Flugreisen in der Zukunft:In zwei Stunden nach New York

Vierfache Schallgeschwindigkeit, Flüge in 35 Kilometer Höhe: Auf der internationalen Luftfahrtmesse Aérosalon in Paris präsentiert die Flugbranche revolutionäre Technologie - die in der Zukunft der Luftfahrt nur eine untergeordnete Rolle spielen wird.

Jens Flottau

Das Vorhaben klingt fast zu schön, um wahr zu werden: Zweieinhalb Stunden soll ein Flug von Frankfurt nach Tokio dauern, zwei Stunden der nach New York. Das erinnert an Geschäftsreisen zu Concorde-Zeiten, als man für einen Mittagessen-Termin schnell nach Manhattan düsen konnte. Dann soll das neue Flugzeug auch noch umweltfreundlich sein und Biotreibstoffe nutzen.

Der Luft- und Raumfahrtkonzern EADS hat auf der internationalen Pariser Luftfahrtmesse Aérosalon Pläne für ein Flugzeug präsentiert, das genau dies leisten soll. Zero Emission High Speed Transport nennt sich das Projekt, das laut EADS-Technologiechef Jean Botti 2040 einsatzreif sein könnte. Herkömmliche Jet-Triebwerke, Raketenmotoren sowie eine Technik, die die Strömungsgeschwindigkeit der Luft nutzt, sollen die Maschine auf vierfache Schallgeschwindigkeit beschleunigen und in 35 Kilometer Höhe befördern, bevor das neue Flugzeug seinem Ziel entgegensegelt.

Zweifache Schallgeschwindigkeit

Dies ist nur eins von vielen Projekten, die Ingenieure von Airbus und Boeing, aber auch Forscher des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt oder der Nasa verfolgen. Airbus etwa hat einen Entwurf ins Spiel gebracht, der darstellt, wie Langstreckenflugzeuge künftig aussehen könnten: Die Maschine hat einen breiten Rumpf aus Kohlefasern, die Triebwerke sind weitgehend integriert und hängen nicht mehr unter den Tragflächen, um den Luftwiderstand zu reduzieren, die Leitwerke sind v-förmig.

Boeing wiederum präsentierte jüngst Studien über eine Maschine, die mit fast zweifacher Schallgeschwindigkeit fliegen und 120 Passagiere befördern soll. Ein anderes Modell könnte mit einem Motor versehen sein, der ein Hybrid aus Gasturbine und Elektrotriebwerk sein soll. Der Verbrauch sinkt dabei um 70 Prozent, haben die Planer errechnet.

Milliardenteure Entwicklungskosten

So schön die Konzepte sind, so wahrscheinlich ist es aber, dass Flugzeuge in 25 Jahren den heutigen noch ähneln. "Wir bauen die Boeing 747 seit den sechziger Jahren", sagt Jim Albaugh, Chef der Boeing Commercial Airplane Group. "Und wir haben sie gerade modernisiert, um sie noch einmal 20 bis 30 Jahre weiterzubauen."

Hersteller haben dafür vor allem wirtschaftliche Gründe: Oft dauert es Jahrzehnte, bis die milliardenteuren Entwicklungskosten für neue Maschinen wieder hereingeholt sind. Der Airbus A380 etwa wurde im Jahr 2000 offiziell gestartet, dürfte unter dem Strich aber nicht vor 2030 Gewinne abwerfen.

Konservative Flugbranche

Darüber hinaus ist die Flugbranche konservativ und jedem unnötigen Risiko abgeneigt. Wenn etwas gut funktioniert, sehen die Hersteller wenig Grund zu Änderungen. Zu groß ist die Angst vor einem weiteren Produktionschaos wie beim Airbus A380 oder der Boeing 787, bei denen sich die Auslieferung um zwei respektive drei Jahre verzögerte.

Doch die Flugzeughersteller stehen unter hohem Druck, Maschinen zu entwickeln, die weniger verbrauchen und umweltfreundlicher sind. Die International Air Transport Association, der Interessenverband der Fluggesellschaften, will den Kohlendioxid-Ausstoß im Luftverkehr bis 2050 um die Hälfte senken - gleichzeitig verdoppelt sich bei den bisherigen Wachstumsraten die Flotte alle 15 Jahre. Derzeit gilt es als ausgemacht, dass der Umstieg auf Biosprit den mit Abstand größten Teil der Einsparungen leisten muss. Revolutionäre Technologien wie sie nun auf dem Pariser Aérosalon vorgestellt wurden, spielen eine eher untergeordnete Rolle - so spektakulär sie auch aussehen mögen.

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