Getriebeschaltungen am Fahrrad:Geschützt vor Schnee und Salz

Getriebeschaltungen am Fahrrad: Die Pinion-Schaltung befindet sich auf Höhe des Tretlagers.

Die Pinion-Schaltung befindet sich auf Höhe des Tretlagers.

(Foto: www.pd-f.de)

Schaltungen in Gehäusen verringern den Wartungsaufwand und verlängern die Lebensdauer. Das allerdings hat seinen Preis.

Von Marco Völklein

Mit einer Kettenschaltung am Fahrrad muss man Kamran Ali nicht kommen. Der Nürnberger mit pakistanischen Wurzeln hat vor Jahren seinen Job in der IT-Branche gekündigt - und sich auf eine lange Reise gemacht. Unter anderem führte ihn eine Tour quer über den amerikanischen Kontinent, von Feuerland nach Alaska. Stets mit seinem Fahrrad des Hamburger Herstellers Stevens, das Ali mittels seiner Beine und einer Getriebeschaltung von Pinion vorantreibt.

Diese Schaltung wird auf Höhe des Tretlagers montiert, am tiefstmöglichen Punkt des Fahrrades also. Weil das Getriebe gekapselt ist, bietet es einen guten Schutz vor Schmutz und Witterungseinflüssen - für Extremabenteurer wie Ali eine nicht ganz unbedeutende Sache: In den Anden hatte er beispielsweise mit Temperaturen von minus zehn bis minus 20 Grad Celsius zu kämpfen. Während sein Trinkwasser gefror, brauchte er eine solide Fahrradtechnik. "In der Vergangenheit hatte ich oft mit vereisten Kettenschaltungen zu kämpfen und konnte die Gänge nicht mehr richtig schalten", berichtet Ali auf seinem Blog. Mit seiner 18-Gang-Pinion-Schaltung ist ihm das noch nicht passiert.

Aber auch viele Alltagsradler setzen auf gekapselte Getriebeschaltungen - es muss ja nicht gleich eine teure 18-Gang-Pinion sein. Shimano zum Beispiel bietet mit seinen Modellen Nexus und Alfine zwei bezahlbare Hinterradnabenschaltungen mit acht respektive elf Gängen an, die ebenfalls einen geringen Wartungsaufwand und eine lange Lebensdauer versprechen. Auch wenn diese Schaltungen weniger und teils gröber gestufte Gänge bieten als so manche Kettenschaltung, gerade bei Rädern für den Alltag sowie für die Kurz- und Mittelstrecke haben sie sich bewährt.

Schwerer als Kettenschaltungen

Und wer in zumeist ebenen Gegenden mit nur wenigen, leichten Steigungen unterwegs ist, für den ist die Übersetzungsbreite einer solchen Schaltung in der Regel völlig ausreichend. Wenngleich Nabenschaltungen meist etwas schwerer sind als Kettenschaltungen, der große Vorteil des geringeren Pflege- und Wartungsaufwands steht für viele Nutzerinnen und Nutzer im Vordergrund. Zudem können Schnee, Matsch und Streusalz der geschützten Mechanik weniger zusetzen.

Ein Grund, warum auch Vielfahrerinnen und Ganzjahresradler sowie Menschen, die mit dem Rad auf (längere) Reisen gehen, gerne auf eine Nabenschaltung von Rohloff setzen. Der Hersteller aus Nordhessen brachte die erste Premium-Nabe 1998 auf den Markt. Mit 14 gleichmäßig gestuften Gängen bildet sie nahezu die gesamte Bandbreite einer Kettenschaltung ab - und genießt in Fachkreisen einen fast schon legendären Ruf in Sachen Zuverlässigkeit und Langlebigkeit. Das allerdings hat seinen Preis: Eine Rohloff-Nabe findet sich meist nur an hochpreisigen Fahrrädern.

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Die Rohloff-Nabenschaltung ist meist an hochpreisigen Rädern zu finden.

(Foto: Kay Tkatzik/pd-f.de)

Ganz ähnlich übrigens wie die meisten Pinion-Getriebe, die es auch mit nur sechs, neun oder zwölf Gängen gibt - und die vor einigen Jahren von zwei Jungingenieuren entwickelt wurden, die sich bei Porsche kennengelernt hatten. Sie hatten sich gefragt, warum eigentlich die feinmechanischen, aber wichtigen Teile einer Fahrradschaltung ungeschützt gegenüber Witterung und Schmutz sind - "das ist bei keinem anderen Fahrzeug der Fall", wunderten sie sich, nicht beim Auto, auch nicht beim Motorrad. 2010 stellten die Tüftler den ersten Prototyp vor, 2012 begann die Serienproduktion. Gefertigt werden die Getriebe nun in Denkendorf bei Stuttgart, auch die meisten Zulieferer sitzen Unternehmensangaben zufolge in der Region.

Automatik an Pedelecs

Ebenfalls an vielen hochpreisigen Rädern, aber auch an so manchem Lastenrad, finden sich stufenlose Nabenschaltungen von Enviolo. Mittlerweile gibt es diese auch in einer Automatik-Variante, für die in der Regel das Bordstromnetz von Pedelecs genutzt wird. Ein Sensor überwacht dabei am Tretlager die Trittfrequenz, der Fahrer (oder die Fahrerin) wählt am Lenkerdisplay eine Wohlfühl-Trittfrequenz aus, was zunächst etwas fummelig sein kann. Hat man aber die geeignete Kadenz gefunden, regelt die Automatik die passende Übersetzung nach. Um die Wahl des richtigen Gangs muss man sich nicht mehr kümmern.

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