Enduro-Trainings für Motorradfahrer:Legal ins Unterholz

BMW R 1200 GS Rallye

Ab in den Matsch: Wer eine Reiseenduro wie die BMW R 1200 GS Rallye artgerecht bewegen möchte, kann das bei einem speziellen Fahrertraining lernen.

(Foto: BMW)

Reiseenduros sind derzeit sehr gefragt. Wie man mit den geländegängigen Bikes am besten umgeht, lernt man jedoch nicht in der Fahrschule - dafür in speziellen Fahrertrainings.

Von Thilo Kozik

Motorradfahren liegt wieder voll im Trend. Nach der Delle infolge der weltweiten Wirtschaftskrise im Jahr 2010 hat sich die Zweiradindustrie hierzulande berappelt. Jahr für Jahr steigende Zulassungszahlen stimmen die Branche froh.

Dabei offenbart ein Blick auf die besonders beliebten Modelle eine unerwartete Analogie zu den vierrädrigen SUV: Richtig gut verkaufen sich sogenannte Reiseenduros, die mit ihrem markanten Auftritt und der robusten Ausstattung den Eindruck vermitteln, als käme man mit ihnen überall hin. Die Bandbreite reicht dabei von Mittelklassemodellen wie der Triumph Tiger 800 und den BMW F 700/800 GS-Modellen bis zur KTM Adventure-Baureihe und Yamahas Super Ténéré XT 1200Z. Europas meistverkauftes Zweirad der letzten Jahre ist die BMW R 1200 GS.

Allroundfähigkeiten zum Ausprobieren

Ein wichtiges Argument für die Käufer sind die Allroundfähigkeiten dieser Art Motorräder. Was mit diesen Gefährten alles möglich ist, zeigt publikumswirksam und eindrucksvoll die alle zwei Jahre stattfindende BMW GS Trophy, bei der die versierten Teilnehmer kniffligste Fahraufgaben in entlegenen Gebieten dieser Erde meistern müssen.

Solche außergewöhnlichen fahrerischen Herausforderungen werden sich im Alltag zwar kaum vor den Besitzern einer Reiseenduro auftürmen. Trotzdem bekommt man die Besonderheiten des Fahrens auf losem Untergrund leider nicht in der Fahrschule vermittelt. Alternativ bieten sich Endurotrainings an, bei denen auf leichten Geländemotorrädern in die Geheimnisse des Offroad-Vergnügens eingeweiht wird. Die dort gemachten Erfahrungen sind jedoch nur zum Teil übertragbar, denn die leistungsstarken und schweren Großenduros legen eine spezielle Fahrdynamik an den Tag.

Auf diese hat sich schon seit geraumer Zeit der von BMW Motorrad betriebene Enduropark Hechlingen spezialisiert. Hier bekommen die vielen GS-Fahrer die Möglichkeit, mit ihrem Motorrad in eine 26 Hektar große Enduro-Welt einzutauchen, und das ganz legal - im Rest der Republik ist das Verlassen befestigter Wege bis auf wenige Ausnahmen bekanntlich untersagt.

Am besten mit Leihmotorrädern

Doch nicht nur Großenduristen finden hier ein vielfältiges Übungs- und Trainingsprogramm. "Besonders beliebt sind die Ein- und Zwei-Tages-Kurse, in denen die Teilnehmer erste Offroad-Luft schnuppern können", weiß Markus Linder vom Enduropark. "Wir vermitteln Basiskenntnisse und sorgen dafür, dass alle ihre Motorräder einmal im passenden Umfeld erleben und ausprobieren können."

Zumeist wird jedoch die Möglichkeit genutzt, BMW-Motorräder auszuleihen. Zum einen, weil niemand das Risiko des Bodenkontakts mit dem eigenen Motorrad eingehen möchte, zum anderen aber auch aus praktischen Erwägungen - auf losem Terrain sind grobstollige Profile gefragt, mit denen die Anreise zumindest unkomfortabel wäre.

Beim erstmals in diesem Jahr aufgelegten Reiseenduro-Training des ADAC Fahrsicherheitszentrums Rhein-Main gibt's ausschließlich Leihmotorräder: Für die eintägigen Veranstaltungen auf dem großzügigen Endurogelände des MSC Aufenau stehen geländegängig bereifte Triumph Tiger 800 XCx parat. Wer keine Enduro-Bekleidung besitzt, kann die gesamte Ausrüstung ausleihen.

Fast 40 Prozent kommen wieder

In den Handling-, Trial-, Brems- und Beschleunigungsübungen steht die Motorrad-Beherrschung auf losem Untergrund im Vordergrund, das Programm richtet sich an Offroad-Novizen, die erste Erfahrungen sammeln möchten. Wie René Peine, der sich zum Training angemeldet hat, weil er wissen möchte, "wie man mit dem Dickschiff im Gelände umgehen muss".

Nach dem Erstkontakt kommen viele Teilnehmer auf den Geschmack. Der Enduropark Hechlingen verweist deshalb stolz auf fast 40 Prozent Wiederholer. Für die werden dann weiterführende, anspruchsvollere Kurse bis hin zu einem zweitägigen Reise-Workshop angeboten. Einige Biker wiederholen die Kurse, obwohl sie später gar nicht im Gelände fahren: "Nach der Winterpause reaktiviert ein Training die Mechanismen zur Fahrzeugbeherrschung und die Reaktionen auf dem Motorrad besonders schnell, die Teilnehmer fühlen sich beim Saisonstart einfach sicherer", erklärt Linder die Beweggründe.

Wer's noch authentischer mag, schaut bei Tomm Wolf im wettersicheren Enduro Park Aras de los Olmos in Südspanien vorbei. Der Geländeprofi bietet unter der Marke "Malelobo" mehrtägige Trainings in verschiedenen Perfektionsstufen an, auch mit Mietmotorrädern. Echte Reiseenduristen dürften aber mit dem eigenen Motorrad kommen und dabei schon mal die Reisetauglichkeit ihrer Großenduro austesten.

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