Erprobungsfahrt Opel Astra:Endlich näher dran am Golf

Opel bereitet IAA-Premiere des neuen Astra vor

Unterm Tarnkäppchen: Bis vor Kurzem ließ der neue Opel Astra seine Formen nur erahnen.

(Foto: dpa-tmn)

Der neue Astra debütiert im September auf der IAA. Eine Fahrt im Prototypen zeigt: Obwohl viele nützliche Extras weiterhin fehlen, ist der Opel ein Auto, das neugierig macht.

Von Georg Kacher

Tarnung ist alles: Weil der neue Opel Astra erst auf der IAA im September debütiert, hat der Werkschutz die Vorserienautos in schwarz-weiße Folie eingewickelt. Das verdeckt viele Details, nicht aber die Proportionen. Demzufolge sieht das Baumuster G2 windschnittiger aus und weniger wuchtig.

Der Schein trügt nicht: Länge minus 49 mm, Radstand minus 26 mm, Höhe minus 23 mm. Trotzdem ist der Wagen geräumiger geworden, bietet im Fond 23 mm mehr Beinfreiheit und ein etwas größeres Gepäckabteil. Besonders stolz sind die Opelaner auf das Leergewicht, das je nach Motorisierung zwischen 120 und 200 Kilo unter dem Vorgänger liegt. Allein das Chassis hat 50 Kilo abgespeckt. Das Design? Gefällig, funktionell - und komplett neu.

Mit dem richtigen Motor macht der Astra Laune

Wir fahren im Konvoi, mit dabei sind Vergleichsfahrzeuge der Vorgänger-Generation. Nach einer Stunde Fahrzeugwechsel, vom alten 1,6-Liter-Sauger in den aufgeladenen 1,0-Liter-Dreizylinder. Nein, keine Offenbarung. Dafür ist die Übersetzung zu lang und der Motor zu sehr auf hohe Drehzahlen angewiesen. Aber zumindest spürt man mit jedem Manöver die neue Leichtigkeit des Seins. Jetzt ist endlich Leben in der Lenkung, wird reaktionsschnell und nachhaltig verzögert, schafft der Opel ohne Mühe den Spagat aus agiler Handlichkeit, gefestigter Straßenlage und ordentlichem Federungskomfort.

Der neue Opel Astra.

Inzwischen hat Opel die ersten Bilder des fertigen Designs veröffentlich. Sie zeigen einen modern gestylten VW-Golf-Konkurrenten.

(Foto: STG)

Richtig überzeugt hat uns aber erst der 1,4-Liter-Benziner. Er leistet 145 PS, macht im Overboost-Modus mit 235 Nm dem Sechsganggetriebe Beine, läuft vergleichsweise leise und vibrationsarm. Außerdem geht er gut genug, um den Astra aus der fahrdynamischen Deckung zu locken - eine Übung, die vom Vorgänger nicht goutiert wurde. Die ausgewogene Gewichtsverteilung, die steifere Anbindung des Fahrwerks an die Karosserie und die spritzigeren Motoren machen Laune.

Einige nützliche Extras fehlen

Das Heck des Opel Astra Erlkönig

Der neue Opel Astra debütiert im September auf der IAA und kommt zum Jahreswechsel auf den Markt.

(Foto: WGO)

Hat dieser Astra endlich Golf-Niveau? Er ist auf jeden Fall dichter dran. Alles andere wird sich zeigen, sobald erste Testwagen zur Verfügung stehen. Was dem Opel fehlt, sind nützliche Extras wie Allradantrieb, Doppelkupplungsgetriebe, Verstelldämpfer, Hybridantrieb und das eine oder andere Assistenzsystem. Hinter vorgehaltener Hand angekündigt hat GM ein Elektroauto und eine Achtgangautomatik.

Die vier Rundinstrumente sind leicht ablesbar, die Bedienung ist klar, die Sitze überzeugen. Der im Blickfeld platzierte Monitor ist in Touchscreen-Technik ausgeführt, gut zu erreichen und mit einer einfachen Menüführung gesegnet. Ein Stockwerk tiefer liegt das Tableau für Heizung und Klima, eine weitere Etage darunter finden sich Drucktasten für (unter anderem) die Fahrprogramme Sport und Eco. Premiere hat im Astra V das stark verbesserte Telematiksystem mit Notruf, Internet und Wlan. Ebenfalls neu: die adaptiven LED-Scheinwerfer, die nur rund 1500 Euro Aufpreis kosten sollen.

Die OPC-Topversion ist künftig ein Viertürer

Es fehlt zwar noch die offizielle Bestätigung, aber vermutlich wird Opel das GTC Coupé ersatzlos auslaufen lassen, nicht aber das scharf gewürzte OPC-Modell. Das OPC-Paket inklusive stärkerem Motor mit künftig rund 300 PS wird in den Viertürer transferiert. Unverändert im Programm bleibt der Caravan, der zeitgleich verfügbar sein soll.

Bei den Motoren setzt Opel - wie auch Ford und Renault - auf konsequentes Downsizing. Alle drei Diesel haben einen Einheitshubraum von 1,6 Liter. Zunächst gibt's drei Leistungsstufen mit 95, 140 und 170 PS. Später wird eine 115-PS-Variante nachgeschoben. Als Benziner mobilisiert das aufgeladene 1,6-Liter-Aggregat stramme 200 PS.

So wie das Äußere bis zur Unkenntlichkeit verklebt wurde, so hat man auch den Innenraum mit schwarzen Vorhängen blickdicht gemacht. Doch hinter der Tarnung verbirgt sich ein Auto, das neugierig macht. Denn trotz alter Achsen und bodenständiger Technik lockt der neue leichte Astra mit Tugenden, die man eher mit anderen Marken assoziiert hätte: eine bezahlbare Symbiose aus Geschmeidigkeit und Fahrspaß.

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