Einsteiger-Autos im Test:Südkorea - Japan 3:2

Lesezeit: 4 Min.

Bei den Preisen liegen beide Hersteller nahe beieinander - auf dem Papier. Doch Mitsubishi verkauft den Space Star mit hohen Rabatten. (Foto: Mitsubishi)

Der Vergleich von Hyundai i 10 und Mitsubishi Space Star zeigt: Auch bei Kleinwagen machen ein paar Jahre einen großen Unterschied in der Technik aus.

Von Peter Fahrenholz

Hätten die Controller bei den Autoherstellern noch mehr zu sagen als ohnehin schon und müssten entscheiden, wo sie die Produktpalette auslichten, um Kosten zu sparen, würden die meisten die Axt vermutlich im A-Segment anlegen, bei den Kleinstwagen. Denn die Zwerge verkaufen sich zwar oft gut bis sehr gut, aber die Hersteller verdienen an ihnen nur wenig. Denn alles, was ein Auto besser, aber eben auch teurer macht, kann bei den Kleinstwagen nicht einfach auf den Endpreis draufgeschlagen werden. Wer sich ein 80 000-Euro-Auto leisten kann, wird kaum bemerken, wenn neue Sicherheitsfeatures den Wagen um, sagen wir, 2000 Euro verteuern. Auch in der 50 000-Euro-Klasse werden die meisten Kunden eine solche Preiserhöhung schlucken. Aber für einen Kleinwagen 10 000 Euro statt 12 000 zahlen zu müssen, da werden viele sagen: Nein danke.

Wer sich in diesem Segment behaupten und trotzdem technisch up to date sein will, muss scharf kalkulieren. Mancher hat sich deshalb auch diesem Bereich schon verabschiedet. Zwei asiatische Hersteller haben hingegen in diesem Jahr die nächste Generation des kleinsten Fahrzeugs ihrer Flotte auf den Markt gebracht - und dabei gezeigt, dass man "neu" ganz unterschiedlich interpretieren kann.

Hyundai hat mit der dritten Generation des i 10 ein ganz neues Auto auf die Beine gestellt. Mit etwa 20 000 verkauften Exemplaren zählte der Korea-Mini bisher schon zu den beliebtesten Modellen der Marke in Deutschland. Mit dem Nachfolger bekenne man sich "eindeutig zu dieser Fahrzeugklasse", heißt es bei Hyundai. Mitsubishi hingegen hat sich beim Space Star, der seit 2012 auf dem Markt ist und von dem bisher ebenfalls etwa 20 000 Fahrzeuge im Jahr verkauft wurden, darauf beschränkt, das Bewährte weiterzuentwickeln. Der neue Space Star ist gewissermaßen ein Facelift eines Facelifts.

Der Hyundai i10 ist ein neu entwickeltes Auto, während Mitsubishi beim Space Star auf Weiterentwicklung des Bewährten setzt. (Foto: Weigl/Hyundai)

Was ist das bessere Konzept? Wovon hat der Kunde mehr? Beide Autos gibt es mit zwei Motorisierungen: Beim Hyundai sind es ein Dreizylinder mit 67 PS und ein Vierzylinder mit 84 PS, bei Space Star sind es zwei Dreizylinder mit 71 oder 80 PS. Die SZ hat die beiden stärkeren Motorvarianten getestet, beim i 10 in der höchsten Ausstattungsvariante Style, beim Space Star die zweithöchste Linie namens Intro Edition plus.

