Süddeutsche Zeitung

Elektroauto VW e-Up:Kleine Lösung

Mit dem e-Up setzt Volkswagen beim Thema Elektro bewusst auf wenig Risiko und kombiniert einen bestehenden Kleinwagen mit einem Elektromotor. Das ist zwar wenig innovativ. Aber der kleine Elektro-Flitzer erfüllt seinen Zweck mit Bravour.

Von Jürgen Zöllter

Darin ist sich die deutsche Automobilindustrie einig: Was vor gut zehn Jahren auf Volkswagen und die anderen Hersteller hereinbrach, darf sich nie mehr wiederholen. Damals läuteten die japanischen Autobauer Toyota und Honda die Ära der Hybridantriebe ein und fuhren damit auf und davon.

Den Durchbruch der automobilen Elektromobilität möchte man nun aber aus München, Stuttgart und Wolfsburg steuern und das zukunftsfähige Feld schon gar nicht Start-up-Unternehmen wie Tesla überlassen. Schon wagte Daimler mit dem Smart Electric Drive den ersten Schnellschuss. BMW geht aktuell entschieden weiter, ließ seine Ingenieure ein völlig neues Fahrzeugkonzept um den E-Antrieb herum entwickeln und rief dazu eine eigene Submarke ins Leben.

Soweit möchte Volkswagen nicht gehen. Man scheut das Risiko hoher Investitionen für ein völlig neues, der reinen Elektromobilität verpflichtetes Fahrzeug. Lieber bauen die Wolfsburger einen vorhandenen Kleinwagen um, der bei gleichem Nutzwert deutlich weniger kosten wird, auch wenn die 26.900 Euro für den e-Up mit vier Türen und ebenso vielen Sitzen immer noch durchaus stolz sind. Der Elektro-VW wird auf der IAA in Frankfurt zu sehen und zeitgleich mit dem BMW i3 am Markt sein. Nachdem wir auf Alpenstraßen eine komplette Batterieladung verfahren haben, sind wir überzeugt, dass dieser Elektro-Up die im Alltagsgebrauch sinnvollste Art darstellt, rein elektrisch zu fahren.

Wie jedes andere E-Mobil bleibt auch der e-Up nach Drehung des Startschlüssels stumm. Sobald das Fahrpedal gestreichelt wird, geht es wie auf Samtpfoten voran - je nach Wunsch mit mehr oder weniger Temperament. Ohne Voreinstellungen fließen bis zu 60 kW (82 PS) an die Vorderräder. Die packen erstaunlich entschlossen zu. 12,4 Sekunden verstreichen zwischen null und 100 km/h. Auf der Autobahn greift das Tempolimit bei 135 km/h zu Gunsten größerer Reichweite.

Akku liegt platzsparend im Unterboden

Gespeist wird der Elektromotor aus Lithium-Ionen-Batterien, die im Unterboden verbaut sind und weder Fuß- noch Laderaum beschneiden. Ihre Kapazität von 18,7 kWh reicht unter idealen Bedingungen im Eco+-Fahrmodus für 160 Kilometer. Dabei ruft das Fahrpedal nur maximal 40 kW ab und erlaubt bis zu 110 km/h. Als idealer Kompromiss zwischen beiden Einstellungen darf der Eco-Modus gelten. Er stellt 50 kW für bis zu 120 km/h bereit. Damit schwimmt man im fließenden Verkehr mit, und Überholen geht auch noch ohne Adrenalinschub.

Ein Erlebnis der besonderen Art ist das Nachladen der Batterien, ohne den Geldbeutel öffnen zu müssen: Dafür bietet der e-Up drei Rekuperationsmodi, was in etwa einer dreistufigen Motorbremse entspricht. Geht der Fuß vom Fahrpedal, bremst der als Generator arbeitende E-Motor den 1139 Kilo leichten Kleinwagen unterschiedlich stark ab. Die mechanische Bremse bleibt währendessen arbeitslos - und prompt signalisiert die Reichweitenanzeige eine beruhigende Zunahme der Reststrecke. Der Fahrer sehnt diese Phasen herbei wie eine Gewinnausschüttung.

Als uns nach gut 100 km - und drei Stunden Alpenfahrt - angesichts von sieben Kilometer Reichweite der Mut verlässt, auf eine baldige Bergabstrecke zu hoffen, finden wir Trost an einer Ladestation. Die folgende Zwangspause, sofern man vollgeladene Akkus wünscht, kann 20 Minuten dauern - wenn man sich des optionalen CCS (Combined Charging System) und einer Gleichstrom-Schnellladesäule bedient. Am Haushaltsstrom muss man entweder vier (Wallbox mit 3,6 kW Ladestrom) oder acht Stunden (220 V mit 2,3 kW) Geduld mitbringen.

Als Zweitwagen für Kurzstrecken bietet der e-UP insbesondere Berufspendlern erstaunlich guten Fahrkomfort mit Ausstattungsmerkmalen, die man von gut bestückten Mittelklassewagen kennt. Satellitennavigation, mobile Online-Dienste, eine Smartphone-App sowie Sitz- und Frontscheibenheizung sind ebenso an Bord wie Klimaautomatik, Leichtmetallfelgen und LED-Tagfahrlicht.

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Quelle:
SZ vom 10.08.2013/mike
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