ADAC-Test:Hardware-Nachrüstung für Diesel funktioniert - aber nur im Sommer

ADAC untersucht Diesel-Nachrüstung

Mit solch einem nachgerüsteten SCR-Katalysator versuchte der ADAC in seinem Test den Stickoxid-Ausstoß zu senken.

(Foto: dpa)
  • Der ADAC hat Hardware-Nachrüstlösungen für Diesel getestet und konnte so den Stickoxid-Ausstoß um bis zu 80 Prozent senken.
  • Die drei Autos erreichten so die vorgegebenen Grenzwerte - zumindest bei warmen Temperaturen.
  • Probleme bereitete der tatsächliche Stickoxid-Ausstoß der Fahrzeuge: Der war zum Teil so hoch, dass selbst mit den Katalysatoren die Grenzwerte nicht eingehalten werden konnten.

Seit mittlerweile mehr als zwei Jahren streiten sich Politik, Autohersteller und Kunden darüber, wie die vom Abgasskandal betroffenen Diesel wieder so sauber werden können, dass sie die vorgeschriebenen Abgaswerte erfüllen. Die Industrie bevorzugt die günstigste Variante: Software-Updates. Deren Wirkung ist aber umstritten.

Eine weitere Möglichkeit ist eine Nachrüstung mit sogegannten SCR-Katalysatoren (Selective Catalytic Reduction) die den Stickoxid-Ausstoß (NOx) senken. Eine wesentlich teurere Variante, die zudem einen Haken hat: Es gibt bisher nur Prototypen, von denen nicht klar ist, wie gut sie funktionieren. Zumindest bis jetzt.

Der ADAC hat im vergangenen Sommer in Zusammenarbeit mit dem Verkehrsministerium Baden-Württemberg diese Hardware-Nachrüstung über mehrere Monate in drei Euro-5-Diesel getestet und dabei 50 000 Kilometer zurückgelegt. Die jetzt veröffentlichten Testergebnisse zeigen: Die SCR-Katalysatoren funktionieren, aber es gibt einige Schwächen.

Der NOx-Ausstoß der Diesel ist so hoch, dass die Hardware-Nachrüstung an ihre Grenzen kommt

Der positive Aspekt: Die Hardware-Nachrüstung konnte den Ausstoß von Stickoxiden um bis zu 80 Prozent senken, im Schnitt lag die Wirksamkeit bei 50 bis 70 Prozent. Dies änderte sich auch nicht mit fortschreitender Laufzeit.

Das gilt aber nur mit Abstrichen. Da es bisher nur Prototypen der SCR-Systeme gibt, wurden sie in kurzer Zeit auf die jeweiligen Testfahrzeuge abgestimmt und zeigten deswegen Schwächen. Es kam zu zeitweisen Systemausfällen, mechanischen Defekten und einer überlasteten Spannungsversorgung. Auch wurde die beste Wirkung bei sommerlichen Temperaturen ab 23 Grad erreicht. Die Testfahrzeuge blieben hier unter den geforderten Abgaswerten.

Schwieriger wurde es bei kälteren Temperaturen. Die SCR-Katalysatoren arbeiteten zwar weiterhin konstant, doch ihre Wirkung reichte nicht aus, damit der NOx-Ausstoß unter den geforderten Grenzwert von 400 mg/km für diesen Temperaturbereich sinkt. Der Grund hierfür: Die Autos stoßen wesentlich mehr Stickoxide aus als vom Hersteller angegeben. "Die sehr hohen Serienemissionen bekommen dann selbst wirkungsvolle Nachrüstsysteme nicht mehr ausreichend in den Griff, auch wenn die Stickoxide absolut gesehen um bis zu 1,4 g/km reduziert werden können", erklärt ADAC-Technikchef Reinhard Kolke.

Das heißt also, die Prototypen der SCR-Katalysatoren waren nicht in der Lage, die Testautos nachträglich so "sauber" zu machen, dass sie ganzjährig die Grenzwerte erfüllen können. Laut ADAC müssten deshalb die Hersteller die Hardware-Nachrüstung durch Softwareupdates unterstützen, damit sie effektiv arbeiten können.

Zur SZ-Startseite
Pannenstatistik: Alte Batterien machen die meisten Probleme

Helfer beim ADAC
:"Elektroautos sind weniger anfällig für Pannen"

Im Jahr 2018 musste der ADAC zu etwa 400 Pannen mit E-Autos eilen. Mit dem sich ändernden Markt wird das künftig öfter der Fall sein. Wie stellen sich die Helfer auf die Herausforderungen der Elektrofahrzeuge ein?

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: