Fahrbericht Citroën C1:Zuckende Augenbraue

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Der neue Citroën C1 kommt am 19. Juli auf den Markt und kostet mindestens 8890 Euro. (Foto: SOM)

Unoriginelle Kleinwagen passen nicht mehr in die Zeit. Das glaubt zumindest Citroën und meint, dem neuen C1 deutlich mehr Esprit als dem Vorgänger verpasst zu haben. Doch es ist langweiliger als gedacht - und dennoch ein ziemlich gutes Auto.

Von Thomas Harloff

Sie haben sich lange bitten lassen: Bereits 2005 kam das fast baugleiche und äußerlich kaum zu unterscheidende Kleinwagen-Trio Citroën C1, Peugeot 107 und Toyota Aygo auf den Markt, erst jetzt stehen die Nachfolger bei den Händlern. Die nutzen abermals die gleiche technische Basis und werden in Tschechien im selben Werk gebaut, unterscheiden sich aber optisch stärker voneinander als zuvor. Der Aygo ist der flippige Japaner, der durch extravagante Details und Accessoires auffällt. Der Peugeot, der nun die Bezeichnung 108 trägt, ist eher der smarte Typ und trägt ein Sakko über dem T-Shirt.

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Und der C1? Hat doch tatsächlich Leuchten, die aussehen wie Augen samt dazugehöriger Brauen. Das soll wohl den "Och, ist der süß!"-Kaufreiz auslösen und lässt den kleinen Franzosen sympathisch aussehen. Das Konzept kennen wir von anderen Kleinwagen wie dem Mini, Opel Adam, Fiat 500 und nicht zuletzt dem Markenbruder Citroën DS3. Die haben außerdem vorgemacht, dass es dem Absatz zuträglich sein kann, wenn sich bei einem Auto viele Karosseriefarben miteinander kombinieren lassen, es auch im Innenraum bunt zugeht und ein offenes Faltdach bei schönem Wetter etwas Frischluft ins Interieur leitet. Ähnliches versucht Citroën beim neuen C1: Acht Außenfarben stehen zur Wahl, zwei davon können als Karosserielack gewählt werden. Auch das Panorama-Faltdach setzt einen eigenen farblichen Akzent, wenn es beispielsweise in Rot bestellt wird.

Viel Platz, ordentliche Sicherheitsausstattung

Doch all die erwähnten Lifestyle-Minis haben ein gemeinsames Problem: Für Kleinwagen sind sie sehr teuer, die günstigsten starten bei etwa 12 000 Euro. Der Grundpreis des neuen Citroën C1 liegt dagegen bei 8890 Euro. Dafür bietet der Franzose zwar keine besonders umfangreich bestückte Basisausstattung, unter anderem fehlen eine Servolenkung und ein höhenverstellbarer Fahrersitz. Doch für ein Auto, das mit einer Länge von 3,46 Metern perfekte Stadtmaße besitzt, bietet der Citroën ein gutes Platzangebot und eine ordentliche Sicherheitsausstattung mit sechs Airbags, ESP, ABS und der Antriebs-Schlupfregelung ASR.

Den Citroën C1 gibt es mit zwei und mit vier Türen. Der Aufpreis liegt bei überschaubaren 450 Euro. (Foto: SOM)

Als Antriebsquelle müssen Dreizylindermotoren reichen. Deren größte konzeptbedingte Schwäche, den rauen und vibrationsreichen Lauf, haben die Motoreningenieure leider nicht beheben können. Gerade im Leerlauf schüttelt sich der Kleinwagen spürbar. Davon abgesehen sind die beiden Maschinen aber angemessene Antriebsquellen für den C1.

Basis-Triebwerk ist ein Aggregat mit einem Liter Hubraum und 69 PS Leistung. Das verschwindend geringe maximale Drehmoment von 95 Newtonmetern lässt ein rollendes Verkehrshindernis erwarten, aber tatsächlich legt der nur 915 Kilogramm leichte Franzose beim Start aus dem Stand ambitioniert los. Außerhalb der Stadtgrenzen oder auf der Autobahn wird es dagegen zäh. Wer hier flott vorankommen möchte, muss fleißig schalten und hohe Drehzahlen wählen. Das treibt den Verbrauch nach oben, der laut Werk bei etwa vier Litern liegen soll. Mit Bedacht bewegt, sollte sich der Durchschnittsverbrauch bei 4,5 bis fünf Liter einpendeln.

