Feuerwehrfahrzeug:Wasser marsch

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Die Düse hinter dem Fahrerhaus kann das Löschmittel bis zu 80 Meter weit werfen. (Foto: Magirus)

Wald- und Flächenbrände dürften künftig öfter auftreten. Mit speziellen Fahrzeugen sollen Feuerwehrleute besser dagegen vorgehen können.

Von Marco Völklein

Als im Sommer 2019 großflächige Waldbrände unter anderem in Brandenburg, aber auch in anderen Bundesländern, tobten, da zeigten die TV-Bilder oft noch alte Feuerwehrfahrzeuge aus DDR-Beständen. Die Ifa-Laster vom Typ W50 (das Kürzel Ifa steht für "Industrieverband Fahrzeugbau", einen Zusammenschluss verschiedener DDR-Kombinate) sind zwar geländegängig, und manch ein Fan lobt auch deren robuste Technik - auf der Höhe der Zeit, was die Bekämpfung eines Flächenbrandes angeht, dürften die meisten Fahrzeuge allerdings damals schon nicht mehr gewesen sein. Zumal in Ländern wie Frankreich oder Spanien, wo sich Feuerwehren viel öfter mit Vegetationsbränden herumschlagen müssen, deutlich leistungsfähigere und auf solche Vorkommnisse speziell ausgerichtete Fahrzeuge zum Einsatz kommen.

Meteorologen gehen ohnehin davon aus, dass aufgrund des Klimawandels extreme Wetterlagen künftig häufiger auftreten werden - die Dauer von Hitzeperioden (und damit auch die Zahl größere Waldbrände) dürfte also in Zukunft zunehmen. Mittlerweile reagieren auch deutsche Hersteller von Spezialfahrzeugen auf diese Herausforderungen.

So hat zum Beispiel Magirus mit Sitz in Ulm vor Kurzem das speziell zur Waldbrandbekämpfung ausgestattete TLF Aircore vorgestellt. Die Buchstabenkombination TLF steht dabei für "Tanklöschfahrzeug"; Aircore wiederum beschreibt die Technologie einer sogenannten Wasservernebelungsanlage, die sich auf der Ladefläche des geländegängigen Iveco-Basisfahrzeugs befindet.

Das Ganze erinnert an ein Flugzeug-Triebwerk

Die Konstruktion erinnert stark an ein Triebwerk unter der Tragfläche eines Düsenflugzeugs - nur dass das Ganze eben auf dem Heck eines Feuerwehr-Lkw montiert ist. Eine zentrale Monitordüse im Zentrum sowie ein Kranz aus mehreren Einzeldüsen ermöglichen es den Brandbekämpfern, große Wassermengen, aber auch Schaum sowie verschiedene Zusätze zu vernebeln und diesen Löschnebel auf einen - je nach Strahleinstellung - bis zu 80 Meter weit entfernten Brandherd zu richten.

Damit sollen nach Angaben von Magirus-Chef Marc Diening neben Wald- und Flächenbränden beispielsweise auch (Groß-)Feuer in Industrieanlagen rasch und effektiv bekämpft werden können. Auf dem Iveco-Lkw ist die Löschturbine direkt hinter dem Fahrerhaus montiert, mittels eines speziellen Gestells kann sie um bis zu 80 Zentimeter angehoben und anschließend in alle Richtungen geschwenkt sowie geneigt werden.

Pro Minute können die Feuerwehrleute bis zu 6000 Liter Wasser pro Minute durch die Löschdüse jagen - so viel hat allerdings in der Regel kaum ein Tanklöschfahrzeug an Bord. Um solche Flüssigkeitsmengen auf ein Feuer richten zu können, müssen die Brandbekämpfer erst eine Wasserversorgung aufbauen. Das Aircore-TLF selbst kann insgesamt 3500 Liter Löschmittel bunkern.

Auch der "Pump and roll"-Betrieb ist möglich

Gesteuert wird die Löschdüse aus der Fahrerkabine heraus. Sogenannte Selbstschutzdüsen sorgen dafür, dass sich die Feuerwehrleute mit dem Aircore-TLF möglichst nah an den Brandherd heranwagen können. Außerdem kann das Fahrzeug im "Pump and roll"-Betrieb laufen, wie es in der Fachsprache der Brandbekämpfer heißt: Die Wasserabgabe erfolgt dabei während der Fahrt. Auch das dient dem Selbstschutz der Einsatzkräfte.

Die Löschdüse kann allerdings auch auf anderen Basisfahrzeugen verbaut werden. So hat Magirus neben dem TLF auch einen Löschroboter auf einem kleinen Kettenfahrzeug im Angebot, der ferngesteuert werden kann. Mit einem solchen Roboter können die Retter zum Beispiel gegen einen Autobrand in einer (stark verrauchten) Tiefgarage antreten.

Mit dem "Fire-Bull", einem Kettenlöschfahrzeug, können die Brandbekämpfer in nahezu jedes Gelände vordringen. (Foto: Magirus)

Und was im Kleinen funktioniert, das geht auch einige Nummern größer, dachten sich wohl die Magirus-Entwickler: Denn bei ihrem "Fire-Bull" genannten Fahrzeug haben sie die Aircore-Düse kurzerhand auf ein 310 PS starkes Kettenfahrzeug von Kässbohrer montiert - mit dem können die Brandbekämpfer in nahezu jedes Gelände vordringen. Laut Diening ist das Gefährt aufgrund seines geringen Bodendrucks und einer Wattiefe von 1,40 Meter auch in Mooren und Sümpfen einsetzbar. Solche mit Gummiprofilketten ausgestatteten Offroad-Fahrzeuge kennt man gemeinhin nur aus Skigebieten, wo sie meistens als Pistenraupen unterwegs sind. Künftig können auch Feuerwehren damit ausrücken.

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