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Elektroauto-Gipfel im Kanzleramt:"Es ist ein langer Marsch"

Die Kanzlerin bleibt bei ihrem Wunsch: Eine Million Elektroautos sollen im Jahr 2020 auf Deutschlands Straßen unterwegs sein - obwohl der Verkauf derzeit noch sehr schleppend läuft. Trotz aller Schwierigkeiten soll es keinen Extrazuschuss vom Staat geben, zumindest nicht direkt.

Die Bundesregierung bleibt trotz Schwierigkeiten bei ihrem Ziel, dass 2020 eine Million Elektroautos in Deutschland unterwegs sein sollen. Beim Gipfel im Kanzleramt räumt Bundeskanzlerin Merkel zwar ein, es sei noch "ein langer Marsch", dennoch soll Deutschland "Leitmarkt" für Elektrofahrzeuge werden.

Das Ziel, bis 2020 eine Million E-Autos auf den Straßen zu haben, werde man "nicht ganz einfach erreichen", so Merkel nach dem Spitzentreffen mit Wirtschaft und Wissenschaft. Es wäre aber falsch, jetzt die Ziele aufzugeben, da noch acht Jahre Arbeit bevor stünden.

Einen Anschub durch eine Prämie lehnt die Regierung weiter ab. Ob in der nächsten Wahlperiode mehr Anreize gebraucht würden, sei zu entscheiden, "wenn es so weit ist", sagte Merkel.

Zu Berechnungen der Industrie, wonach im Jahr 2020 hierzulande lediglich 600.000 Elektroautos fahren werden, sagte Merkel, diese Zahl werde sicher erreicht "und der Rest wird erarbeitet". Sie erklärte, dass in die Zählung auch Hybridfahrzeuge eingehen, die Elektromotoren mit Benzinantrieben kombinieren, sofern der Elektroanteil größer ist. Zu Jahresanfang waren in Deutschland nur 4500 Elektroautos zugelassen - von insgesamt 43 Millionen zugelassenen Pkw.

Wegen der vielen beteiligten Branchen sei die Elektromobilität ein komplexes Feld. In anderen technischen Bereichen habe sich aber schon gezeigt, "dass sich Dinge oft sehr sprunghaft entwickeln."

"Man wird noch mehr tun müssen"

Die Autobranche mahnte weitere flankierende Maßnahmen an. Größten Entwicklungsbedarf gebe es bei Batterien, sagte der Präsident des Verbands der Automobilindustrie (VDA), Matthias Wissmann.

Daimler-Chef Dieter Zetsche sagte vor dem Treffen im ZDF: "Wir sagen, wenn man bei dem Ziel bleiben will, eine Million in 2020 zu erreichen, wird man an den Randbedingungen noch mehr tun müssen." Es gehe auch darum, Angebote für Kunden attraktiver zu machen. "Wahrscheinlich wäre letztlich ein Kaufanreiz auch ein Thema, was den Absatz weiter fördern könnte." Kaufprämien gibt es etwa in Frankreich und den USA.

Wirtschaftsminister Philipp Rösler (FDP) lehnt Kaufprämien allerdings ab. Verkehrsminister Peter Ramsauer (CSU) verweist auf zweifelhafte Erfahrungen im Ausland. Angesichts knapper Mittel solle Geld für den Straßenbau genutzt werden.

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