Süddeutsche Zeitung

Fahrbericht: Ford Fiesta 1.6 TDCi Sport:Nagelsportler

Lesezeit: 2 min

Auch in der Kleinwagenklasse sind Dieselmotoren längst kein Tabu mehr. Die einen wollen es günstig, die anderen sportlich. Ford zeigt mit dem Fiesta 1.6 TDCi S, dass sich Sparsamkeit und Fahrspaß nicht gegenseitig ausschließen.

Von Stefan Grundhoff

Der Fiesta ST 150 hat es vorgemacht - weitere sollen folgen. Ford steht nach Jahren der Enthaltsamkeit wieder zu seiner Sportlichkeit. Schließlich hat die Marke bis weit in die 80er Jahre hinein eine große Motorsporttradition. Nach und nach kommen wieder mehr Sportversionen in die umfängliche Modellpalette.

Neu im Programm ist der Ford Fiesta 1.6 TDCi S. Das kleine "S" am Heck verrät, dass es nicht nur optisch sportlich zugehen soll. Auf den ersten Blick könnte es auch die neue Kölner Rennsemmel namens ST 150 sein.

Wer den Zündschlüssel dreht, bekommt jedoch ein unmissverständliches Nageln zu Ohren. Unter der Motorhaube zeigt sich ein modifiziertes 1,6-Liter-TDCi-Aggregat. Abgeleitet vom französischen PSA-Diesel mit 109 PS, ist der Commonrail-Diesel beim kleinen Fiesta dem gegenüber leistungsreduziert. Doch auch mit knapp 20 Pferden weniger über der Vorderachse macht der Fiesta S mächtig Spaß.

Flott voran

Wurde der Fiesta zuvor nur von einem 1,4 Liter-Diesel mit 68 PS angetrieben, ist die 1,6-Liter-Version etwas für die, die ein bisschen mehr wollen. 66 kW / 90 PS und ein maximales Drehmoment von 204 Nm bei 1.750 U/min sind viel versprechende Werte.

So enttäuscht der Fronttriebler bei der ersten Ausfahrt auf der Landstraße dann auch nicht. Die 90 PS zerren beim Kavalierstart mächtig am Steuer, und schon ist die 70-km/h-Marke vorbeigerauscht. 0 auf 100 km/h in knapp 12 Sekunden hören sich nicht so gut an, wie sie sich fahren.

Dann der Zwischenspurt zum Überholen auf der Landstraße. Die Fünfgangschaltung könnte leichtgängiger sein. Immerhin liegt der Joystick gut in der Hand. Schließlich macht der Fiesta S auf Sportwagen. Die Höchstgeschwindigkeit: knapp 180 km/h. Ehrlich gesagt: Wir hatten etwas mehr erwartet. Doch die französischen Eingeweide unter der Motorhaube sind spürbar nicht auf Sportlichkeit, sondern Spritsparen ausgelegt.

Eindeutig Sportler

Wer es darauf anlegt, verbraucht auf 100 Kilometer deutlich weniger als fünf Liter Diesel. Trotzdem macht der knapp 1,2 Tonnen schwere Fiesta 1.6 TDCi dabei noch immer eine sportliche Figur. Euro 4 ist selbstverständlich; ein Partikelfilter nicht. Dafür kann man mit einer Tankfüllung rund 900 Kilometer weit kommen.

Von seinen zahmen Fiesta-Brüdern unterscheidet sich der 1.6 TDCi S durch die ein oder andere optische Annehmlichkeit. Alufelgen, Spoiler und Schürzen sorgen für einen imposanten Auftritt. Besonders die Front mit den großen Lufteinlässen gefällt und macht Lust auf eine Kurvenhatz.

Das ist bei dem guten Fahrwerk auch locker drin. Der Ford Fiesta liegt gut und stramm auf der Straße. Der Federungskomfort könnte indes gerade auf der Hinterachse besser sein. Doch unter uns: Wir sitzen in einer Rennsemmel. Die Lenkung ist gut, die die Bremsen auch. ESP gibt es nicht.

Innen geht's so

Der Innenraum zeigt sich nicht derart gefällig wie das Outfit. Die straffen Sportsitze sind angenehm; doch die Kopfstützen lassen sich nicht genügend verstellen. Das Armaturenbrett zeigt sich recht öde und lieblos. Besonders die karge Instrumentierung und die Mittelkonsole lassen jeden Pfiff vermissen - schade. Das Platzangebot des 4,03 Meter langen Fiesta ist vorne gut; hinten geht es klassenbedingt eng zu. Der Kofferraum schluckt 284 bis 947 Liter.

Der Ford Fiesta 1.6 TDCi Sport ist ein Nischenmodell - aber ein fahrenswertes. Der Preis von 16.050 Euro ist allerdings kein Pappenstiel. Dafür wird man auch schon eine Klasse höher beim Focus fündig. Immerhin gibt es serienmäßig elektrische Spiegel, Nebelscheinwerfer und Sportpaket. Zumindest die manuelle Klimaanlage für 1.110 Euro Aufpreis sollte ab Werk noch drin sein. Das einfache Navigationssystem von Blaupunkt kostet 1.575 Euro.

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