Süddeutsche Zeitung

Diese Woche:Im Clinch, was zusammengehört

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Wenn die neue Kupplung nach viel zu kurzer Zeit wieder zu rutschen beginnt, muss man die Geliebte auf ihre Fahrweise ansprechen.

Von R. C.  Kähler

Wenn die neue Kupplung im Wagen der Ehefrau nach viel zu kurzer Zeit wieder zu rutschen beginnt, muss man als Mann all seinen Mut zusammennehmen und die Geliebte auf ihre ansonsten tadellose Fahrweise ansprechen. Und das möglichst nicht männlich dominant mit verächtlichem Unterton ("Es heißt zwar 'Rutschkupplung' - aber das darf man doch nicht wörtlich nehmen!") . .

. "Also, die Kupplung, das musst du dir so vorstellen: Das sind zwei rotierende Scheiben mit einem Reibbelag. Trittst du das Kupplungspedal durch, werden die Platten auseinandergezogen, und der Motor dreht zwar weiter, aber die Umdrehungen werden nicht mehr an die Räder weitergeleitet. Lässt du die Kupplung aber kommen, das Pedal wieder hochsteigen, werden die Platten durch Federn aufeinandergepresst, rutschen, rutschen . . . und schließen endlich den Kraftfluss. Also: Die Kupplung ist dafür da, damit das Ganze sanft geht."

"Aber ich bin doch sanft!", empört sich die Frau. Manchmal, denkt man. Und sagt: "Zu sanft!" Und versucht mit wild aneinander reibenden Handflächen das Dilemma der Kupplung zu verbildlichen: "Wenn du sie zuuu lange rutschen lässt, werden sie heiß! Und irgendwann rutscht die Kupplung dann nur noch. Sie reiben sich gegenseitig ihren Belag ab, wenn man sie sich nicht endgültig ineinander verbeißen lässt."

Und weil die Frau klug ist, weiß sie diese kleine sexuelle Anspielung mit einem Lächeln zu würdigen. Und kuppelt seitdem sogar beim sonst dauerrutschenden Rückwärtsfahren schneller ein. Und nachdem sie kürzlich eine dauerkupplungsquälende Freundin in ihrem Wagen hat fahren lassen, ist sie ganz und gar auf meiner Seite: "Ich hab ja nichts gesagt, . . . aber es war schrecklich!" Seitdem verstehen wir uns auch technisch wieder so gut wie ein eingeschworenes Rallyeteam. Es lebe die Kupplung! Sie bringt uns zueinander.

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Quelle:
SZ vom 08.08.2015
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