Elektroautos:Beim Wort genommen

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Mercedes-Benz hat ein neues Konzept für kompakte Elektroautos, das das Versprechen weiterer Reichweiten einlöst: Einmal aufgeladen, fahren diese 600 Kilometer weit - und das teilweise emissionsfrei.

Hans Bast

Vielfach wurde die deutsche Automobilindustrie in den letzten Monaten wegen Ihrer Rückständigkeit hinsichtlich emissionsarmer Antriebe und Ihres Beharrens auf konventioneller Antriebstechnik gescholten.

BlueZero E-Cell Plus heißt dieses Modell von Mercedes-Benz. Mit dem Elektroauto wollen die Schwaben die Kundenanforderungen an nachhaltige Mobilität erfüllen. (Foto: Foto: Pressinform)

Die Industrie gelobte Besserung und langsam kommt Bewegung in die Sache. Nach und nach werden erste tragfähige Konzepte alltagstauglicher Elektromobilität vorgestellt. Eines dieser Konzepte wurde jetzt von Mercedes-Benz gezeigt. Der BlueZero E-Cell Plus gehört zur Familie der modular aufgebauten Elektroautos von Mercedes-Benz, mit denen die Schwaben alle künftigen Kundenanforderungen an nachhaltige Mobilität erfüllen möchten.

Alle drei BlueZero-Modelle fahren klassentypisch mit Frontantrieb. Die flexibel kombinierbaren Antriebskomponenten wurden in einem modularen Baukastensystem zusammengefasst. Kernstück dieser Technologie sind die flüssigkeitsgekühlten Lithium-Ionen-Akkus mit bis zu 35 kWh Energieinhalt.

Schnelle Ladung

Bei der schnellen Standardladung mit einer Ladeleistung von 20 kW kann der 18 kWh starke Hochenergie-Lithium-Ionen-Akku des BlueZero E-Cell Plus innerhalb von rund 30 Minuten Energie für 50 Kilometer Reichweite speichern.

Die komplette elektrische Reichweite von 100 Kilometern fordert eine Ladezeit von etwas mehr als einer Stunde. Bei der Standardladung an einer handelsüblichen Steckdose mit 3,3 kW beträgt die Ladezeit circa sechs Stunden.

Ein weiterer Glanzpunkt ist der kompakte, 100 kW starke Elektromotor (Dauerleistung: 70 kW). Das maximale Drehmoment von 320 Nm steht ab der ersten Umdrehung zur Verfügung und übertrifft den Wert eines heutigen V6-Benziners bei 2500/min.

Höchstgeschwindigkeit begrenzt

Das reicht für eine Beschleunigung von null auf 100 km/h in weniger als 11 Sekunden. Die Höchstgeschwindigkeit ist, im Sinne einer optimalen Reichweite und Energieeffizienz, allerdings elektronisch auf 150 km/h begrenzt.

In dem BlueZero E-Cell Plus ist der Elektroantrieb mit einem zusätzlichen Dreizylinder-Turbobenziner, "Range Extender" genannt, kombiniert. Der kompakte, 50 kW starke Verbrennungsmotor ist im Bereich der Hinterachse untergebracht und kann die Batterie während der Fahrt aufladen.

Damit wird dem wesentlichen Nachteil aller elektrisch angetriebener PKWs begegnet, nämlich ihrer geringen Reichweite. Das bereits Anfang dieses Jahres in Detroit vorgestellte BlueZero E-Cell-Modell mit rein batterie-elektrischem Antrieb, fährt mit einer Batterieladung leider nur 200 Kilometer weit.

Geringer CO2-Ausstoß

Das Konzept des BlueZero F-Cell mit Brennstoffzelle erzielt schon eine elektrische und damit ebenfalls emissionsfreie Reichweite von rund 400 Kilometern. Der jetzt vorgestellte BlueZero E-Cell Plus mit Elektroantrieb und zusätzlichem Verbrennungsmotor als Stromgenerator erzielt eine Gesamtreichweite von bis zu 600 Kilometern, davon bis zu 100 Kilometer rein elektrisch.

Die höhere Gesamtreichweite wird so zwar zulasten der emmisionsfreien Reichweite erreicht. Durch den CO2-Bonus für den batterieelektrischen Fahrbetrieb erreicht das Fahrzeug einen CO2-Ausstoß von lediglich 32 Gramm pro Kilometer.

Lesen Sie auf der zweiten Seite, wodurch sich die BlueZero-Modelle von anderen Elektroautos unterscheiden.

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:Beim Wort genommen

Mercedes-Benz hat ein neues Konzept für kompakte Elektroautos, das das Versprechen weiterer Reichweiten einlöst: Einmal aufgeladen, fahren diese 600 Kilometer weit - und das teilweise emissionsfrei.

Hans Bast

Bei Mercedes-Benz ist man dann auch ordentlich stolz auf seine jüngsten Entwürfe: "Mit dem Concept BlueZero liefern wir den dreifachen Beleg für die technische Reife von alternativen Antrieben bei Mercedes-Benz.

Chancengleichheit mit heutigen verbrennungsmotorischen Antrieben erreichen wir für Elektrofahrzeuge mit Batterie- oder Brennstoffzellenantrieb aber erst, wenn die Kunden die Sicherheit haben, dass ihnen eine ausreichende Infrastruktur an Strom- und Wasserstofftankstellen zur Verfügung steht", so Prof. Herbert Kohler, Leiter E-Drive &Future Mobility sowie Daimler-Umweltbevollmächtiger.

Realisiert wurden die drei BlueZero-Varianten mit Hilfe des aus der A- und B-Klasse bekannten des Sandwichbodens. Die wesentlichen Antriebskomponenten werden hierbei schwerpunktgünstig, platzsparend und geschützt im Unterboden des Fahrzeugs eingebaut.

Damit unterscheiden sich die BlueZero-Modelle maßgeblich von herkömmlich Elektroautos, bei denen beispielsweise die schwere und voluminöse Speicherbatterie im Kofferraum oder im Bereich der Rücksitze untergebracht werden.

Nüchterner Blick in die Zukunft

Alle drei BlueZero-Varianten teilen sich wesentliche technische Komponenten, Design und Fahrzeugdimensionen sind identisch.

Kompakte Außenabmessungen verbinden die nur 4,22 Meter langen BlueZero Modelle mit einem großzügigen und variablen Innen- und Gepäckraum. Fünf vollwertige Sitzplätze, rund 450 Kilogramm Zuladung und über 500 Liter Gepäckraum machen sie zu familientauglichen Automobilen.

Bei aller Freude, über das bisher Erreichte sieht man die Zukunft des Elektroautos bei Mercedes-Benz durchaus nüchtern. Für den uneingeschränkten und komfortablen Betrieb von Elektroautos sind noch eine Reihe von Herausforderungen, wie hohe Systemkosten, mangelnde Infrastruktur und geringe Reichweiten zu bewältigen.

Daher ist der Betrieb von von batteriegetrieben Elektroautos und Brennstoffzellenfahrzeugen für lokal emissionsfreies Fahren, in Ergänzung zu der sparsamen BlueEfficiency-Technik und Fahrzeugen mit Hybridantrieb zu sehen. Moderne Diesel und Benziner werden auch noch auf längere Sicht die wichtigste Antriebstechnik im Automobilbau bleiben.

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