Süddeutsche Zeitung

Fahrbericht Subaru Forester E-Boxster:Robuster Landarbeiter

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Subaru hat den Forester sanft elektrifiziert - das soll Sprit sparen, hilft der Dynamik aber kaum. Seine wahren Talente liegen abseits der Straße.

Von Peter Fahrenholz

Wenn ein Autohersteller eine kleine Nische bedient, hat das Vor- und Nachteile. Zu den Vorteilen gehört eine übersichtliche Produktpalette und eine Klientel, die die Marke wegen spezieller Eigenschaften schätzt und ihr deswegen meist lange die Treue hält. Geht es dagegen um teure Innovationen, zwingen geringe Stückzahlen oft zu Kompromissen. Der japanische Hersteller Subaru bewegt sich mit seinem seit Jahrzehnten gepflegten Konzept aus permanentem Allradantrieb und Boxermotor in so einem speziellen Segment. Vor allem das in Deutschland populärste Modell, der Forester, wird als robuster Landarbeiter geschätzt und gern von Jägern, Förstern oder Bergbewohnern gefahren, die ein Auto brauchen, das auch abseits asphaltierter Straßen funktioniert. Dieser Kundenkreis ist allerdings überschaubar, in guten Jahren werden in Deutschland etwas mehr als 3000 Forester verkauft.

Auch Nischenmarken stehen aber unter dem Zwang, die immer strengeren EU-Abgasnormen zu erfüllen, müssen aber dabei auf teure Sonderwege für einzelne Märkte verzichten. Subaru hat den Forester deshalb sanft elektrifiziert, der Boxer ist jetzt ein sogenannter Mild-Hybrid. Das wirkt auf den ersten Blick inkonsequent, denn andere Hersteller werfen in großer Zahl Plug-in-Hybride auf den Markt, für die es in Deutschland Förderprämien gibt. Aber eben nur hier und da müssten schon ganz andere Stückzahlen verkauft werden, damit sich die Sache lohnt. Auch bei der Hybridisierung geht Subaru ganz eigene Wege: Denn der Forester hat nicht das 48-Volt-Netz anderer Mild-Hybride, sondern eine 118-Volt-Batterie mit 13,5 kWh, die einen 16,7 PS starken Elektromotor mit Strom versorgt.

Die Fahrleistungen auf der Straße sind für Subaru nicht das Wichtigste

Dieser Motor, eher ein Motörchen, soll den 150 PS starken 2,0-Liter-Boxermotor nicht nur mit zusätzlichem Drehmoment unterstützen, sondern durch Rekuperation beim Bremsen und Fahren im Segelmodus auch beim Spritsparen helfen. Um durchschnittlich 0,7 Liter pro 100 Kilometer soll dadurch nach Subaru-Angaben der Verbrauch sinken, der Hersteller gibt einen Durchschnittsverbrauch von 6,7 Litern je 100 Kilometer an. Ob das in der Praxis auch erreicht wird, ließ sich auf einer kurzen Testfahrt, die stattgefunden hat, kurz bevor das Corona-Virus das öffentliche Leben lahmlegte, nicht überprüfen. Zwar fühlt man sich mit dem Forester, der auf einen neuen Plattform gebaut wird und jetzt mehr Platz bietet, nicht untermotorisiert, aber beim Beschleunigen entfaltet der Wagen trotz Elektrounterstützung nur wenig Dynamik, kein Wunder, bei 1656 Kilo Gewicht.

Aber die Fahrleistungen auf der Straße sind für Subaru noch nie das Wichtigste gewesen. Ein zentrales Element der Firmenphilosophie war immer schon die Sicherheit. Die Karosserie ist mit der neuen Plattform nach Firmenangaben noch mal deutlich steifer geworden, und bei den Assistenzsystemen ist der Forester auf der Höhe der Zeit: Je nach Ausstattungslinie sind alle gängigen elektronischen Helfer zu haben. Eine Kamera beobachtet den Fahrer, und das Auto reagiert mit einem Warnton, wenn der zu lange den Blick in die Umgebung schweifen lässt, statt auf die Straße zu schauen.

Und dann ist da ja noch der Geländefaktor. Bei der erwähnten Testfahrt hatten die Subaru-Leute auch einen Offroad-Parcours eingebaut. Der zeigte zweierlei: Langsamfahren kann nervenaufreibender sein als Schnellfahren. Und der Forester, der über zwei Offroad-Fahrmodi verfügt, kann bedeutend mehr als man ihm ansieht. Im Schneckentempo wühlt er sich durch tiefe, schlammige Furchen, lockeren Sand, klettert steile Hügel hinauf und fährt beängstigend schiefe Ebenen entlang. Das werden die meisten Autofahrer wohl nie brauchen, die Forester-Kunden aber vermutlich ein bisschen öfter. Wer in den Bergen unterwegs ist, dem begegnen immer wieder betagte Forester-Exemplare, denen man ansieht, dass ihre Besitzer den Wagen nicht als Statussymbol betrachten, sondern als Arbeitsgerät nutzen. Mit dem sich zudem bis zu 1870 Kilogramm Anhängelast wegziehen lassen- mehr als mit den meisten Konkurrenten.

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Quelle:
SZ vom 09.05.2020
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