Ford Allradvarianten:Zuverlässiges Fortkommen

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Zwei 4×4-Konzepte stammen aus Kooperationen

(SZ vom 01.03.1997) Warum leistet sich Ford drei verschiedene Allradantriebe für seine Personenwagen? Ist das nicht ein wenig zu teuer, letztlich auch für den Kunden? Grundsätzlich ja, aber nicht bei Ford. Denn die Modelle Ford Galaxy, Maverick und Explorer gehen gewissermaßen aus verschiedenen Ehen von Ford mit anderen Herstellern hervor. Genau genommen wirkt auf die Räder des mit VW gemeinsam entwickelten Ford Galaxy, der das Gegenstück zum Sharan ist, die VW-Eigenentwicklung Syncro-Antrieb. Mit dem Maverick bringt Ford seine Version des Nissan Terrano II auf den Markt und übernimmt auch dessen zuschaltbaren Allradantrieb. Allein der Ford Explorer stammt aus Ford-Entwicklungsstudios und besitzt ein ausgeklügeltes elektronisch geregeltes System für Heckantrieb mit automatisch zuschaltendem Antriebsstrang an die Vorderräder.

Variable Kraftverteilung

Ohne jegliches Zutun des Fahrers arbeitet das Syncro-System im Ford Galaxy. Im Normalfall geht die Antriebskraft ausschließlich an die Vorderräder. Sollten Reibwertunterschiede der Vorderräder gegenüber den Hinterrädern signalisieren, daß der Galaxy auf Traktionsschwierigkeiten stößt, schaltet das System vollautomatisch den Hinterachsantrieb dazu. Das geschieht über eine Visco-Kupplung, die die Antriebskräfte zudem variabel verteilt. Darüber hinaus wirkt auf die Vorderräder eine Antriebsschlupfregelung, die mit Hilfe der ABS-Sensoren das schneller drehende Rad gezielt abbremst und die Traktion noch einmal verbessert. Der Galaxy 4×4 wird mit 128 kW (174 PS) starkem 2,8-Liter-Sechszylindermotor und Vierstufenautomatik geliefert. Er kostet ab 58 540 Mark.

Der Ford Maverick ist der robusteste Allradler im Programm. Er fährt mit Heckantrieb. Von Hand läßt sich der vordere Antriebsstrang zuschalten, während der Fahrt noch bis 40 km/h. Da der Maverick über ein selbstsperrendes Hinterachsdifferential verfügt und auch über eine Geländeuntersetzung, ist er für den harten Einsatz gut vorbereitet. Sein Vierzylindermotor mit 2,7 Liter Hubraum verfügt über einen Ladeluftkühler und leistet 92 kW (125 PS). Als Dreitürer mit kurzem Radstand kostet er ab 41 430 Mark. Mit dem 2,4-Liter-Vierzylinder-Benzinmotor, der 85 kW (116 PS) leistet, ab 38 430 Mark.

Der Explorer möchte der Range Rover von Ford sein, allerdings zu einem deutlich niedrigeren Preis ab 63 400 Mark. Er läßt seinem Fahrer die Wahl zwischen dem vollautomatischen Antriebssystem Control-Trac und einem Heckantrieb mit manuell zuschaltbarem 4×4. Im Modus Control-Trac schickt eine Steuerelektronik bei Drehzahlunterschieden zwischen vorderem und hinterem Antriebsstrang automatisch Drehmoment an die Vorderräder. Die Verteilung nach vorne und hinten beträgt immer 50:50. Wenn es die Traktionsbedingungen zulassen, schaltet das System selbsttätig wieder auf Heckantrieb. Wer seiner Entscheidungskraft mehr zutraut als dem elektronischen System, kann den Allradantrieb über einem Schalter aktivieren.

Der Ford Explorer wird von einem 4,0-Liter-Sechszylinder-Triebwerk befeuert, das 152 kW (205 PS) bereitstellt und bis zu 339 Nm Drehmoment entwickelt. Damit zeichnet er sich als Zugpferd der Ford-Allradfamilie aus, das Hänger bis zu 2568 Kilogramm ziehen darf. Der Zweitonner kann 171 km/h erreichen und kostet mit ABS, Doppelairbag und zahllosen Features ab 63 400 Mark.

Für Förster und Pferdefreund

Zuverlässig und sicher durch den Winter kommt man mit jedem der drei Systeme. Allein der persönliche Komfort, die Mühe oder das Vergnügen des Zuschaltens, läßt uns Präferenzen verteilen. Die Sicherheit spricht für automatische Systeme, die schneller reagieren als der Mensch und mithin zuverlässiger arbeiten. Daß ein von Hand zuschaltbarer Allradantrieb zu einem Hardliner wie dem Ford Maverick allerdings besser paßt als ein Syncro-Antrieb sei unterstellt. Deshalb dürfte die Wahl des Systems letztlich der Wahl des Fahrzeug-Konzeptes folgen: Der Galaxy für die wintersport-besessene Familie, der Explorer für den Pferdefreund und der Maverick für den Förster. Wer sich in diesen Kategorien nicht wiederfinden möchte, darf getrost fragen, ob er einen Allradantrieb überhaupt braucht.

Von Jürgen Zöllter

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