Dornier Do 24:Eine Ode an das Erbe

Iren Dornier erfüllt sich mit der Do 24 seines berühmten Großvaters Claude einen Kindheitswunsch.

Marion Zellner

Ein Mann, ein Wunsch, ein Leben. "Träume können Wirklichkeit werden durch Glück, den richtigen Esprit und wenn die nötige Menge Energie investiert wird", sagt Iren Dornier. Und er muss es wissen. Denn der Enkel des berühmten Flugzeugkonstrukteurs Claude Dornier hatte sich schon als Zwölfjähriger in den Kopf gesetzt, die Do 24 vom Opa - "sein Meisterwerk, die Seele unserer Familie", wie Iren Dornier sagt - selbst in die Luft zu bringen.

Dornier Do-24

Traumflieger: Mit der "Do 24 ATT" kann Iren Dornier, 48, selbst auf hoher See sicher wassern. Auf seiner Tour um die Welt landete er an Orten, die die berühmte "Do X" bereits vor mehr als 70 Jahren angeflogen hatte - unter anderem New York.

Beim Traum vom Fliegen allein blieb es nicht. Dornier, Jahrgang 1959, besitzt das einzige existierende Exemplar dieses Flugbootes. Und er ist damit, wie seinerzeit die Medien breit berichteten und jetzt in seinem Buch "Logbuch der Träume" nachzulesen ist, zwischen April 2004 und Juli 2006 um die Welt geflogen.

30 Meter Spannweite, drei Mal je 1125 PS

Eine Mammut-Tour: 86 Stopps in 36 Ländern, Nord- und Südatlantik-Überquerung umfasste das Programm - inklusive zweier Weltrekorde. Sein im Logbuch-Stil beschriebener Flug führte ihn bewusst auch an Orte, an denen die legendäre Do X, der Geniestreich seines Großvaters, bereits 70 Jahre vor ihm war - faszinierend nachzuvollziehen im großen Bildteil des Buches.

Bis Iren Dornier allerdings daran denken konnte, die 1943 mit der Werksnummer 5345 gebaute Do 24 zu fliegen, galt es, zahlreiche Hindernisse zu überwinden.

Die Maschine flog von 1944 an vom Seefliegerhorst in Puerto de Pollensa auf Mallorca Rettungseinsätze - insgesamt blieb sie dort 27 Jahre lang in Betrieb. Im Jahr 1971 kam die Do 24 nach Friedrichshafen zurück. Am 6. August landete sie auf dem Bodensee; der Tag, an dem Iren Dornier, der auf dem Sitz des Kopiloten Platz nehmen durfte, seinen Lebenstraum im Geiste formulierte. Die folgenden zehn Jahre stand das silberfarbene Leichtmetall-Flugboot auf dem Dornier-Werksgelände in Immenstaad.

Eine Ode an das Erbe

Ihr heutiges Aussehen erhielt die Do 24 erst in den achtziger Jahren. Sie bekam neue Flügel mit 30 Meter Spannweite verpasst, außerdem drei Turboprop-Motoren mit je 1125 PS Leistung. Am Bug wurde das Fahrwerk einer Fokker F 27 Friendship angebracht, das Hauptfahrwerk stammt von einer Do 31.

So wurde aus der Do 24 die Do 24 ATT, der amphibische Technologieträger für die Landung zu Wasser und zu Land. Doch aus den Plänen einer Renaissance der Wasserflugzeuge wurde nichts. Die Firma Dornier wurde zerschlagen, die Do 24 wanderte als Leihgabe in die Flugwerft des Deutschen Museums.

Dornier, inzwischen erfolgreicher Unternehmer und Pilot mit Wohnsitz auf den Philippinen, überzeugt das Bundesforschungsministerium, Besitzer der Do 24, vom "ungeheuren sentimentalen Wert", den dieses Flugboot für ihn habe.

Er nennt sie liebevoll Latina

32 Jahre nach seinem Kindheitstraum, nach 8000 Arbeitsstunden und rund sechs Millionen Euro finanziellem Einsatz, fliegt er 2003 die Do 24 ATT dann zum erstem Mal selbst. Er nennt sie liebevoll Latina, "weil sie tanzt, auf dem Wasser und in der Luft". Wie fragil ein mehr als 60 Jahre altes Flugzeug ist, erlebten Iren Dornier und sein Team beim Flug um die Erde immer wieder, auch wenn "wirklich wenig passiert ist. Wenn allerdings doch, dann war es heftig".

So wie beim PR-Termin diese Woche am Zürichsee. Kaum waren die drei Propeller angeworfen und die Maschine angerollt, gab das Bugfahrwerk nach und die Do 24 lag auf der Nase. Man sah es Iren Dornier an, er hätte heulen können. Doch, wie es eben ist mit einer großen Liebe. Sie wird nicht dadurch geschmälert, dass sie einmal nicht auf der Höhe ist. Dornier wird sie wieder "aufmöbeln", denn seine "Latina muss der Welt gezeigt werden".

Iren Dornier: Logbuch der Träume. Mit dem fliegenden Boot um die Welt - Die Do-24; Mitarbeit: Susanne Fischer; Elisabeth Sandmann Verlag; 256 Seiten; mehr als 300 Abbildungen; 44 Euro.

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