Elon Musks Erfindungen:Mann unter Strom

Anfangs belächelt, dann gefürchtet: Elon Musk baut Raumschiffe, Elektroautos und bald deren Batterien. Außerdem will der Tesla-Chef den Mars besiedeln. Ein Überblick über Musks Errungenschaften.

Von Felix Reek

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Tesla Motors CEO Elon Musk zeigt die Powerwall Home Battery.

Quelle: REUTERS

Es wurde nicht weniger als Weltbewegendes erwartet. Wie immer, wenn Tesla-Chef Elon Musk mittels seines Twitter-Accounts Neuheiten ankündigte und damit die nervöse und nach Revolutionen gierende Schar der Technikjournalisten zu wilden Spekulationen antreibt. Ende März lautete die Nachricht: "Eine neue große Tesla-Produktlinie (kein Auto) wird am 30. April um 20 Uhr in unserem Hawthorne-Design-Studio vorgestellt." Kurz vor dem Termin ergänzte Musk: "Damit die Zukunft gut wird, brauchen wir elektrische Fortbewegungsmittel, Solarenergie und (natürlich) ..."

Eine Batterie, die Solarenergie speichert

Die kalkulierte Aufmerksamkeit funktionierte: Teslas Wert stieg nach der ersten Ankündigung an der Börse um 900 Millionen Dollar. Musks neue Erfindung war dann tatsächlich sensationell: Tesla Energy, eine Batterie für den Haushalt. Für 3500 Dollar speichert sie bis zu zehn Kilowattstunden Strom. In Kombination mit Solarzellen auf dem eigenen Dach ist man damit theoretisch unabhängig von den Stromanbietern. Die Batterie ermöglicht es, überschüssigen Strom zu speichern - oder ihn ins Netz einzuspeisen und sich dafür bezahlen zu lassen.

Passenderweise gehört Musk zusammen mit seinen Cousins Lyndon und Peter Rive die Firma SolarCity, einer der größten US-Anbieter von Solarzellen. Bereits im Februar verkündete der Multimilliardär, dass die neue Batterie fertig sei und in den nächsten sechs Monaten in Produktion gehe. Eine größere Speichereinheit für Unternehmen sei ebenfalls geplant. In 300 kalifornischen Häusern und einem Dutzend Wal-Mart-Filialen wurden die Akkus bereits getestet.

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Unbemannt ins All: SpaceX

Die Falcon 9 Rakete von SpaceX

Quelle: REUTERS

Für Musk ist es nur ein Projekt unter vielen. Seine erste Milliarde machte er mit X.com, einem Online-Bezahlsystem via E-Mail, das später mit Paypal fusionierte. Als größter Anteilseigner sicherte er sich mit dem Verkauf an Ebay im Jahr 2002 weiteres Kapital und legte den Grundstein für neue ehrgeizige Ziele.

Zu Beginn der 2000er-Jahre gründete Musk mit 165 Millionen Dollar aus dem PayPal-Verkauf die Firma SpaceX. Das Unternehmen soll die Raumfahrt revolutionieren. Sein Plan: Raketen zu bauen, die mehrmals starten können und so im Vergleich zur Konkurrenz, die normalerweise beim Wiedereintritt in die Atmosphäre verglüht, nur ein Zehntel kosten. "Eine Boeing 747 wirft man ja auch nicht nach einem Flug weg", so Musk lapidar.

Die ersten Versuche verliefen katastrophal. Drei Raketen explodierten direkt beim Start, 100 Millionen Dollar verbrannte SpaceX ohne brauchbare Ergebnisse. Die Finanzkrise versetzte dem Unternehmen fast den Todesstoß. Musk nahm Kredite auf und investierte weiter in seinen Traum vom All. Das zahlte sich aus. 2008 gelang der erste Start, das Interesse der Nasa war geweckt.

Mittlerweile hat SpaceX erfolgreich Satelliten transportiert und unternimmt Versorgungsflüge zur Raumstation ISS. Das nächste Ziel ist der Mars. Den will Musk als Ersatzheimat für die Erde bewohnbar machen.

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Zeigen, dass die Technik funktioniert: Tesla Roadster

Der Tesla Roadster an der Ladestation

Quelle: REUTERS

Ein Jahr nach SpaceX gründete Elon Musk 2003 Tesla. Er wollte ein Elektroauto bauen, das Fahrspaß mit Reichweite kombiniert - etwas, woran etablierte Hersteller bisher scheiterten. Nach fünf Jahren Entwicklung kam 2008 der Tesla Roadster, basierend auf dem Lotus Elise, auf den Markt. Der Zweisitzer verwendete etwa 6800 Laptop-Batterien als Energiespeicher. Als Reichweite gab das Unternehmen 350 Kilometer an.

