Fahrbericht: Hyundai i30 1.6:Er meint es ernst

Lesezeit: 3 Min.

Der VW Golf hat in den vergangenen 30 Jahren so manchen Angriff abgewehrt. Dass die Zeiten für ihn dennoch härter werden, zeigt der neue Hyundai i30.

Von Stefan Grundhoff

Mit dem neuen i30 hat Hyundai die Kompaktklasse nicht neu erfunden. Und die Koreaner fahren die Konkurrenz von VW Golf, Opel Astra & Co. auch nicht in Grund und Boden. Doch die Zeiten, in denen sich die europäische Konkurrenz rund um den Platzhirschen Golf sich ihres riesigen Vorsprunges sicher sein konnte, sind lange vorbei. Das zeigt einmal mehr der neue Hyundai-Kompakte namens i30.

Typisch Kompaktklasse: klar, übersichtlich, alles Wichtige schnell im Blick. (Foto: Foto: Hersteller)

Mit dem 4,25 Meter langen Koreaner führt Hyundai eine neue Nomenklatur ein. Namen wie Accent, Elantra und Getz sind bald vergessen - alle neuen Modelle bekommen ein zartes "i" mit einer Zehnerzahl vepasst, die dann der jeweiligen Klasse entspricht.

Der Kompakte von Hyundai heißt i30 und wird bis Anfang 2009 nur übergangsweise im Heimatland Korea produziert. Danach kommen die beiden Karosserieversionen Limousine und Kombi aus der tschechischen Republik. Wohin der Weg beim Hyundai-Konzern gehen soll, kann in Europa jeder sehen: In den vergangenen zehn Jahren stiegen die Verkaufszahlen von 110.000 auf mehr als 350.000 Fahrzeuge.

Günstig war gestern, konkurrenzfähig ist heute

Entwickelt wurde der Hyundai i30 zusammen mit seinem Bruder Kia C'eed, mit dem er sich weit mehr als nur Plattform und Motorisierungen teilt. Viel sehen kann man von der Bruderschaft dennoch nicht. Der i30 ist optisch gefällig - und viel wichtiger: Er erlaubt sich keine echte Schwäche. Fahrwerk, Lenkung, Motorisierung, Innenraum und Ausstattung - der elegant-sportliche Fünftürer kann der europäischen Konkurrenz nicht nur wegen des günstigen Preises gefährlich werden.

Kam einem vor Jahren beim Stichwort Hyundai in erster Linie das Thema Discount in den Sinn, so haben sich Zeiten sehr geändert. Mit einem Einstiegspreis von 14.990 Euro für das Basismodell mit 1,4 Litern Hubraum ist der koreanische Fünftürer kaum günstiger als die Konkurrenz. Doch zu dem fairen Preis gibt es 80 kW/109 PS und eine Serienausstattung, die in Wolfsburg, Köln und Paris für verknitterte Gesichter sorgen dürfte.

Elektrische Fensterheber, sechs Airbags, ABS, ESP, Klimaanlage und Soundsystem sind nur einige der Annehmlichkeiten, mit denen der Hyundai ab Ende Juli auf Kundenfang geht. Wer will, der schließt seinen iPod an, bedient die elektrischen Spiegel und vergrößert den 340 Liter großen Stauraum über die 40:60 geteilte Rückbank auf bis zu 1250 Liter.

Der i30 sieht außen und innen gefällig aus und gönnt seinen bis zu fünf Insassen dank des 2,64 Meter langen Radstandes großzügige Platzverhältnisse, zahlreiche Ablagen und eine mehr als konkurrenzfähige Verarbeitung.

Statt des ehemals vorherrschenden Einheitsbreis ist der neue Kompakte von Hyundai in zahlreichen Konfigurationen zu bekommen. Den Start machen zwei Diesel und drei Benziner mit Leistungen zwischen 109 und 143 PS. Dazu gibt es drei Ausstattungsvarianten. "Jeder Kunde soll bei uns das richtige Auto finden", glaubt Hans-Ulrich Goebel vom Hyundai Motors Testcenter und verspricht ganz nebenbei Partikelfilter für alle Diesel und eine Fünf-Sterne-Einstufung beim NCAP-Crashtest.

Im Gespräch sind: Kombi, Dreitürer, Cabrio und Minivan

Bei der Limousine wird es mittelfristig nicht bleiben. Auf der Frankfurter IAA Mitte September wird die Kombiversion namens Crosswagon erstmals der Öffentlichkeit präsentiert. Im Gespräch sind eine weitere Version mit drei Türen, ein Minivan und ein Cabriolet.

Eine gute Wahl ist der 1,6 Liter große Benziner mit 90 kW/122 PS und 154 Nm maximalem Drehmoment. Die Beschleunigung von 0 auf 100 km/h in etwas trägen elf Sekunden und eine Höchstgeschwindigkeit von 192 km/h liegen auf klassenüblichem Niveau. Gleiches gilt für den Verbrauch des Vierzylinders, der sich trotz fehlender Hightech-Komponenten wie Turboaufladung oder Start-Stopp-Automatik bei 6,2 Litern Super auf 100 Kilometern einpendeln soll. Beide Techniken sollen zu einem späteren Zeitpunkt kommen.

Der Motor leistet genügend Power, um den 1,2 Tonnen schweren Fronttriebler flott durch die Welt zu bringen. Er könnte aber leiser laufen - doch wirklich ärgerlich ist nur der fehlende sechste Gang. Ab Tempo 120 km/h will man stets in die nächste Stufe schalten - die jedoch nur beim 140 PS starken Topdiesel zu bekommen ist. Bei allen anderen Versionen muss man sich auf dröhnende Autobahnpassagen einstellen.

Das Fahrwerk macht einen ausgesprochen guten Eindruck. Komfortabler als bei seinem Bruder Kia C'eed geht es über Kopfsteinpflaster und Querfugen. Der i30 federt alles lässig ab, ohne zu schwammig zu wirken. Die Lenkung ist eine Spur zu leichtgängig und etwas mehr Biss auf der Bremse würde ebenfalls gefallen.

So ist die Liste mit den Schwächen des Hyundai i30 fast leer. Es bleiben allenfalls die im Vergleich zum Kia C'eed deutlich kürzere Garantie (drei Jahre statt fünf plus zwei) und der fehlende sechste Gang.

Die Kompaktklasse wird sich in den nächsten Jahren eindringlicher mit der Konkurrenz aus Korea befassen müssen - gerade weil die mit europäischem Design und ebensolchem Produktionsort mittlerweile auf heimischem Terrain kämpft.

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