Der stärkere ist der bessere Motor

Ähnliche Werte erreicht auch der stärkere Motor, der jedoch nicht für die Basisvariante erhältlich ist und 500 Euro Aufpreis kostet. Aus 1,2 Litern Hubraum schöpft das Triebwerk 82 PS und ein maximales Drehmoment von 118 Newtonmetern. Die besseren technischen Daten machen sich positiv bemerkbar. Bei der Beschleunigung aus niedrigen und mittleren Drehzahlen hängt der stärkere den schwächeren C1 souverän ab, wenn auch die Höchstgeschwindigkeit (160 km/h bei 69 PS, 170 km/h bei 82 PS) in beiden Fällen nur mit viel Anlauf zu erreichen ist. Doch wer in Autobahn-Richtgeschwindigkeit unterwegs ist, kommt mit beiden Motorvarianten einigermaßen flott und sparsam voran.

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Die größte Stärke des C1 ist aber sein Fahrkomfort. Selbst grobe Stöße pariert das Fahrwerk des Kleinwagens gekonnt und federt mit Leichtigkeit darüber hinweg. Auch die Sitze machten auf der ersten Probefahrt einen bequemen Eindruck. Die Lenkung agiert leicht und zielgenau, der Schalthebel flutscht exakt geführt durch die Schaltgassen. Allerdings könnten die Schaltwege etwas kürzer sein.

Doch zurück zum Thema Kosten: Wie Citroën mit diesem Auto Geld verdienen will, zeigt sich bei einem Blick in die Ausstattungsliste. Die mittlere Ausstattungslinie "Feel" bringt praktische Details wie elektrische Fensterheber, Zentralverriegelung oder eine geteilt umklappbare Rückenlehne (im Basismodell lässt sie sich nur im Ganzen umlegen) mit, außerdem eine Audioanlage. Aufpreis gegenüber der Basisversion: 1560 Euro.

Sogar 12 450 Euro kostet die "Shine"-Variante. Hier dient ein Touchscreen als zentrales Bedienelement. Zudem sind 15-Zoll-Leichtmetallfelgen oder Chromleisten unter den Seitenfenstern an Bord. Bis auf den Ton "Lipizan-Weiß" kosten alle Farben Aufpreis, das Faltdach namens "Airscape" schlägt mit mindestens 2400 Euro zu Buche und für zwei zusätzliche Türen verlangt der Hersteller 450 Euro. Auch die in den Werbespots in den Mittelpunkt gerückte Rückfahrkamera gibt es nur gegen zusätzliches Geld - 250 oder 1100 Euro, je nach gewähltem Ausstattungsniveau.

Grobes Plastik und ein bisschen Schminke

Innen trägt der C1 auf Wunsch ein bisschen Schminke auf, verfügt über bunte Applikationen an den Sitzen oder farbigen Akzenten an Mittelkonsole und Türen. Leider vermögen diese Details nicht vollends zu kaschieren, dass die anderen Kunststoffe für das Interieur günstig eingekauft werden mussten. Hier kommt vorrangig grobes Plastik zum Einsatz, was in dieser Preisklasse kein Wunder, aber eben auch nicht besonders schön anzusehen ist.

Viel graues Plastik und hier und da etwas Farbe: das ist der Innenraum des Citroën C1. Auf Wunsch hellt ihn das Sonnendach etwas auf. (Foto: SOM)

Der C1-Innenraum ist einfach, aber funktional gestaltet. Die Klimafunktionen lassen sich klassisch über ein Tastenfeld bedienen. Die meisten weiteren Funktionen werden über den Sieben-Zoll-Touchscreen gesteuert, der in der höchsten Ausstattungsvariante serienmäßig an Bord ist und sonst mindestens 1390 Euro Aufpreis kostet. Der große Tacho und die Schaltpunktanzeige lassen sich sehr gut ablesen. Den als Balkendiagramm dargestellten und links neben dem Tacho platzierten Drehzahlmesser nimmt der Fahrer dagegen kaum wahr. Da ist es nur konsequent, dass Citroën in den niedrigen Ausstattungslinien komplett darauf verzichtet.

Das Smartphone als Infotainment-System

Mehr Wert haben die Entwickler auf das Thema Konnektivität gelegt. Gönnt man sich den Sieben-Zoll-Touchscreen, verfügt man automatisch über die "Mirror-Screen"-Funktion. Die spiegelt die Anwendungen des Smartphones auf dem Bildschirm, nachdem man sich eine entsprechende App heruntergeladen und das Telefon per Datenkabel mit dem Auto verbunden hat. Dadurch wird beispielsweise ein zusätzliches Navigationssystem unnötig - die Routenführung kann das Handy übernehmen. Zudem hat man so immer sein eigenes Musikarchiv dabei.

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Wie fällt also das Fazit zum C1 aus? Das Auto ist geräumig, verfügt über pfiffige Detaillösungen, ordentliche Motorisierungen und vermittelt - auch mit dem Wissen, über eine gute Sicherheitsausstattung zu verfügen - ein erwachsenes Fahrgefühl. Hält man sich beim Konfigurieren der Ausstattung zurück, ist er zudem recht günstig. So kann aus "Och, ist der süß" eine lange, intensive Beziehung werden.

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