Die Autoindustrie belächelte Musk von Beginn an. Trotz des Verkaufspreises von umgerechnet ungefähr 90 000 Euro machte Tesla mit jedem verkauften Auto etwa 18 000 Euro Verlust. Ein weiterer Kritikpunkt: Die Batterien seien nicht langlebig genug. Doch Musks Kunden bewiesen das Gegenteil: 2012 durchbrach ein Tesla-Roadster-Fahrer nach vier Jahren die 200 000-Kilometer-Marke. Im gleichen Jahr wurde die Produktion des Sportwagens eingestellt. Das nächste Modell stand bereit, das Model S.

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Die erste elektrische Oberklasselimousine: Model S

Tesla Model S in Shanghai

Quelle: AFP

Der Plan von Musk war von Anfang an klar: Mit dem ersten Auto wollte er beweisen, dass die Technik funktioniert, mit dem zweiten die zahlungskräftigen Kunden ansprechen, mit dem dritten den Massenmarkt erreichen.

2009 stellte der US-Milliardär zum ersten Mal seine Oberklasselimousine Model S vor. Auch sie wird rein elektrisch angetrieben, ist aber im Gegensatz zum Roadster ist der Viertürer eine komplette Eigenentwicklung. Akribisch soll Musk die ersten Exemplare untersucht haben, die ab 2012 entstanden. Es heißt, er habe jedes einzelne stundenlang persönlich untersucht. Ihm war klar, dass das Model S darüber entscheidet, ob Tesla als ernstzunehmender Automobilhersteller wahrgenommen wird.

In den USA ist die Luxuslimousine ein durchschlagender Erfolg. 2013 lagen die Absatzzahlen des Model S über denen der Mercedes S-Klasse. Die Elektro-Limousine war damit das meistverkaufte Auto in diesem Segment. Wie beim Roadster basiert die Batterietechnik der Limousine wieder auf herkömmlichen Lithium-Ionen-Akkus, die für das Fahrzeug optimiert wurden.

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Die nächsten Autos: Tesla Model X und Model 3

Tesla Model X auf der CES

Quelle: dpa

Um dem SUV-Trend Rechnung zu tragen, plant Tesla noch in diesem Jahr ein weiteres Modell: eine Mischung aus Geländewagen und Van. Das Model X bringt in drei Sitzreihen bis zu sieben Personen unter. Stauraum gibt es mehr als genug: Durch den freigewordenen Platz unter der Fronthaube hat das SUV zwei Kofferräume. Wie das Model S bringt es das Model X auf eine Reichweite von etwa 430 Kilometer. Der Einstiegspreis soll bei rund 80 000 Euro liegen.

Mit größerer Spannung wird aber das nächste Auto von Tesla erwartet. Das Model 3 soll der Elektromobilität zum breiten Durchbruch verhelfen und Musks Unternehmen endlich Gewinne bescheren. Denn bisher schreibt Tesla ausschließlich rote Zahlen.

Mit einem Verkaufspreis von etwa 35 000 US-Dollar und einer Reichweite von 320 Kilometern wäre das Model 3 eines der ersten wirklich alltagstauglichen und bezahlbaren Elektroautos. Vorgestellt werden soll es im März 2016, in den Handel kommt es laut Musk "Mitte bis Ende 2017". Laut dem US-Tech-Magazin Venturebeat gibt es bisher aber nicht einmal einen Prototypen. Mit einer Vorstellung des Model 3 sei nicht vor 2018 zu rechnen.

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Energie für alle: Supercharger-Netz

Supercharge Stationen von Tesla

Quelle: AFP

Um der Elektromobilität zum Durchbruch zu verhelfen, überzieht Tesla die USA und Europa mit einem Netz aus Ladestationen, den sogenannten Superchargern. 2013 waren es in Deutschland drei, mittlerweile stehen hierzulande ungefähr 30 dieser Schnellladesäulen. Europaweit sind es etwa 150 Stationen. Innerhalb einer halben Stunde lässt sich das Model S dort auf eine Reichweite von 270 Kilometern aufladen. Die Besonderheit: Der dort getankte Strom ist für Tesla-Kunden gratis. Außerdem hat sich der Hersteller von den Energieunternehmen versichern lassen, dass die Supercharger ausschließlich mit Ökostrom gespeist wird.

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Neue Batterien: die Gigafactory

Die Baustelle der Gigafactory von Tesla in Nevada

Quelle: James Glover/Reuters

Wer mehr Autos bauen und vor allem günstiger verkaufen will, der braucht mehr Batterien. Die Akkus sind jedoch einer der größten Kostenfaktoren bei Elektroautos. Aus diesem Grund baut Tesla zusammen mit Panasonic in der Wüste von Nevada eine riesige Batteriefabrik, die "Gigafactory". Hauptziel dieser Anlage ist es, günstigere Speicherzellen herzustellen, die mehr Energie aufnehmen können und kleiner sind als ihre Vorgänger im Tesla Roadster und dem Model S.

Bis 2020 will Tesla dort Batterien für bis zu 500 000 Fahrzeuge bauen. Weiterer Abnehmer sind die Solaranlagen des Tochterunternehmens SolarCity, das sie als Speichereinheiten nutzen soll.

© Süddeutsche.de/reek/harl/rus
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