Fahrbericht Citroën C4 Cactus:Mutig, mutig

Viel Farbe, auffälliger Rempelschutz: Der Hang zum Anderssein ist - je nach Sichtweise - Citroëns größte Stärke oder größte Schwäche. Das sieht man auch beim neuen C4 Cactus.

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Citroën C4 Cactus

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Der Hang zum Anderssein ist - je nach Sichtweise - entweder Citroëns größte Stärke oder Schwäche. Das sieht man auch beim neuen C4 Cactus. Sein besonderer Charme ist aber nicht das einzige Argument, das für ihn spricht.

Erst der Nissan Juke, bald der VW Beetle Dune, vom 13. September an der Citroën C4 Cactus: Im Segment der kompakten Grenzgänger zwischen den klassischen Autosegmenten, neudeutsch "Crossover"-Modelle, setzen die Designer immer öfter auf ausgefallene Karosserieformen. In Citroëns Fall ist das nichts Ungewöhnliches, schließlich hat ihr Mut zum Anderssein schon oft für Aufsehen gesorgt und zu Verkaufserfolgen geführt. Man denke zurück an die "Göttin" Citroën DS oder den 2CV, besser bekannt als "Ente". Die Legenden von einst begeisterten wegen ihres Charmes, weniger wegen ihrer Qualitäten als praxisorientiertes Fahrzeug - ein Phänomen, das auch auf den Cactus zutrifft.

Citroën C4 Cactus

Quelle: GREG; Citroen

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Verspielt zeigt sich nicht nur die Linienführung, sondern auch das Farbkonzept des frechen Franzosen. Zehn teils auffällige Karosseriefarben können mit Beplankungen in vier Farben und drei unterschiedlichen Interieurfarben kombiniert werden.

Praktisch sind die farblich von der Karosserie abgehobenen "Airbumps". Sie sind an der Front, den Flanken und am Heck angebracht, bestehen aus dem Kunststoff TPU (Thermo Plastic Urethan) und sollen dank ihrer Luftkapseln vor Schäden durch Parkrempler schützen. Aber das mutige Design hat auch Tücken. Unverständlich ist, dass sich die hinteren Fenster nicht komplett öffnen, sondern lediglich ausklappen lassen - wohl eine Folge des Sparzwangs in puncto Kosten und Fahrzeuggewicht.

Der Innenraum des Citroën C4 Cactus

Quelle: Citroen

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Im betont reduziert gestalteten Innenraum des Citroën C4 Cactus kommen gestresste Autofahrer schnell zur Ruhe. Wohnzimmergleiche Sitze, präzise verarbeitete und wertige Materialien und aufgeräumte Flächen sollen zur Entspannung beitragen - genau wie der Verzicht auf jegliche Schalter und Knöpfe, die Unruhe ins Innere bringen könnten. Stattdessen dient der zentrale Sieben-Zoll-Touchscreen, über den sich Klimaanlage, Musik- und Navigationssystem, Telefon, Internetdienste, Fahrhilfen und andere Fahrzeugeinstellungen steuern lassen, als Kommandozentrale.

Statt klassischer Instrumente gibt es eine digitale Geschwindigkeitsanzeige. Auf einen Drehzahlmesser muss der Fahrer leider verzichten. Ein ungewöhnliches Detail ist der in den Dachhimmel integrierte Beifahrerairbag. Das schafft zusätzliche Ablagemöglichkeiten im Armaturenbrett.

Der Kofferraum des Citroën C4 Cactus

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Kann man sich auf den Vordersitzen über mangelnden Platz nicht beschweren, sieht das hinten etwas anders aus. Man muss nicht besonders groß gewachsen sein, damit der Dachhimmel dem eigenen Kopf sehr nahe kommt. Selbst das 490 Euro teure Panoramadach vermag das Raumgefühl nicht entscheidend zu verbessern. Zudem zwingt die Rücksitzlehne zu einer sehr aufrechten Sitzposition.

Das Platzproblem geht beim Kofferraum weiter. Das Volumen von 348 bis 1170 Liter ist für ein 4,16 Meter langes Auto zwar ausreichend, aber die Ladekante liegt sehr hoch und beim Umklappen der Rücksitzlehne ergibt sich eine unpraktische Stufe im Laderaum. Dass sich die Fondsitzbank nur in einem Stück und nicht geteilt umklappen lässt, schmälert den Praxisnutzen zusätzlich.

Citroën C4 Cactus

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Das vorläufige Topmodell ist der Citroën C4 Cactus Puretech 110, dessen 1,2-Liter-Dreizylinder-Benziner mit Turboaufladung 110 PS und ein maximales Drehmoment von 205 Newtonmetern entwickelt. Von Null auf Hundert sprintet diese Motorvariante in 9,3 Sekunden, die Höchstgeschwindigkeit liegt bei 188 km/h und den Normverbrauch gibt der Hersteller mit 4,7 Litern an.

Aber auch in seiner Topversion ist der Franzose eher zum gemütlichen Fahren prädestiniert. Das Fahrwerk ist sehr komfortabel abgestimmt, der Motor geht unaufgeregt zu Werke. Allerdings ist das Triebwerk sehr laut, da Citroën am Dämmmaterial gespart hat, um das Gewicht zu drücken. Negativ wirkt sich außerdem der fehlende sechste Gang aus, der auf der Autobahn das Drehzahl- und damit auch das Geräuschniveau senken würde.

Citroën C4 Cactus

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Ob Citroën mit dem C4 Cactus an frühere Erfolge anknüpfen kann, wird sich zeigen. Die anständigen Verkaufszahlen des Nissan Juke beweisen, dass selbst im konservativen Auto-Deutschland extravagant gestylte Autos erfolgreich sein können. Außerdem spricht der Preis für den Franzosen: Die Basisversion mit 75 PS starkem Dreizylinder-Benzinmotor startet bei 13 990 Euro. Das gefahrene Topmodell mit 110 PS und besserer Ausstattung kostet mindestens 22 490 Euro.

© SZ.de/Press-inform/Marcel Sommer/hart/cag
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