Fahrradklima-Test des ADFC:Karlsruhe ist die fahrradfreundlichste Großstadt

Fahrradklima-Test des ADFC: Eine gefährliche Situation: ein zugeparkter Radweg.

Eine gefährliche Situation: ein zugeparkter Radweg.

(Foto: ADFC)
  • In keiner anderen Großstadt sind Radler so zufrieden wie in Karlsruhe, das ergab eine Umfrage mit 230 000 Teilnehmern.
  • 69 Prozent fühlen sich beim Radfahren aber nicht sicher.
  • Besonders bemängelt wurden zu schmale Radwege, schlechte Führung an Baustellen und fehlende Kontrolle von Falschparkern.

Von Felix Reek

Seit Jahren blicken Radler neidisch nach Kopenhagen oder Amsterdam. Hier richtet sich der Verkehr nicht am Auto aus, sondern an den Bedürfnissen von Fahrradfahrern. Auch in Deutschland bemühen sich viele Kommunen, eine bessere Infrastruktur zu schaffen, um die überfüllten Innenstädte zu entlasten. Die Corona-Pandemie wurde als Chance gesehen, den Wandel voranzutreiben. Trotzdem geht das vielen noch zu langsam.

Ein Stimmungsbarometer, wie deutsche Radfahrer diese Entwicklungen beurteilen, gibt alle zwei Jahre der Fahrradklima-Test des Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Clubs (ADFC). Für 2020 nahmen 230 000 Menschen an der Umfrage teil und stimmten per Schulnoten von eins bis sechs unter 1024 Städten ab, wie fahrradfreundlich sie sind.

Karlsruhe konnte sich im Fahrradklima-Test verbessern

Der Gewinner 2020 ist mit einem Durchschnittswert von 3,07 Karlsruhe (über 100 000 Einwohner) - wie schon vor zwei Jahren. Keine Großstadt erzielte ein besseres Ergebnis. Damit konnte sich Karlsruhe im Vergleich zu 2018 verbessern, hier vergaben die Radler den Wert 3,15. Hinter dem Sieger folgt Münster mit einer Wertung von 3,17.

Spitzenreiter bei den Städten über 500 000 Einwohnern ist Bremen (3,57). Die Befragten lobten besonders das Verkehrsklima, die Infrastruktur und die Erreichbarkeit der Innenstadt. Danach folgen im Ranking Hannover (3,67) und, als Aufsteiger, Frankfurt am Main (3,72). Die hessische Metropole konnte sich unter den ersten drei der Städte über eine halbe Einwohner platzieren. Weitere starke Verbesserungen erzielten Wiesbaden, Würzburg, Böblingen, Landau und Gaildorf in Baden-Württemberg. Die schlechtesten Noten in ihren jeweiligen Größenklassen erhielten Köln (4,4), Duisburg (4,5), Hagen (4,9), Lüdenscheid (5,0), Kulmbach (4,7) und Schiffweiler (4,9).

Die meisten Städte verbesserten sich

Gerade bei den Großstädten über 500 000 Einwohner ist die Bilanz insgesamt positiv. Bis auf Dresden und Bremen verbesserten sich alle Metropolen leicht, in München, Berlin, Stuttgart und Düsseldorf erkannten die Befragten "Signale für mehr Fahrradfreundlichkeit". Zu dieser Entwicklung hat die Corona-Pandemie beigetragen; aus Angst vor Ansteckung weichen viele Menschen auf das Fahrrad aus. Viele Kommunen haben darauf reagiert und konkrete Maßnahmen zur Verbesserung der Verkehrssituation vorangetrieben, etwa die Errichtung von Pop-up-Radwegen, Fahrradstraßen oder verkehrsberuhigten Zonen. Was die Verbesserungen der Infrastruktur seit Beginn der Corona-Pandemie angeht, ist das Urteil der Befragten aber vernichtend: Egal wie groß die Stadt ist, im Schnitt lag die Gesamtnote bei 5,0.

So bemängelten die Teilnehmer der Umfrage, dass die Radwege ihrer Stadt zu schmal sind, schlecht an Baustellen vorbeigeführt werden und die Polizei Falschparker zu wenig kontrolliert. 69 Prozent der Befragten fühlen sich beim Radfahren nicht sicher.

"So hart das klingt: Corona hat zwar eine Welle der Berichterstattung über das Fahrradfahren gebracht", fasst es Rebecca Peters vom ADFC zusammen. "Aber reale Verbesserungen bei der Infrastruktur erleben die Radfahrenden weiterhin nicht."

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