Max-Variante

Ähnlich reizvoll wie sein Focus-Bruder: die C-Max-Variante

(Foto: Foto: Ford)

Der C-Max ist eine solche Ausnahme. Das liegt in erster Linie an seinem Auftritt. Über der Plattform der nächsten Focus-Generation haben die Ford-Designer den Raum derart gekonnt umbaut, dass alle Assoziationen an Kinderkrippe und Müsli-Kost im Keim ersticken. C-Max ist scharfkantig in seiner Aussage und seine Silhouette ausgesprochen dynamisch. Der cw-Wert von 0,31 - Rekord in seiner Klasse - bestätigt das schlanke Wesen und honoriert die zierliche Form.

Platz? Naja.

Und wer immer seinem Sportcoupé nachtrauert, das er damals verkaufen musste, als die Kinder kamen: Hier werden seine Schmerzen gelindert - von ferne erinnert der Auftritt an den federnden Schritt in unbeschwerten Zeiten. Da nimmt man dann auch Kompromisse in Kauf.

In puncto Platz zum Beispiel. Denn eines ist klar: Ein Auto kann innen nicht größer sein als außen, der C-Max auch nicht. Es gibt Vans, die mehr Sitze haben (Opel Zafira), mehr Gepäckraum (VW Touran), und ein Renault Scénic hat jede Menge Ablagen, die man im Ford schon gar nicht mehr sucht.

Richtig variabel

Der Focus-Van kompensiert diese Schwächen mit ausgesprochener Variabilität. Nicht, dass seine fünf Sitze raffinierter umzulegen wären als anderswo, aber sie sind trotz ihrer strammen knapp 18 Kilogramm einigermaßen leicht auszubauen und bieten zudem eine Besonderheit, wie sie ähnlich nur der Opel Meriva zu Stande bringt: Klappt man den mittleren Fondsitz zurück, lassen sich die beiden äußeren Plätze diagonal nach hinten und zur Mitte hin verschieben. Dann sitzt man fürstlich in der zweiten Reihe, streckt ungestraft Ellbogen und Knie aus und bedauert von Herzen jeden Business-Flieger. Nur fürs Gepäck - Kompromiss, Kompromiss! - bleibt dann spürbar weniger Platz hinten im C-Max.

Doch auch noch so sportliche Vans sind letztlich ihrer Bestimmung verpflichtet: Gutes Raumgefühl für die Insassen und bequemes Sitzen müssen einhergehen mit gutem Langstrecken-Komfort und einfacher Bedienung. Der Ford genügt hier durchaus strengen Maßstäben.

Und mehr als das. Das Lenkrad und der Joystick-Schalthebel oben auf der Mittelkonsole liegen in optimaler Reichweite, der Fahrer sitzt zwar höher als im normalen Focus, hat aber trotzdem den subjektiven Eindruck, organisch mit dem Auto verbunden zu sein. Das schaffen sonst nicht viele Vans.

Eins-sein

Dieses Eins-sein verstärkt sich noch beim Fahren. Vergessen das saumselige Dahinschaukeln in so manchem Konkurrenzprodukt, der C-Max bewegt sich so schlank und straff, wie er von außen wirkt. Das ist im Grunde kein Wunder, schließlich hat ja bereits das Fahrwerk des Focus genügend Lorbeeren geerntet. Nur, dass diese Form der präzisen und dynamischen Fortbewegung eben für einen Van nicht selbstverständlich ist.

Das serienmäßige ESP muss dabei auf die von der elektrohydraulischen Lenkung präzise dirigierte Gangart höchst selten mäßigend einwirken, und die Bremsen bestätigen die solide Sportlichkeit. Für den Fall der Fälle ist dennoch vorgesorgt. Ein "Intelligent Protection" genanntes System von zweistufigen Frontairbags, Seitenairbags für die erste Sitzreihe sowie Kopfairbags vorn und hinten soll das Schlimmste verhindern.

Zwei Liter sollen es schon sein

Als Motorisierung empfehlen wir für den C-Max eindeutig den Zweiliter-Turbodiesel mit 136 durchzugsstarken PS und serienmäßiger Sechsgang-Schaltung. Daneben wirken die beiden Benziner mit 1,6 und 1,8 Litern Hubraum doch etwas schmalbrüstig, und auch der 1,6-Liter-Diesel hat deutlich weniger Drehmoment zu bieten.

Die Vorteile des großen Selbstzünders sind klar: kraftvolle Beschleunigung ohne die verbreitete Anfahrschwäche, gute Laufkultur, vernünftiger Verbrauch. Etwa acht Liter waren es durchschnittlich im Testbetrieb.

Ein Sonderangebot ist der C-Max damit allerdings nicht. In der Ausstattung Trend (darunter liegt Ambiente, darüber Ghia) kostet der 2.0 TDCi wenigstens 23.150 Euro. Mit einigen Nettigkeiten wie Radio, Tempomat, Standheizung und Lederausstattung kam unser Testwagen leicht auf mehr als 28.000 Euro. Teurer war das Sportcoupé von damals vermutlich auch nicht.

Ford Focus C-Max 2.0 TDCi: 100 kW (136 PS); max. Drehmoment: 320 Nm bei 2000 / min; 0-100 km / h: 9,6 s.; Höchstgeschwindigkeit: 200 km / h; Verbrauch: 5,6 l / 100 km; Grundpreis: 23 150 Euro.

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