Elektromobilität:Ein E-Auto als Taxi? Das funktioniert

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Der Nissan e-NV200 war eines der Modelle, mit der Markus Wahl die Taxitauglichkeit von E-Autos testete. (Foto: Nissan)

Die Elektro-Taxis von Markus Wahl fahren täglich 250 Kilometer durch Bochum. Das rechnet sich für den Unternehmer, der auf viel Skepsis in der Branche stößt.

Von Valentin Dornis

"Und?", fragt Markus Wahl. Er will wissen: Wie fühlt es sich an, die ersten Meter im Elektrotaxi zu fahren? Unspektakulär, lautet die ehrliche Antwort. Doch das enttäuscht ihn nicht. "Sehen Sie", sagt der Bochumer Taxiunternehmer, "die meisten Kunden merken gar nicht, dass etwas anders ist." Der 49-Jährige ist einer der ersten unabhängigen Taxiunternehmer in Deutschland, der seine Flotte auf Elektroautos umstellt. Seit März 2016 fahren vier Elektroautos für ihn durch die Stadt. Die restlichen acht Taxis sind noch Verbrenner, doch wenn die Verträge in den nächsten Jahren auslaufen, sollen sie durch E-Autos ersetzt werden.

Bei der Elektromobilität sind die Deutschen vorsichtig. Von etwa 60 Millionen Autos sind laut Kraftfahrtbundesamt nur ungefähr 40 000 elektrisch angetrieben. In Umfragen werden die Langstreckentauglichkeit und die Ladedauer kritisiert. Und dann sollen ausgerechnet Taxis zu E-Autos werden, deren Geschäft es ist, den ganzen Tag zu fahren?

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In Bochum fiel die Entscheidung nach detaillierter Planung. Das lag auch an Bernd Hoose, Bochumer Unternehmer und Aktivist für Elektromobilität. Gemeinsam rechneten sie alles durch. Die E-Autos sind in der Anschaffung ähnlich teuer wie vergleichbare Verbrenner, kosten beim Verbrauch aber deutlich weniger. Sie fahren bis zu 5000 Kilometer im Monat, meist im Stadtverkehr, wo sie ständig bremsen und anfahren müssen. Was beim Dieselmotor den Verbrauch in die Höhe treibt, erzeugt beim E-Auto durch die Bremskraftrückgewinnung sogar Energie.

Also organisierten sie Testfahrten. Erst mit einem Nissan e-NV200, dann mit einem Nissan Leaf, einem Wagen mit einer Reichweite von 160 bis 200 Kilometern pro Akkuladung. "Ich habe sechs Wochen lang alles genau geprüft", sagt Markus Wahl. Er fuhr jeden Tag durch Bochum, dokumentierte Ladepunkte und -zeiten, testete den Stauraum, die Einstiegshöhe und beobachtete Kundenreaktionen. "Danach habe ich gesagt: Wir machen es."

Bis zu 250 Kilometer am Tag

Er bereut die Entscheidung nicht. Die vier E-Autos sind bis zu 250 Kilometer am Tag unterwegs. An einer Schnellladestation braucht der Akku 20 Minuten, bis er zu 80 Prozent geladen ist. Die Fahrer nutzen ihre Pausen dafür. Nachts werden die Autos langsam und akkuschonend geladen.

Wahls Vater war Automechaniker, als junger Mann machte er selbst eine Ausbildung zum Auto- und Bootssattler. Doch sein ganzes Leben wollte er keine Bezüge für Autositze nähen. Der Vertrieb war sein Ding. Er arbeitete viel und verdiente gutes Geld. Nur wohin damit? "Auf der Bank gibt's ja keine Zinsen mehr", sagt Wahl, "da habe ich mich nach einem kleinen Unternehmen umgeschaut, in das ich einsteigen könnte." So kam er 2011 zu Taxi Bednarz. Doch in dem Betrieb lief es nicht so, wie er sich das vorstellte. Schließlich wurde es Wahl zu viel: 2014 kündigte er seinen sicheren Job und nahm die Dinge selbst in die Hand.

Skepsis in der Taxi-Branche

"Jetzt sitze ich hier und habe Stress ohne Ende", sagt er und lacht. Sein kleines Büro liegt im Souterrain einer Druckerei in Bochum-Stiepel. Wahl bleibt nicht lange auf dem Bürostuhl sitzen. Immer wieder steht er auf, holt Unterlagen aus dem Schrank. Ständig klingelt das Handy, per Telefon erklärt er einem Fahrer, wie das Navi funktioniert. Im Taxigewerbe ist er Autodidakt, doch innerhalb von sechs Jahren wuchs seine Firma von drei auf zwölf Wagen und beschäftigt heute bis zu 40 Mitarbeiter.

Gern würde er seine Erfahrungen weitergeben, doch in der Branche stößt er eher auf Skepsis. "Bisher hat sich noch kein Taxiunternehmen gemeldet und nachgefragt, was für Erfahrungen wir mit den E-Autos gemacht haben", sagt Wahl. Dabei würde er sich darum gern auch noch kümmern.

© SZ vom 06.02.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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