Fahrbericht Mazda 6:Mazdas neue Mittelklasse ist besser geworden

Europäisch anmutendes Design, hoher Qualitätsanspruch und gute Funktionalität: Die dritte Generation des Mazda 6 macht einen besseren Eindruck als seine beiden Vorgänger. Schade, dass es wohl kein Coupé vom Sechser geben wird.

Von Sascha Gorhau, Portugal

Kodo ist schon lange nicht Neues mehr. Bereits in den Studienfahrzeugen Shinari und Takeri hat Mazda die Designsprache vorgestellt. Die viertürigen Coupés deuteten die Grundform des neuen Mazda 6 bereits damals an. Mazda hat sich nicht getraut, ein echtes viertüriges Coupé im Stile eines Mercedes CLS oder Porsche Panamera zu bauen, doch die sportliche Linie tut dem neuen Sechser auch als Limousine oder Kombi gut. Schon die vergangene Generation des Mittelklassefahrzeugs war bewusst dynamisch getrimmt. So erscheint die neue Version als logische Weiterentwicklung der eingeschlagenen Strategie.

Dafür hat Mazda die Fahrgastzelle im Vergleich zum Vorgänger beispielsweise um 100 Millimeter nach hinten versetzt. Das sorgt einerseits für eine längere Schnauze. Und andererseits für eine Verlagerung des Schwerpunktes nach hinten, was den Wagen auch im Fahrbetrieb dynamischer als den Vorgänger macht. Auch der Sechser trägt nun das neue Familiengesicht von Mazda mit dem Flügelmotiv im Kühlergrill. Die Hecklampen greifen dies auf. In der Seitenansicht fällt auf, dass die Front-Scheinwerfer noch weiter ins Fahrzeug hineinragen. Der Effekt streckt das Auto zusätzlich. Die Limousine ist mit 4,87 Metern übrigens länger als der Kombi.

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Qualität und Verarbeitung des Innenraums hinterlassen einen hochwertigen Eindruck.

(Foto: Mazda)

Der Innenraum bestätigt den positiven Eindruck, den das Exterieur hinterlässt. Die verbauten Materialien und die Verarbeitung liegen auf einem hohen Niveau, auch im Detail leistet sich der Mazda dort keine Nachlässigkeiten: Die Drehschalter rasten beispielsweise exakt und satt ein, die Kunststoffflächen fassen sich angenehm an. Auch die Bedienung der vorhandenen Elemente gelingt intuitiv, auch dank der aufgeräumten Mittelkonsole. Weniger bedienfreundlich ist die hohe Anzahl an Knöpfen im Lenkrad. Immerhin ist sie nicht mehr so hoch wie noch im Vorgängermodell.

Erfreulicher ist das gewachsene Platzangebot - sowohl im Kombi als auch in der Limousine. Vor allem in Anbetracht der sportlich-niedrigen Fahrzeughöhe überrascht auch die Kopffreiheit im Fond. Die kann zwar nicht mit den Referenzmodellen der Mittelklasse wie dem VW Passat oder dem neuen Skoda Octavia mithalten, reicht aber völlig aus, auch auf den beiden vorderen Plätzen. Der Mazda ist auch im Hinblick auf den Laderaum gewachsen. Die Limousine schluckt 489 Liter Gepäck, der Kombi 522, mit umgeklappter Rücksitzbank bis zu 1664 Liter. Das ist trotzdem immer noch weniger, als der Klassenprimus Passat bietet (603, beziehungsweise 1731 Liter). Wenigstens sind die Kofferräume des Mazda leicht zu beladen.

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Rund 75 Prozent der deutschen Käufer entscheiden sich für einen Kombi.

(Foto: Mazda)

Alle Motoren mit Skyaktiv-Technologie

Unter der Motorhaube arbeiten ausschließlich Motoren mit Skyaktiv-Technologie. Das bedeutet eine serienmäßige Direkteinspritzung, Start-Stopp-Automatik und ein extrem hohes (Benziner), beziehungsweise extrem niedriges (Diesel) Verdichtungsverhältnis. Die Benziner leisten 145, 165 und 192 PS, die Dieselmotoren 150 und 175 PS. Außer im Basisbenziner verbaut Mazda zudem das System i-Eloop zur Energierückgewinnung. Es soll besonders effektiv und umwelt-freundlich arbeiten. Diesen Anspruch erfüllt es jedoch nur bedingt.