Der Mitsubishi ist in die Jahre gekommen

Bei den Preisen liegen beide Hersteller nahe beieinander - auf dem Papier. Doch Mitsubishi verkauft den Space Star mit hohen Rabatten. (Foto: Mitsubishi)

Schon der Innenraum zeigt, wie viel ein paar Jahre im Automobilbau inzwischen ausmachen. Dass Innen das neue Außen ist, wie es im Marketingjargon gerne heißt, merkt man beim Mitsubishi nicht, da ist das neue Innen weitgehend das alte, denn beim Interieur haben die Japaner nur wenig verändert. Wer vom i 10 in den Space Star umsteigt, empfindet den Mitsubishi als etwas altbacken. Der Innenraum des Hyundai wirkt im Vergleich viel frischer und aufgeräumter. Weil der Radstand des 3,67 Meter langen Wagens um 40 Millimeter gewachsen ist, haben auch hinteren Passagiere mehr Platz als beim Vorgängermodell. Der um 18 Zentimeter längere Space Star bietet hinten allerdings noch etwas mehr Platz. Bei den Assistenzsystemen liegt der neue Hyundai ebenfalls vorn, denn Features wie ein autonomer Notbremsassistent oder ein aktiver Spurhalteassistent sind beim i 10 serienmäßig, beim Space Star sind sie erst in der höchsten Ausstattungslinie Top an Bord.

Auch beim Infotainmentsystem merkt man dem Mitsubishi an, dass er in die Jahre gekommen ist. Sein Touchscreen ist eher ein Drückscreen, die Telefonanbindung funktioniert zwar einwandfrei, aber die Freisprechanlage ist auch auf höchster Lautstärke so leise, dass telefonieren im Auto praktisch unmöglich ist. Das kann der Hyundai besser. Dafür bietet Mitsubishi bereits für die Linie Intro Plus ein bordeigenes Navisystem an, Hyundai lässt sich das Navipaket für die beiden höchsten Ausstattungslinie mit mehr als 1200 Euro extra bezahlen - unverständlich.

Auch beim Fahrwerk liegt der i 10 deutlich vorn. Wo der Space Star bei schlechter Fahrbahn wie ein Hase hoppelt, bügelt der i 10 das weitgehend weg, auch seine Lenkung ist straffer und direkter als beim Mitsubishi, so dass der Wagen sich in Kurven deutlich flotter und stabiler bewegen lässt. Bei Motor hingegen macht der Mitsubishi Boden gut. Vor dreißig Jahren wäre man mit 80 PS in einem Kleinwagen grandios motorisiert gewesen, im PS-Wahn heutiger Tage sind die Beschleunigungswerte damit allerdings bescheiden. Besonders im kritischen Bereich zwischen 80 und 120, wo man schnell Tempo aufnehmen möchte, um auf der Landstraße mal einen LKW zu überholen oder auf der Autobahn angstfrei auf die linke Spur zu wechseln, ist der Motor des i 10 zäh, der Vierzylinder des Space Star werkelt hier trotz vier PS weniger ein ganzes Stück spritziger. Laut sind sie unter Volllast allerdings beide.

Und auch beim Benzinverbrauch sind beide weit von den Herstellerangaben entfernt, ein bekanntes Ärgernis. Mitsubishi gibt für den Space Star einen kombinierten Verbrauch von 4,7 Liter/100 Kilometer an, Hyundai eine Spanne von 4,6 bis 4,9 Liter. Im SZ-Test, der eine Mischung aus Stadtverkehr, Landstraße und Autobahn war, verbrauchte der Space Star im Schnitt 7,2, der i 10 7,3 Liter - deutlich zu viel für Autos dieser Größe.

Entscheidend für den Kauf eines Kleinstwagens ist aber nicht zuletzt der Preis. Auf dem Papier liegen beide Hersteller hier nahe beieinander. Bei Mitsubishi beginnen die Preise bei 10 490 Euro und enden bei knapp 17 000 für die höchste Ausstattungslinie, bei Hyundai sind es, den Mehrwertsteuerrabatt eingerechnet, jeweils ein paar Hundert Euro mehr. In der Praxis gewährt Mitsubishi für die Basisversion bis Ende des Monats aber einen Rabatt von 3000 Euro, die Aktion soll dem Vernehmen nach dann über die Händler fortgesetzt werden. Bei den anderen Modellvarianten des Space Star erhält man über die Händler einen Nachlass von 2000 Euro.

Wenn beim Autokauf jeder Euro weniger zählt, ist der Mitsubishi klar im Vorteil. Das modernere und damit bessere Auto ist aber der Hyundai.

© SZ vom 01.08.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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