Süddeutsche Zeitung

Motorradmesse Eicma:Brachiale Supersportler und Tourer mit Offroad-Genen

Auf der Motorradmesse Eicma in Mailand zeigen die Hersteller überraschend viele Neuheiten - von schnellen Straßenmaschinen bis hin zu Modellen für schweres Gelände.

Von Norbert Meiszies

Wer auf der Kölner Motorradmesse Intermot im Oktober interessante neue Modelle für 2019 erwartet hatte, wurde enttäuscht. Die Attraktionen haben sich die Hersteller für die Leitmesse Eicma aufgehoben, die noch bis zu diesem Sonntag in Mailand läuft - auch wenn die Ausstellungsfläche dort sichtbar geschrumpft ist.

In Mailand tun sich vor allem der einheimische Produzent Ducati und die Deutschen von BMW mit einer stattlichen Zahl neuer beziehungsweise kräftig überarbeiteter Modelle hervor. Die Münchener nutzen ihre neu entwickelten Motoren für ein Update der gesamten Modellpalette: So weicht die F 850 GS Adventure optisch stark von ihrer Vorgängerin F 800 GS Adventure ab, dazu erbt sie den 853 Kubikzentimeter großen Zweizylinder-Reihenmotor der F 850 GS mit 95 PS. Geländeausflüge ermöglichen die klassischen Reifendimensionen 21 Zoll vorn und 17 Zoll hinten - zum Basispreis von 12 950 Euro.

Nicht überraschen kann das neue Boxer-Trio R 1250 GS Adventure, R und RS, das in den Genuss des neuen Boxermotors mit 1250 Kubikzentimeter Hubraum kommt. Dank der variablen Einlasssteuerung ShiftCam gibt es hier 136 PS und 143 Newtonmeter Drehmoment bei bester Laufruhe. Zwei Fahrmodi, Traktionskontrolle und Berganfahrhilfe sind serienmäßig, ebenso TFT-Display samt Konnektivität. Optisch sind die Neuen an den Ventildeckeln erkennbar, der übrige Look bleibt gleich. Von Dezember an gibt's die Adventure zum Basispreis von 17 700 Euro, die R 1250 R kommt im Februar für 13 750 Euro, die RS kostet von März an 14 400 Euro.

BMW und Ducati präsentieren neue Supersportler

Obwohl dieses Segment seit Jahren schrumpft (und es ganz generell die Frage ist, welchen Sinn derart hochgezüchtete Maschinen auf der Straße haben) präsentiert BMW den Supersportler S 1000 RR komplett neu - mit brachialen 207 PS bei 13 500 Umdrehungen pro Minute und maximal 113 Newtonmeter Drehmoment. Auch hier sorgt eine variable Steuerung der Einlassventile für mehr Fahrkultur. In der Basisversion wiegt die S 1000 RR inklusive Sprit exakt 197 Kilo.

Da wollte Ducati offenbar nicht zurückstecken und treibt den Leistungswahn noch weiter nach oben. Die Panigale V4 R , als straßenzulassungsfähiges Rennmotorrad die Plattform für die offiziellen Ducati-Superbikes der neuen Saison 2019 holt aus aus 998 Kubikzentimetern sogar 221 PS Maximalleistung bei 15 250 Umdrehungen je Minute heraus. Bei einem Gesamtgewicht von nur 193 Kilogramm besitzt die R-Version auch die für MotoGP-Prototypen entwickelten Flügel, "Winglets" genannt, die die Stabilität bei hohen Geschwindigkeiten erhöhen.

Eine weitere Weltpremiere ist die Ducati Diavel 1260. Die zweite Generation des unkonventionellen Muscle Bikes wirkt noch puristischer und bietet mit 159 PS mehr Leistung als zuvor. Ein strafferes Fahrwerks-Setup im Verbund mit dem neuen Kurven-ABS betonen die sportlichen Talente der Diavel, die in der S-Version ein voll einstellbares Öhlins-Fahrwerk, spezielle Räder und ein noch leistungsfähigeres Bremssystem aufbietet.

Weniger spektakulär tritt die neue Multistrada 950 S auf. Mit semiaktiven Federelementen, modernsten Elektronik-Merkmalen inklusive Fünf-Zoll-TFT-Instrument und Kurven-ABS von Bosch sowie einer Speichenrad-Option hat Ducati die kleine Multi aufgehübscht. Auf eine sportlichere Klientel setzen die Italiener ihre neue Hypermotard 950 an: Im Look von Wettbewerbs-Supermotos bietet die Maschine eine stark veränderter Ergonomie und den überarbeiteten 937-Kubikzentimeter-Motor mit 114 PS und 96 Newtonmeter Drehmoment.

