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Fahrbericht: Maserati Coupé Gransport:Ultimo

Lesezeit: 2 min

Es soll Leute geben, denen ist ein Porsche 911 zu langweilig, zu perfekt, eben viel zu viel Porsche. Manchen bringt sogar ein Maserati-Coupé das Blut nicht in Wallung. Wem also selbst bei 390 PS und purer italienischer Fahrfreude zum Gähnen ist, für den bietet Maserati noch ein besonderes "Tool".

Von Stefan Grundhoff

Der Gransport ist alles andere als ein Schreibfehler, sondern eine Sportskanone, für alle, die noch mehr als mehr wollen. Klingt bedrohlich. Ist es auch. Lust auf einen Sportwagen? Denken Sie nicht an einen Opel Astra GTC, ein Hyundai Coupé oder sonstige Vehikel, welche die Bezeichnung "Sportwagen" in den vergangenen Jahren verschandelt haben.

Der Maserati Gransport ist ein scharf gemachter Gran Tourismo, auf pure Fahrfreude getrimmt. Dabei lesen sich die Veränderungen im Vergleich zum bereits ambitionierten Maserati-Coupé wenig aufregend: 400 statt 390 PS, 290 statt 285 km/h Spitze - na, also!

Doch hinter dem Steuer sieht die Sache anders aus. Der Maserati Gransport fährt sich deutlich kraftvoller, sportlicher und direkter als der "kleine" Bruder. Optisch sind die Unterschiede überschaubar.

Passendes Getriebe

Einen maßgeblichen Anteil am Plus an Fahrspaß hat das sequenzielle Getriebe. Die Italiener nennen es Cambiocorsa; wir nennen es Renngetriebe. Schumi und Alonso lassen grüßen. Während das ähnliche Getriebe in der Luxuslimousine Quattroporte einen alles andere als überzeugenden Eindruck macht, passen die wild ruckenden Schaltvorgänge durchaus zu diesem Potenzprotz aus Norditalien.

Deutlich unharmonischer als bei einem BMW M3 schnacken die Schaltstufen im Sportmodus ein. Das ist Geschmacksache. Wer die sechs Gänge ausdreht, bekommt nicht nur grandiose Fahrleistungen, sondern die ungeteilte Aufmerksamkeit der Umgebung. Der Klang des Maserati-Achtzylinders ist betörend - schön und laut zugleich.

Nein, für Leisetreter ist der Gransport wirklich nichts. Doch wer sich in dezentem Understatement übt, greift wohl kaum zu einem grell-gelben 2+2-Coupé. Die Fahrleistungen dürften auch den Letzten zufrieden stellen. 295 kW / 400 PS und 0 auf 100 km/h in 4,85 Sekunden hört sich kleinkariert an - ist es aber in der Realität natürlich nicht.

Die 290 km/h Spitze zeigen auf dem Tacho mehr als 300 an. Der Drehzahlmesser pendelt sich bei derartigen Beanspruchungen jenseits der 7500 U/min ein - trotz 4,2-Liter-V8. Das Radio hat man längst ausgeschaltet. Es ist sowieso kaum mehr etwas zu hören.

Asphaltkleber

Dabei sind es nicht die 452 Nm Drehmoment oder der versprochene Durchschnittsverbrauch von knapp unter 19 Litern SuperPlus, die einen beeindrucken. Es ist das Fahrwerk, das selbst erfahrene Trainings-Weltmeister mit der Zunge schnalzen lässt. So eng die Kurve auch ist, der 1,6 Tonnen schwere Maserati krallt sich in den Asphalt, dass einem das Blut gefriert.

Die Bremsen - sind eine Sünde. Bei der Beschleunigung auf ruppigen Straßenbelag haben ESP und Schlupfregelung alle Hände voll zu tun, die Kraft auf den Boden zu bringen. Die Feder-Dämpfer-Abstimmung ist so hart, wie man sie sich wünscht. Mit dem griffigen Steuer kann man die 19-Zöller präzise jonglieren. Doch hier gibt es noch Verbesserungspotenzial.

Mehr als einmal denkt man daran, dass dieses Geschoss jeder Führerscheininhaber bedienen darf. Zumindest der Preis von 103.600 Euro hält die Zahl der realen Interessenten aber ohnehin im überschaubaren Rahmen. Das sind mehr als 11.000 Euro mehr als beim Serien-Coupé. Mit einem Dispoüberzug ist es da wohl selten getan.

Nicht makellos

Und insofern stört es auch nur wenige, dass der Maserati im Innenraum Makel nicht verstecken kann. Die Sitze passen gut, doch für Piloten über 1,85 Meter wird es eng. Instrumente und Mittelkonsole können guten Gewissens als preiswert bezeichnet werden. Wann hat man zuletzt einen analog drehenden Kilometerzähler gesehen? Die Bedienung der Klimaanlage könnte auch in einem 8.000-Euro Fiat anzutreffen sein.

Doch da lauschen wir im Hintergrund wieder dem lauter werdenden Röcheln des V8-Aggerats und diese Gedanken sind vergessen. Wer will da schon ein langweiliges Maserati-Coupé fahren?

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