Ford F-650 Super Duty:Der weiße Riese

Er ist beinahe so groß wie ein Sattelschlepper und er treibt jedem, dessen Weg er kreuzt, die Schreckensblässe ins Gesicht - der Ford F-650 Super Duty. Eine Ausfahrt im Dinosaurier.

Stefan Grundhoff

Der Auftritt des Ford F-650 kommt einem Großereignis gleich - selbst in den Straßen einer so an Exoten gewöhnten Großstadt wie München. In Bayerns Metropole, wo sich sonst niemand ernsthaft nach einem Auto umdreht, stehen die Menschen mit offenem Mund am Wegesrand und schütteln den Kopf. Glücklicherweise sieht man einen Ford F-650 in deutschen Landen nicht alle Tage - sonst müsste man jeden Ampelstopp wohl als Demonstration anmelden.

Ford F-650 Super Duty: Beinahe so groß wie ein Sattelschlepper: der Ford F-650 Super Duty

Beinahe so groß wie ein Sattelschlepper: der Ford F-650 Super Duty

(Foto: Foto: Pressinform)

Wem ein Hummer H1 zu unbequem ist ...

Wer aus einem kleinen Sportroadster nach oben Richtung Führerhaus blickt, der könnte den F-650 für einen Unimog oder eine Scania-Zugmaschine halten. Der 650 ist derzeit nicht mehr und nicht weniger als der mächtigste Serien-Pick-up auf dem Weltmarkt.

Wem ein Hummer H1 zu unbequem ist und eine Stretch-Limousine zu gewöhnlich, der kann sich vielleicht für einen Ford F-650 begeistern und damit seinen Tankwart um die Ecke zum wohlhabenden Mann machen. Dabei ist es weniger der Verbrauch, der sich bei gemächlicher Fahrweise zwischen 15 und 20 Liter einpendelt, der für strahlende Augen des Mannes an der Tanke sorgt. Es ist eher das Fassungsvermögen der beiden verchromten Tanks links und rechts. Sie schlucken zusammen rund 400 Liter Diesel. Wer voll tankt, verabschiedet sich auf einen Schlag von mehr als 500 Euro auf seinem Konto.

Aus dem Führerhaus hat man einen erstklassigen Blick auf die Umgebung. Wie ein Leuchtturm erhebt sich der F-650 aus dem Straßenverkehr in Europa. Noch höher als das Führerhaus sind nur die beiden High Pipes, die sich in den Himmel recken.

Der weiße Riese

Wer das Volant über die Trittstufen der Seitentanks erst einmal erklommen hat, der wird sich wundern, wie leicht und locker sich der über fünf Tonnen schwere Koloss im Alltagsbetrieb bewegen lässt. Wie ein Kapitän der Landstraße sitzt man auf seinem Bock und lässt sich von dem wuselnden Verkehr ringsum herzlich wenig beeinflussen. Größer ist sowieso keiner. Und die winzigen Range Rover, VW Golf, Kia Sorrento oder Mercedes Sprinter sorgen allenfalls für ein überlegenes Lächeln.

Im Radio dröhnt Truck Stop und um einen Parkplatz braucht man sich sowieso nicht zu kümmern. Einfach abstellen reicht. Die gewöhnlichen Parklücken sind sowieso zu klein - und abschleppen kann einen auch keiner. Aber gerade in der Innenstadt sollte man seinen Blick nicht von den überdimensionalen Außenspiegeln wenden. Breit wie ein Panzer nutzt man gut und gerne eineinhalb Fahrbahnen.

Die Lenkung des F-650 ist Lkw-typisch indirekt und das Schalten übernimmt eine pneumatische Sechsstufen-Automatik aus dem Hause des Lkw-Spezialisten Allison, die mit Drucktasten betätigt wird und die Kraft des 6,7 Liter großen Achtzylinders an die Hinterachse leitet.

Ein Blick unter die nach vorne zu klappende Motorhaube von der Größe eines Smart Fortwo zeigt den großvolumigen Cummins-Dieselmotor, der 239 kW/325 PS und ein mächtiges Drehmoment von 1000 Nm leistet. Der Sicherheit wegen ist der Ford F-650 bei 125 km/h abgeregelt. Eine Fahrt über den Brenner kann so durchaus zum Vergnügen werden. Und auf der großen Ladefläche kann man Lebensmittel für eine ganze Wohnsiedlung transportieren.

Der weiße Riese

Alle sprechen von sparsamen Kleinwagen, Das Thema Downsizing ist in aller Ingenieurs Munde und Geiz ist nach wie vor für viele Autofahrer geil. Wer sich allerdings von der Masse abheben will (und das nötige Benzingeld hat), wird dagegen mir dem Ford F-650 genau richtig bedient.

Zu bekommen ist der Gigant aus Dearborne jedoch nur bei US-Importeuren wie Geigercars in München. Beim Ford-Händler um die Ecke stehen allenfalls der neue Ford Fiesta oder die ersten Modelle des kleinen Ka - beide wären dem Koloss selbst als Anhänger zu klein und fänden allenfalls auf der Ladefläche Platz.

Fords ansonsten weltweit begehrte F-Serie, die in diesem Jahr ihren 60. Geburtstag feierte, wird in Deutschland ebenso wenig angeboten wie Mustang oder Shelby. Der F-150 ist in den USA seit vielen Jahren das erfolgreichste Auto. Wer es eine oder zwei Nummern größer will, gönnt sich einen 250er oder einen 350er mit Doppelkabine und Zwillingsbereifung. Den Übervater F-650 aber bekommt man selbst im "supersized" mittleren Westen der USA nicht alle Tage zu sehen.

Damit die mächtige Symbiose aus Lastesel und Lifestyle-Auto überhaupt auf deutschen Straßen unterwegs sein darf, musste er abgelastet werden. Sein zulässiges Gesamtgewicht ist auf 7,5 Tonnen begrenzt - regulär wären es knapp 13 Tonnen.

US-Spezialist Geigercars kommt mit den Aufträgen kaum nach und hat bereits eine handvoll der 6,50 Meter langen Mega-Pick-ups unter die Leute gebracht - zu Preisen ab 100.000 Euro. "Wir verkaufen jeden Monat mindestens ein solches Auto", sagt Firmenchef Karl Geiger. Nur. Denn die Nachfrage ist größer: "Aber aus den USA bekommen wir einfach nicht mehr."

Die Kunden, die einen der Super Dutys erstanden haben, können sich im Lastwagen-Cockpit über Annehmlichkeiten wie Klimaanlage, Ledersitze und eine Luftfederung freuen. Und über ein Soundsystem, über das sich Truck Stop irgendwie sehr heimisch anhört.

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