Honda hat die Mittelklasse-Modelle mit 500 und 650 Kubik komplett überarbeitet. Bei den CB 500-Modellen leistet das Zweizylinder-Triebwerk weiterhin 48 PS und ist damit für Einsteiger mit dem A2-Führerschein geeignet. Doch im wichtigen Bereich zwischen 3000 und 7000 Touren zeigt sich der Motor jetzt stärker, dazu gesellen sich neu eine Antihopping-Kupplung sowie eine Ganganzeige im neuen Cockpit. Die CB 500 X bekommt ein 19 Zoll großes Vorderrad und längere Federwege, die gelegentlichen Geländeausflügen förderlich sein dürften.

Mit der CB 650R schließt Honda die Hub-raumlücke der stylishen NeoSports-Baureihe. Sechs Kilo weniger Gewicht gegenüber der CB 650 F treffen hier auf 95 PS des erstarkten Vierzylinders, radial montierte Vierkolben-Bremssättel vorn sowie eine Traktionskontrolle und Anti-Hopping-Kupplung. Sportlicher treibt es die vollverkleidete CBR 650R : Ihr 95-PS-Reihenvierzylider zeichnet sich durch mehr Drehfreude und Leistung sowie optimierten Durchzug aus. Neu sind Traktionskontrolle und eine Anti-Hopping-Kupplung, sechs Kilo weniger Gewicht - nun 207 Kilogramm - verbessern das Leistungsgewicht.

KTM setzt auf Offroad-Tauglichkeit

Sport steht auch bei Kawasakis Mittelklasse-Renner ZX-6R im Fokus. Mit 636 Kubik leistet der Reihenvierzylinder 130 PS - mehr als genug für den 196 Kilo leichten Sportler. Wichtiger sind für die Marke jedoch das Debüt des Einsteiger-Roadsters Z 400 mit 45-PS-Motor und die überarbeitete Versys 1000. Diese verspricht in zwei Versionen beste Touring-Eigenschaften, nicht zuletzt dank des 1043 Kubikzentimeter großen Vierzylinders mit 120 PS. In der hochwertigen SE-Variante zeigt die Japanerin ein Höchstmaß an elektronischen Finessen inklusive adaptivem Kurvenlicht, semiaktivem Fahrwerk und Konnektivität.

Extremer spielt KTM die Abenteuerkarte mit den beiden neuen 790er-Enduros: 790 Adventure und 790 Adventure R setzen voll auf Offroad-Tauglichkeit, die im auf mehr Drehmoment getrimmten LC8c-Reihenzweizylinder aus der Duke - nun 95 PS stark - einen passenden Partner findet. Voll einstellbare Federelemente sind ebenso selbstverständlich wie Offroad-Reifen im 21-/18-Zoll-Format, für gute Reichweiten sorgt ein 20-Liter-Tank.

Triumph setzt einmal mehr auf den Klassik-Faktor, aber in anderer Ausprägung: Mit den neuen Modellen Scrambler 1200 XC und XE meinen es die Briten ernst mit dem Offroad-Einsatz, dafür rollen beide auf geländegängigen 21-/17-Zoll-Rädern und bieten gewaltige Federwege. Den Vortrieb liefert der 1200-Kubik-Twin mit 90 PS. Eher für die Straße sind mächtige Vierkolben-Monoblock-Radialzangen gedacht wie auch die Kurvenfunktion von ABS und Traktionskontrolle bei der XE. Als besonderes Schmankerl ergänzt das weltweit erste integrierte Steuerungssystem für GoPro-Kameras die reichhaltige Ausstattung.

Ziemlich lange haben die Fans der Marke auf Yamahas Ténéré 700 warten müssen, lange gab es nur einen Prototypen zu sehen. Das Serienmodell, das auf der Eicma jetzt endlich präsentiert wird, ist mit der geländetauglichen 21-/18-Zoll-Reifenkombination und der Rallye-Verkleidung sehr offroadorientiert geraten. Als Antrieb kommt der 689-Kubik-Reihentwin aus der Tracer 700 zum Einsatz, der mit 73 PS ausreichend motorisiert erscheint. Für Fernreisen etwas klein wirkt dagegen der 16-Liter-Tank, der aber hilft, das fahrfertige Gewicht auf 205 Kilo zu begrenzen.

Bestens informiert mit SZ Plus – 4 Wochen kostenlos zur Probe lesen. Jetzt bestellen unter: www.sz.de/szplus-testen

URL:
www.sz.de/1.4197913
Copyright:
Süddeutsche Zeitung Digitale Medien GmbH / Süddeutsche Zeitung GmbH
Quelle:
SZ vom 10.11.2018/cku
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über Süddeutsche Zeitung Content. Bitte senden Sie Ihre Nutzungsanfrage an syndication@sueddeutsche.de.