Eisenbahn:Neue Chance für alte Gleise

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Einige Bundesländer setzen mittlerweile darauf, den Bahnverkehr auf längst stillgelegten Strecken wieder aufzunehmen. Allein in Baden-Württemberg könnten bis zum Jahr 2030 etwa 100 Kilometer reaktiviert werden.

Um mehr Verkehr von der Straße auf die Schiene zu bringen, setzt die Landesregierung von Baden-Württemberg im nächsten Jahrzehnt verstärkt auf die Reaktivierung stillgelegter Bahnstrecken im Nahverkehr. Manche alten Strecken seien viel attraktiver als angenommen, sagt Landesverkehrsminister Winfried Hermann (Grüne). Das Land habe dafür bereits im Jahr 2018 eine Machbarkeitsstudie in Auftrag gegeben. Demnach kämen 41 Strecken in Frage. Bis Ende 2020 sollen diese Strecken nun auf ihr Fahrgastpotenzial und erforderliche Investitionen geprüft werden. Am Ende blieben voraussichtlich 15 Strecken übrig. Man könne sich vorstellen, dass bis 2030 etwa 100 Kilometer Bahnstrecke reaktiviert würden, sagte Hermann. "Das ist gut durchdacht, nicht nostalgisch und nicht naiv."

Potenzial hätten beispielsweise die Strecken Haltingen-Kandern im südlichen Baden, die Verbindung Ludwigsburg-Marktgröningen nördlich von Stuttgart sowie Lauffen/Neckar-Zaberfeld in der Nähe von Heilbronn. Das Ministerium wolle dabei eine aktive und steuernde Rolle einnehmen, sagt Hermann. Bau und Betrieb müssten allerdings kommunal finanziert werden. Die Städte und Gemeinden könnten aber Fördermittel vom Land beantragen. "Es ist uns wichtig, dass die Initiative von unten kommt."

Auch in Bayern kam zuletzt Bewegung in das Thema. So sprach sich der Landtag vor Kurzem dafür aus, neue Kriterien für die Bewertung der Wirtschaftlichkeit von Bahnreaktivierungen zu entwickeln. Bislang müssen Studien durchschnittlich 1000 Personen pro Tag auf einer stillgelegten Strecke prognostizieren, um diese wieder zu befahren. "Da hierbei gemittelt wird, sind auf Teilabschnitten Fahrgastzahlen weit über 1000 nötig", erläutert Gerd Weibelzahl vom ökologisch ausgerichteten Verkehrsclub Deutschland (VCD). Eine solche Vorgabe sei vielleicht in Ballungszentren sinnvoll, sicher aber nicht im ländlichen Raum, sagt Weibelzahl. Deshalb hatte der Klub schon seit Längerem ein Umdenken bei den Förderkriterien gefordert. Laut VCD wurden bei der überwiegenden Zahl von reaktivierten Bahnstrecken die zuvor prognostizierten Fahrgastzahlen schon nach kurzer Zeit weit überschritten.

© SZ vom 11.05.2019 / dpa, mvö - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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