Fahrbericht:Rollern auf drei Rädern

Fahrbericht: Vorne zwei Räder, hinten eines: Vor allem wegen der Neigekonstruktion wiegt der Peugeot Metropolis 265 Kilogramm.

Vorne zwei Räder, hinten eines: Vor allem wegen der Neigekonstruktion wiegt der Peugeot Metropolis 265 Kilogramm.

(Foto: Marco Völklein)

Der Peugeot Metropolis bietet Spaß wie ein Motorrad, fährt aber sicherer und ist praktischer. Dazu hat er einen Vorteil, der ihn für Menschen mit Autoführerschein interessant macht.

Von Marco Völklein

Dem Bub am Straßenrand fällt gleich auf, dass da was nicht stimmt. "Uih, schau mal", sagt er zum Papa und deutet auf die Vorderräder. "Wie mein Dreirad - nur andersrum!" Manchem Motorradfahrer dagegen dämmert es spät, dass ihm da kein PS-strotzendes Krad entgegen kommt, sondern ein Motorroller mit einer eigenartigen Frontkonstruktion. Dann aber ist es schon zu spät, um die locker nach links rausgehängte Grußhand wieder zurückzuziehen. Denn normalerweise werden Roller- von Motorradfahrern nur selten gegrüßt.

Tatsächlich ermöglicht ein Dreirad-Roller wie der Peugeot Metropolis auch Menschen, die nicht im Besitz eines Motorradführerscheins sind, die große Freiheit auf, nun ja, drei Rädern. Das Fahrzeug darf auch mit einer Fahrerlaubnis der Klasse B gesteuert werden - und das, obwohl der 400 Kubikzentimeter Hubraum umfassende Einzylinder des Metropolis 36 PS leistet. Und der Roller damit auf der Autobahn 135 Stundenkilometer schafft. Denn liegen die beiden Vorderräder mindestens 465 Millimeter auseinander, stuft der Gesetzgeber das Dreirad führerscheintechnisch als Auto ein. Und das reicht, um ihn mit dem Pkw-Führerschein zu steuern, sofern der Führerscheinbesitzer mindestens 21 Jahre alt ist. Zweirad-Fahrfeeling, ohne den Motorradführerschein erwerben zu müssen - damit werben die Hersteller.

Und das kommt offenbar an: Der 40 PS starke Dreiradler MP3-500 von Piaggio schaffte es nach Angaben des Herstellerverbands IVM im vergangenen Jahr mit etwas mehr als 900 verkauften Einheiten in Deutschland auf Platz zwei der meistverkauften Großroller. Geschlagen wurde er nur von der ohnehin extrem beliebten Vespa GTS-300 Super, von der mehr als 4000 Exemplare abgesetzt wurden. Peugeot landete mit dem Metropolis und gut 300 verkauften Einheiten auf Platz sieben im deutschen Rollermarkt.

Wie aber fährt sich so ein Roller auf drei Rädern? Klar ist: Drei Räder sind sicherer als zwei. Das zeigt sich auch beim Metropolis: In Schräglage auf feuchten Fahrbahnmarkierungen oder Kanaldeckeln, auf Kies oder Straßenbahnschienen kommt der Fahrer nicht gleich ins Schwitzen. Wo ein Vorderrad vielleicht wegrutschen würde, bleiben zwei sicher in der Spur. Die großen Rückspiegel gewähren gute Sicht nach hinten, die zwei Scheinwerfer vorne sorgen dafür, dass andere einen nicht übersehen. Auch die ABS-unterstützten Bremsen packen kräftig zu, wenngleich sie beim Testroller mitunter unangenehm quietschten. Und muss man mal abrupt bremsen, wird ein Notbrems-Warnblinker aktiviert.

Nicht so komfortabel wie erwartet

Die Sitzposition ist bequem, der unverbaute Durchstieg erleichtert das Auf- und Absteigen und den Gepäcktransport. Am Taschenhaken unter dem Sitz kann der Einkauf fixiert werden. Weiteren Stauraum hält der Franzose unter der Sitzbank vor (reicht für eine Laptoptasche) und in einer Art Kofferraum im Heck, wo Jethelm, Schal und Handschuhe locker Platz finden. Der Testverbrauch lag bei 4,1 Litern Super E-10 auf 100 Kilometer. Das schlucken andere Roller dieser Kategorie auch.

Trotz der aufwendigen Neigetechnik schluckt der Metropolis Bodenwellen lange nicht so gut wie erwartet, Furchen im Asphalt reicht er spürbar an die Bandscheibe der Passagiere durch. Und wird der Untergrund in Schräglage holprig, zuckt der Lenker kurz - auch daran muss man sich erst gewöhnen. Für viel Spaß im Stadtverkehr sorgt hingegen ein kleiner Schalter am Lenker, mit dem sich (wie bei anderen Dreiradlern auch) die Neigetechnik an den Vorderrädern blockieren lässt. Das verhindert, dass sich der Roller auch im Stand zur Seite neigt. Mit etwas Übung lässt sich so der Ampelstopp absolvieren, ohne dass der Fahrer die Füße vom Trittbrett nehmen muss. Auch das hat verdutzte Blicke anderer Verkehrsteilnehmer zur Folge.

Schlucken indes müssen Dreirad-Fans beim Preis; die Dreirad-Technik lassen sich die Hersteller teuer bezahlen. Peugeot verlangt für den Metropolis mindestens 9599 Euro, Piaggio für den MP3 mit fast 500 Kubikzentimeter Hubraum 9990 Euro. Ziemlich viel Geld für den Spaß auf drei Rädern. Aber man spart sich den Führerschein der Klasse A.

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