Effizienztraining:Sparen will gelernt sein

Die Spritsparschulen haben mehr Zulauf denn je, auch immer mehr Firmen schicken ihre Flottenkunden zum Nachsitzen. Es geht schließlich ums Geld.

Stefan Grundhoff

Die Benzinpreise steigen seit Monaten. Für einen Liter Super kann man an der Tankstelle locker 1,50 Euro ausgeben. Auch Diesel ist mit über 1,30 Euro längst kein Schnäppchen mehr. Da kommen einem die Tipps von Christiane Jordan gerade recht. Sogar Autohersteller wie Ford buchen die ausgewiesene Öko-Expertin.

Sie weiß, wie man mit wenig Geld besonders effizient unterwegs sein kann. "Mit der richtigen Fahrweise kann man gut und gerne 20 bis 25 Prozent Kraftstoff sparen", erklärt sie. 25 Prozent weniger Kraftstoff sind auch 25 Prozent weniger Kosten - eine Rechnung, die aufgeht.

Es geht schon vor dem Start los. Zuerst ein Blick in den Kofferraum des Ford Focus, ob überflüssiges Gewicht durch die Gegend kutschiert wird. Der Kofferraum ist nahezu leer. Glück gehabt. Doch da denken viele schon ans Gepäckabteil des eigenen Autos. Werkzeug, Reifen oder ein Kasten Wasser sind allzu oft spritfressende Begleiter.

Es versteht sich zudem von selbst, dass Gepäckträger nur dann auf das Auto gehören, wenn auch wirklich etwas transportiert wird. In der eigenen Einfahrt oder an der Tankstelle empfiehlt zudem sich ein kritischer Blick auf den Reifendruck. Christiane Jordan: "Mit 0,2 bar mehr Druck auf den Reifen rollt es sich leichter. Das spart ebenfalls wertvollen Kraftstoff."

Endlich geht es los: nschnallen, Sitz justieren und Spiegel einstellen geht auch ohne Motor. Gestartet wird erst danach. Dann ein kurzer Blick auf Instrumente und Schalter. Sind Verbraucher wie Klimaanlage oder die heizbare Heckscheibe überflüssigerweise eingeschaltet? Welches neue Auto verfügt nicht über elektrische Spiegel oder beheizbare Sitze? Alles sinnvoll - aber einschalten sollte man all das nur dann, wenn es nötig ist.

Ein Geheimnis: Rollen im hohen Gang

Fahrlehrerin Jordan legt am Steuer vor. Direkt nach dem Start geht es fast sportlich zur Sache. Der Ford Focus 1.6 TDCi mit seinen 109 PS wird in den unteren Gängen kraftvoll beschleunigt. Die Gänge eins, zwei und drei rutschen in Sekundenschnelle nur so durch. "Spätestens bei 2500 U/min sollte geschaltet werden; am besten früher." Christiane Jordan weiß, was sie sagt. Neben der Fahrlehrerlizenz hat sie seit Jahren auch einen Schein als geschulte Fahrtrainerin für Ökotrainings.

Die Fahrschüler sind überrascht: Bei Tempo 40 wird bereits der vierte Gang eingelegt, bei knapp 60 der fünfte. Die Drehzahl pendelt ruhig zwischen 1200 und 1800 U/min. Der Motor läuft im Hintergrund und der Bordcomputer zeigt an, dass sich der Focus mit dem modernen Common-Rail-Diesel aktuell 3,2 Liter auf 100 km gönnt - hochgerechnet wohlgemerkt.

Wer mit seinem Dienstwagen pro Jahr mehrere tausend Kilometer unterwegs ist, könnte seiner Firma so bares Geld sparen. Christiane Jordan lässt den Focus rollen: "Die Motoren von heute muss man längst nicht mehr im mittleren Drehzahlbereich fahren. Untertourig verbrauchen sie besonders wenig Benzin oder Diesel."

Der Aufbau der Trainings ist denkbar einfach und die Einsparpotenziale lassen sich bei einer Ausfahrt ins Umland schnell abklopfen. Zunächst wird das Auto so wie immer bewegt, ein Drittel Autobahn, Landstraße und Stadt. Wichtig ist der angestrebte Vorher-Nachher-Effekt, der nach den Erfahrungen der bisherigen Veranstaltungen immer eintritt.

Im zweiten Teil des Fahreffizienz-Trainings steht die Theorie an. In lockerer Runde werden die technischen Grundlagen für eine ökonomische Fahrweise erläutert; angefangen von der Drehzahl des Motors und Kraftstoffverbrauchs bis hin zu Luftwiderstandskurven in Abhängigkeit von der Geschwindigkeit.

Ab Tempo 120 wird es teuer

Ausgerüstet mit jeder Menge Tipps und Tricks für ökonomisches Beschleunigen, vorausschauendes Fahren, richtiges Schalten sowie generellen Hinweisen in Sachen Reifendruck, Dachboxen und Beladung darf jeder Teilnehmer erneut auf die Straße.

Zugegeben, sportlich ist die Fahrweise nicht gerade - aber sparsam. Nach ein paar Kilometern hat keiner mehr einen Zweifel daran, dass man mit dem eigenen Auto kräftig sparen kann. Es muss auch nicht immer ein hochmoderner Common-Rail- oder sogar ein Hybridaggregat sein. Besonders in der Innenstadt lässt sich der Verbrauch kräftig drosseln. Des Rätsels Lösung ist ein hoher Gang. Mitschwimmen nicht im zweiten oder dritten, sondern zumindest im vierten oder gar fünften Gang. Der Tankwart wird sich ärgern.

Bei längeren Stopps sollte man den Motor ausmachen - aber nur wenn das Aggregat warm ist. Auf der Landstraße oder Autobahn lässt sich deutlich weniger einsparen. Bei Überlandtouren sollte man ebenfalls möglichst schnell hoch schalten - und dann niedertourig fahren. Geht es in eine Ortschaft: Ebenfalls rollen lassen und so die elektronische Schubabschaltung des Motors nutzen. Das geht auch mit einem Automatikgetriebe.

Auf der Autobahn hilft dagegen nur eiserne Disziplin. Christiane Jordan: "Ab Tempo 120 wird es teuer, dessen muss man sich immer bewusst sein." Übrigens: Sicherheit geht in jedem Fall vor Benzinersparnis. Daher sollte man auch tagsüber mit Licht fahren. Die rund 0,2 Liter Mehrverbrauch holt man mit den Spritspartipps locker wieder raus.

Die Kosten für ein Effizienztraining beim ADAC oder einigen Autoherstellern liegt auf gleicher Höhe von zwei bis drei Tankfüllungen. Das zahlt sich für jeden Endkunden aus - besonders doch innerhalb einer Flotte.

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