Elektromobilität:Elektroautos werden so günstig wie Benziner

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Viele Menschen würden gerne ein Elektroauto wie das Tesla Model S fahren. Aber nur wenige sind bereit, hohe Preisaufschläge dafür zu bezahlen. (Foto: dpa)
  • Die jährlichen Kosten eines Elektroautos sollen bis 2024 auf das Niveau eines effizienten Benziners sinken.
  • Das ist das Ergebnis einer Studie des europäischen Dachverbandes der Verbraucherschutzorganisationen (BEUC).
  • Doch die Verbraucher warten ab und hoffen auf bessere technologische Entwicklungen.

Von Joachim Becker

Verbraucherschützer erwarten in wenigen Jahren eine Energiewende im Verkehr. Bis Mitte der nächsten Dekade sollen die Kosten von Elektroautos wettbewerbsfähig für den Massenmarkt werden. Zu diesem Ergebnis kommt eine neue Studie des europäischen Dachverbands der Verbraucherschutzorganisationen (BEUC).

Aktuell liegen die gesamten Haltekosten für ein durchschnittliches Batterieauto in den ersten vier Jahren etwa 2000 Euro über denen von Benzinern und ungefähr 4000 Euro über denen von Dieselfahrzeugen. Grund dafür sind die hohen Anschaffungspreise, die noch nicht durch einen geringeren Wartungsaufwand und günstigere Energiekosten der Elektrofahrzeuge ausgeglichen werden.

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Die Autokäufer warten weiterhin ab

Neben dem Mangel an Ladestationen und der eingeschränkten Reichweite sind die höheren Preise der E-Mobile bisher ein wesentliches Hindernis auf dem Weg zur nachhaltigen Mobilität. Auch die staatliche Kaufprämie von bis zu 2000 Euro hat die Nachfrage bisher kaum ankurbeln können. Obwohl die meisten Hersteller den gleichen Betrag noch einmal zuschießen, gingen in den ersten drei Monaten nur 4500 Anträge auf diesen Umweltbonus ein. Die meisten Verbraucher halten sich also zurück, obwohl die Kostennachteile schon heute durch die staatliche Förderung ausgeglichen werden. Grund könnte die Hoffnung auf weitere Fortschritte sein: Die Autokäufer warten ab, bis die Stromer noch billiger, die Reichweite größer und die Ladeinfrastruktur besser werden.

"Im kommenden Jahrzehnt sollten Elektrofahrzeuge nicht mehr nur für Besserverdiener erschwinglich sein, auch für die breite Masse werden sie aus finanzieller Sicht interessant", sagt Monique Goyens, Generaldirektorin des BEUC.

Die Studie geht allerdings davon aus, dass auch die Unterhaltskosten für konventionelle Fahrzeuge sinken werden. Im Vergleich zu einem heutigen Auto sollen Neuwagen des Jahres 2025 im Durchschnitt 6500 Euro über die gesamte Betriebszeit sparen. Die zusätzlichen Effizienzmaßnahmen lassen allerdings den Anschaffungspreis bei Modellen mit konventionellem Antrieb erst einmal steigen. Bisher waren knapp die Hälfte der Neuwagenkäufer bereit, etwa 2000 Euro mehr für einen sparsamen Dieselmotor auszugeben.

In absehbarer Zeit könnte der Dieselkraftstoff durch elektrische Energie als günstigstes Antriebsmittel abgelöst werden. Der Preis von Elektroautos soll laut BEUC erheblich sinken. Im Jahr 2020 sollen Batteriefahrzeuge das Kostenniveau von Plug-in-Hybriden erreichen, die einen Benziner mit einem kleineren Elektromotor kombinieren. Ab dem Jahr 2024 werden die Gesamthaltungskosten für rein elektrische Antriebe in den ersten vier Jahren mit denen von Benzinern vergleichbar sein - wenn nicht sogar darunterliegen.

Zu den Gesamthaltungskosten zählen unter anderem Kaufpreis, Wiederverkaufserlös, strom- oder ölbasierter Kraftstoff, Wartung, Versicherung, Steuern. Wenn man dazurechnet, dass heutige Autos viel mehr Kraftstoff verbrauchen als die Hersteller angeben (die Umweltorganisation ICCT veröffentlichte kürzlich durchschnittliche Abweichungen von 42 Prozent zwischen Labor und Straße), dann erscheinen die günstigeren Gesamtkosten der Stromer durchaus realistisch.

Die Entwicklung ist für die Autohersteller kaum planbar

Doch die abwartende Haltung der Verbraucher könnte die Energiewende auf der Straße noch verlangsamen. Gut möglich, dass die Masse der Autokäufer weiter auf sinkende Batteriekosten spekuliert. Schließlich versprechen die Autohersteller hier gravierende Fortschritte über die kommenden zehn Jahre, um das Interesse an der E-Mobilität zu steigern. Das könnte eine Form von Preispoker auslösen. Gut vorstellbar, dass der Absatz von alternativen Antrieben weiterhin nur langsam steigt. Bis zu dem Punkt, an dem die Stromer schließlich unter Schnäppchen-Verdacht stehen - und plötzlich mehrheitsfähig werden.

Diese Entwicklung ist für die Autohersteller kaum planbar: "Elektromobilität ist wie eine Ketchup-Flasche. Wir wissen, dass etwas kommt. Aber wir wissen nicht, wann und wie viel es sein wird", sagt Daimler-Vertriebsvorstand Ola Källenius. Ohne politische Unterstützung wird der Wandel nicht so schnell von alleine passieren.

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