Fahrbericht: Saab 9-5 Sportcombi:Schwedisches Schlitzauge

Viele hätten sich über einen neuen großen Saab gefreut. Doch der Nachfolger der erfolgreichen 9-5er-Serie kommt erst in rund zwei Jahren. Bis dahin soll ein Facelift dafür sorgen, dass der Abstand zur deutschen Premiumkonkurrenz nicht zu groß wird.

Von Stefan Grundhoff

Der Saab 9-5 war gegenüber der starken Konkurrenz zuletzt ziemlich in die Jahre gekommen. Zeit also für ein Facelift. Und das hat sich nicht mit Kleinigkeiten begnügt: Heck- und Frontpartie der Neuauflage könnten glatt einem komplett neuen Auto entstammen. Bedient hat man sich dabei kräftig bei der Konzeptstudie Saab 9X.

Fahrbericht: Saab 9-5 Sportcombi: Saab mit Darth-Vader-Antlitz: 9-5 Sportcombi

Saab mit Darth-Vader-Antlitz: 9-5 Sportcombi

(Foto: Foto: pressinform)

Die Scheinwerfereinheiten sind nur noch zu erahnen - als ob man einen Blick in das Visier von Star-Wars-Bösewicht Darth Vader riskiert. Blinker und Leuchteinheiten ziehen sich bis weit in die vorderen Kotflügel hinein. Die Frontschürze wirkt ebenso wie das neu gestaltete Heck deutlich bulliger als bisher. Die Rückansicht mit den Leuchten im BMW-X5-Look liegt optisch satter auf dem Boden und soll die hinzugewonnene Sportlichkeit des Saab 9-5 Sportcombi unterstreichen.

Grenzen des Frontantriebs

Die zeigt sich auf den zweiten Blick auch hinter dem Lenkrad. Die Lenkung arbeitet direkter und dynamischer als zuvor. Trotzdem hat sie mit dem drehfreudigen 2,3-Liter-Turbomotor ihre liebe Mühe. Die 260 PS zerren mächtig. Ein Allradantrieb würde helfen - doch der soll erst in der neuen 9-5-Generation kommen. Nicht nur die Fahrdynamiker wird das freuen. So aber hat man trotz verbesserter Fahrwerksabstimmung das Gefühl, die 260 PS wären an der Vorderachse etwas viel des Guten.

Besser gefällt da die Straßenlage. Der immerhin knapp 1,8 Tonnen schwere Schwede liegt souverän auf der Straße und erfreut mit einem beeindruckenden Langstreckenkomfort. Bei schnellen Lastwechseln zeigt sich besonders das Heck des großen Schwedenkombis jedoch als zu träge.

Turbinen-Sound

Ein Tritt auf das Gaspedal - und der 2,3 Liter große Turbo kommt mächtig auf Touren. Ein Vierzylinder in einem großen Kombi ist Geschmacksache, ein bulliger Sechszylinder würde wohl besser passen. Doch echte Saabfans lieben den Turbinenklang - und die 350 Nm, die bei 5400 U/min zur Verfügung stehen. Unter Kurzzeitbelastung gibt es sogar 20 Nm mehr.

Die Höchstgeschwindigkeit liegt bei 245 km/h. Null auf 100 km/h schafft der Fronttriebler in 7,3 Sekunden - sagt das Werk. Der Durchschnittsverbrauch soll trotz der üppigen Leistung bei nur neun Litern SuperPlus auf 100 Kilomter liegen.

Schwedisches Schlitzauge

Nicht zu Fahrzeug und Leistung passen mag das serienmäßige Fünfganggetriebe. Besonders bei höheren Geschwindigkeiten vermisst man einen langen sechsten Gang. Hier ist die Fünfgang-Automatik die bessere Wahl.

Detailmodifikationen

Der Innenraum wurde leicht überarbeitet. Neu ist die Mittelkonsole mit einem Touchscreen-Navigationsbildschirm. Anders als bisher ist das Gerät aber jetzt nur noch im Stand zu bedienen! Fraglos eine Verschlechterung und ein stetes Ärgernis auf längeren Fahrten.

Die Sitze sind bequem und ungewöhnlich weich. Lenkrad und Sitze lassen sich gut einstellen. Auch im Fond gibt es mehr als ausreichend Platz. Der Kofferraum ist für einen Kombi dieser Klasse ungewöhnlich klein. Hier stehen gerade mal zwischen 416 und 1490 Liter zur Verfügung. Die Konkurrenz bietet zum Teil bis zu 400 Liter mehr.

Der neue Saab 9-5 2.3 Aero startet bei 39.900 Euro. Der Sportcombi kostet 1050 Euro Aufpreis. Insgesamt gibt es vier Benzin- und eine Dieselvariante mit Partikelfilter. Der 150 PS starke Selbstzünder ist bereits im Opel Vectra und Saab 9-3 zu haben. Nach dem schwedischen Heimatmarkt ist der 9-5 BioPower nun auch in Deutschland zu bekommen. Er leistet mit einer Ethanol-Betankung statt der üblichen 150 PS dann 180 PS - und damit verbunden sind: verbesserte Fahrleistungen.

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