In einer ersten Ausfahrt konnte das System keine nennenswerten Effekte im Hinblick auf den Verbrauch erzielen. Auf der ersten Testrunde fuhren wir den Sechser als Kombi mit dem Einstiegsdiesel mit 150 PS. In Verbindung mit dem komfortablen und sanftem, aber auch etwas behäbigen Automatikgetriebe konsumierte der Selbstzünder im Schnitt 6,7 Liter. Mazda verspricht 4,9 Liter und einen CO2-Ausstoß von 129 Gramm pro Kilometer. Der Einstiegsdiesel bewegt den Mazda ausreichend flott, ist allerdings kein Sparwunder.

Top-Benziner mit mäßiger Performance

Ein Sparwunder ist der 192-PS-Benziner auch nicht - obwohl der Hersteller gerade einmal 6,3 Liter und einen CO2-Ausstoß von 18 Gramm pro Kilometer in Aussicht stellt. Die von uns mit viel Zurückhaltung gefahrene Limousine verbrannte im Schnitt 8,3 Liter. Das ist in Anbetracht der nominellen Leistung ein Wert, der in Ordnung ist. Dennoch hinterließ der Top-Benziner einen gespaltenen Eindruck. Einerseits erfreut der großvolumige Saugmotor mit 2,5 Litern Hubraum durch einen kernigen Klang bei hohen Drehzahlen. Das passt zum Wagen, der zudem nur in der Top-Ausstattung namens Sports-Line mit dem großen Benziner erhältlich ist - und immer mit einem Schaltautomaten. Der allerdings passt andererseits mit seiner behäbigen Charakteristik nicht zu den sportlichen Ambitionen, die der Benziner hat. Da helfen auch die verbauten Schaltwippen nichts, mit denen der Gangwechsel optional stattfinden kann. Das schlägt sich auch auf die gebotenen Fahrleistungen nieder. Von 192 PS kann man eine bessere Performance erwarten.

Da hinterlässt das Fahrwerk einen besseren Eindruck. Das ist zwar auch nicht durch verschiedene Fahrmodi je nach Einsatzzweck justierbar, erledigt seine Sache aber souverän und ausgewogen. Dem Wagen gelingt der fast perfekte Spagat zwischen Sportlichkeit und Komfort. Lediglich bei schlechtem Fahrbahnbelag sollte der Geräusch- und Abrollkomfort höher sein. Ansonsten liegt der Wagen sicher auf der Straße, hält auch bei schnellen Kurven stoisch die angepeilte Spur und schiebt im Grenzbereich lediglich leicht und stets kontrollierbar zum Kurvenäußeren. Das Fahrverhalten des Wagens profitiert vom deutlich gewachsenen Radstand, der auf 2,83 Meter gewachsenen ist.

Gleiche Preise für Kombi und Limousine

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Kombi und Limousine kosten beim Mazda 6 gleich viel.

(Foto: Mazda)

Die in den Testfahrzeugen verbauten Fahrassistenten, wie der dynamische Tempomat, die Totwinkelerkennung oder der Spurhalteassistent funktionierten im Fahrbetrieb sehr gut. Beim Spurhalteassistenten allerdings hat sich Mazda für ein relativ passives System entschieden, dass den Fahrer beim Verlassen der Spur lediglich akustisch warnt, aber keinen Lenkeingriff vornimmt.

Die Preise des Sechsers sind gleich für beide angebotenen Karosserievarianten, Limousine und Kombi. Der Einstiegspreis liegt bei 24.990 Euro für den 145-Benziner, der kleinste Diesel mit 150 PS kostet mindestens 28.490 Euro. Die Ausstattungslinien heißen Prime-Line, Center-Line und Sports-Line. Unter anderem sind Stabilitätskontrolle, Traktionskontrolle, Berganfahrassistent oder Klimaanlage bereits serienmäßig an Bord.

Ob wie bisher leistungsstarke MPS-Versionen als Topmodelle folgen werden, ist noch nicht entschieden. Einer zusätzlichen Coupé-Variante gibt Mazda bisher keine Chancen. Dafür versprechen die Japaner im Herbst ein komplett neues Modell - vielleicht wird ja das ein Zweitürer.

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