Ford Focus RS:In diesem Auto lässt es sogar Mama qualmen

Spoiler, grelle Farben, knallende Auspuffrohre: Subtil ist der Ford Focus RS nicht gerade. Aber er macht jede Menge Spaß. Und driftet sogar per Knopfdruck.

Test von Felix Reek

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Der Ford Focus RS beim Drift

Quelle: Ford

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Es sieht ein wenig wie in einem Computerspiel aus, was Ken Block da im Video macht. Der Ford Focus RS schießt zwischen Fabrikhallen hindurch, das Navigationssystem säuselt beruhigend auf Englisch. Dann driftet Block in eine Kurve, das Hinterrad hebt ab, dreht sich in Zeitlupe. Und schließlich schlängelt er sich noch in einer der Produktionshallen durch die Chassis von unfertigen Autos.

Ken Block im Ford Focus RS

Quelle: Ford

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Mit Videos wie diesen wurde Rallye- und Rallycross-Fahrer Ken Block zum Youtube-Star. Kein Wunder also, dass Ford den 48-Jährigen als Werbeträger für seinen werksgetunten Kompaktwagen auswählte. Die Spezialität von Block sind nämlich Monster-Drifts. Und der Focus RS hat dafür sogar einen eigenen Fahrmodus.

Schaltknüppel des Ford Focus RS

Quelle: Ford

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Das Allradsystem ermöglicht es, bis zu 70 Prozent der Kraft auf die Hinterachse zu übertragen - und davon wiederum im Bedarfsfall alles auf eines der hinteren Räder. Eine Steilvorlage für Donuts mit durchdrehenden Reifen auf dem Asphalt. Das soll so einfach sein, dass der britische Auto-Journalist Alex Goy in einem Video sogar seine Mutter auf der Rennstrecke dazu brachte, den Focus ausbrechen zu lassen. Der Durchschnittsautofahrer wird allerdings eher selten in diesen Genuss kommen. Es sei denn, er macht nächtliche Supermarktparkplätze unsicher.

Der Rest begnügt sich mit den Standardfahrmodi "Normal" und "Sport", die per Taste neben dem Schaltknüppel ausgewählt werden können. Wobei man bei einem Kompaktwagen mit 350 PS "Normal" relativieren muss.

Ford Focus RS auf der Landstraße

Quelle: Ford

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Der Ford Focus RS ist bretthart, jedes Gramm Körperfett gerät in Bewegung. Selbst auf der Autobahn spürt der Fahrer jede Unebenheit. Schaltet man auf "Sport", verschärft sich das noch. Die Gasannahme und Lenkung reagieren direkter, die Dämpfer werden straffer, die Auspuffklappen öffnen sich. Das führt zu einem explosionsartigen Knallen, jedes Mal, wenn ein neuer Gang eingelegt und das Gaspedal tief nach unten gedrückt wird.

Ford Focus RS in der Seitenansicht

Quelle: Ford

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Das passt zum Ford Focus RS, denn er ist beileibe kein subtiles Auto. Grelle Farben, gut sichtbare Bremsanlage, im Inneren blaue Ziernähte - und ein Heckspoiler. Ja, wirklich. Es ist der Versuch, ein wenig Motorsport in den Alltag zu bringen oder zumindest Tuningfans mit einem Werkswagen zu begeistern. Und man muss gestehen: Im Vergleich zum Vorgänger ist der neue RS optisch regelrecht zurückhaltend.

Deswegen gibt es auch wenig neumodischen Schnickschnack. Die Anzeigen der Armaturen sind weitestgehend analog. Ein volldigitales Display wie etwa bei Audi sucht man hier vergebens.

Cockpit des Ford Focus RS

Quelle: Ford

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Stattdessen blickt der Fahrer auf die gewohnte Kombination aus Drehzahlmesser und Geschwindigkeitsanzeige. Auf der Mittelkonsole gibt es zudem Instrumente für den Öl- und Motordruck. An die Moderne erinnert nur das etwas unförmig in der Mitte platzierte Display des Entertainmentsystems.

Ansonsten bleibt der Ford ein Traditionalist. Was nicht nur als Kompliment zu verstehen ist. Der Innenraum ist eine wahre Hartplastikhölle. Das mögen heute die meisten Autos sein. Bei einem Fahrzeug, das sich an Menschen richtet, die tatsächlich den viel beschworenen Fahrspaß suchen, wäre etwas mehr Liebe zum Detail aber durchaus angebracht gewesen.

Das Heck des Ford Focus RS

Quelle: Ford

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Abgesehen davon ist der Focus RS eine fast perfekte Fahrmaschine. Durch den neuen Allradantrieb muss sich der Pilot schon anstrengen, um den Ford abseits des "Drift"-Modus zum Ausbrechen zu bringen.

Der kompakte Sportwagen liegt perfekt in jeder Kurve, die Lenkung ist direkt, im Sportmodus fast schon nervös. So soll der Ford mit seinem 2,3-Liter-Vierzylinder in 5,2 Sekunden von null auf 100 Kilometer beschleunigen. Durchschnittsverbrauch laut Hersteller: 7,7 Liter. Was wohl eher Wunschdenken ist. Im Test verbrauchte der Ford Focus RS im Schnitt 11,5 Liter. Kommt der "Drift"-Modus zum Einsatz, dürfte er noch höher liegen. Deswegen überlassen wir solche Spielereien auch lieber Profis wie Ken Block. Oder der Mutter von Alex Goy.

Technische Daten Ford Focus RS:

Vierzylinder-Benzinmotor mit 2,3 Litern Hubraum; Leistung 257 kW (350 PS); max. Drehmoment: 440 Nm; Leergewicht: 1530 kg; Kofferraum: Max. 1045 l; 0 - 100 km/h: 4,7 s; Vmax: 266 km/h; Testverbrauch: 11,5 l / 100 km (lt. Werk: 7,7; CO₂ -Ausstoß: 175 g/km); Euro 6; Grundpreis: 40 000 Euro

Das Testfahrzeug wurde vom Hersteller zur Verfügung gestellt.

© Süddeutsche.de/harl
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