Fahrzeugschau:Blickfänger am Start

Der Genfer Autosalon zeigt: Brot-und-Butter-Autos werden eleganter. Nur BMW präsentiert sich extrem mutlos.

Von Thomas Harloff

"Design ist auch die Kunst des Weglassens", sagt Gorden Wagener, der Chefdesigner des Daimler-Konzerns. "Die Zeit der Sicken ist vorbei." Auf dem Genfer Autosalon, der in knapp vier Wochen vom 9. bis zum 19. März stattfindet, wird Wagener erstmals die Skulptur "Aesthetics A" zeigen. Das Auto soll dem künftigen Mercedes-Design den Weg weisen. Es ist eine Zukunft, die deutlich weniger Kanten, Linien und Lichtbrechungen in den Karosserien vorsieht als bislang gewohnt.

Alejandro Mesonero hat einen anderen Blick auf Autodesign. Der Spanier hat die Gestaltungshoheit bei Seat und ist unter anderem verantwortlich für den neuen Ibiza, der ebenfalls in ein paar Wochen in Genf debütiert. Dessen ausschließlich fünftürige Karosserie quillt fast über vor Sicken, Linien und Kanten. Und dennoch lassen erste Fotos erahnen, dass der neue Ibiza wohl einer der schönsten Kleinwagen überhaupt werden könnte.

Opel versucht es beim neuen Insignia indes mit einem Kompromiss. Die Schrägheck-Variante Grand Sport präsentiert sowohl flächige und gestreckte Formen als auch zwei prägnante seitliche Charakterlinien, an denen die Blicke hängen bleiben sollen. Fest steht: Die Zeit des eher buckligen Opel-Designs ist vorbei, die Modelle der deutschen General-Motors-Tochter dürfen nach langer Zeit wieder elegant sein. Und praktisch obendrein: Der Kombi namens Sports Tourer bietet ein Kofferraumvolumen von 640 Liter - über 100 Liter mehr als der Vorgänger.

Frühlingserwachen: Die Premierenvorschau zum Genfer Autosalon

Überall Sicken, Linien und Kanten: In Genf präsentiert Seat die neueste Version des Ibiza.

(Foto: Seat)

Scharfkantig, geradlinig, pragmatisch: Das VW-Design war in der jüngeren Vergangenheit der genaue Gegenpol zur Formensprache von Opel. Und wandelte damit knapp entlang an der Grenze zur Langweilig- und Beliebigkeit. Der Genf-Debütant Arteon verfolgt da einen ganz anderen Ansatz. Vermarktet als viertüriges Coupé mit großer Heckklappe soll er mit rahmenlosen Fenstern, einem neuen Armaturenbrett und bequemeren Sitzen zeigen, dass ihm die Rolle des VW-Top-Modells rechtmäßig verliehen wurde. Ob das Design und die Detailänderungen reichen, um zu kaschieren, dass der schnöde Passat die konstruktive Basis stellt, müssen zuerst das Messepublikum und später die VW-Kunden entscheiden.

Auch der Ford Fiesta zeigt sich selbstbewusster als zuvor - vor allem in der Variante als Mini-SUV

Auch Mitsubishi und Subaru, nicht gerade die bevorzugten Marken der Auto-Ästheten, legen wieder mehr Wert auf stimmiges Design. Im Fall von Mitsubishi handelt es sich um ein SUV mit Coupé-Heck, Subaru zeigt in Genf den neuen XV, ebenfalls ein Auto aus der beliebten SUV-Gattung. Auch der Ford Fiesta gibt sich selbstbewusster als zuvor. Vor allem, wenn er als Fiesta Active mit höhergelegter Karosserie, Kunststoffplanken und Metalldekor zum Kleinwagen-SUV mutiert. Freilich ohne den optischen Eindruck technisch zu untermauern: Auf einen Allradantrieb verzichtet Ford bei dem Auto nämlich.

Frühlingserwachen: Die Premierenvorschau zum Genfer Autosalon

Opel zeigt den Insignia als Grand Sport mit Fließheck.

(Foto: Opel)

BMW scheinen dagegen die gestalterischen Ideen ausgegangen zu sein. Der neue 5er sieht dem 7er zum Verwechseln ähnlich. Angesichts des gerade präsentierten 5er Touring stellt sich endgültig die Frage, wo Spannung und Pfiff des BMW-Designs geblieben sind. Natürlich sieht der Kombi hochwertig aus, gefällig sowieso, verfügt über stimmige Proportionen und einen hohen Wiedererkennungswert. Aber er bietet nichts, was das Auge des Betrachters fängt. Kein Detail, das die aktuelle Mercedes E-Klasse oder den Volvo S90 alt aussehen lässt. Vielleicht ist BMW Chefdesigner Karim Habib auch deshalb ausgeschieden. Sein Nachfolger Jozef Kaban kommt von Škoda

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