Dienstwagen-Debatte:Gabriels Beispiel macht europaweit Schule

Umweltminister Sigmar Gabriel will den CO2-Ausstoß seines Dienstwagen-Fuhrparks senken. Und zwar deutlich. Frankreichs Premierminister Dominique de Villepin zieht nach, Schweden und Island gehen eigene Wege.

Günther Fischer

Sigmar Gabriel preschte vor und will bis 2012 den CO2-Ausstoß seines Ministeriums-Fuhrparks deutlich senken: auf 120 mg Kohlendioxid pro Kilometer. Das ist weniger als der von der EU-Kommission geforderte Mindestausstoß von 130 mg pro Kilometer. Dieses Ziel will das Ministerium unter anderem durch den Einsatz von Fahrzeugen, die mit alternativen Treibstoffen angetrieben werden können.

Villepin; afp

Macht's Sigmar Gabriel nach: Frankreichs Premier de Villepin

(Foto: Foto: afp)

Ein Beispiel, das Schule macht: Der französische Ministerpräsident Dominique de Villepin hat jetzt ebenfalls angeordnet, dass mindestens 15 Prozent der in diesem Jahr gekauften Autos im öffentlichen Dienst mit einem Gemisch aus Bio-Ethanol und Benzin betrieben sein müssen.

Und dieser Anteil soll schnell steigen: auf 30 Prozent im Jahr 2008. Die neuen Fahrzeuge sollen mit E85 betrieben werden, einem Kraftstoff der zu 85 Prozent aus Ethanol besteht, das aus Zuckerrüben oder Getreide gewonnenen wird.

Ehrgeiziges Frankreich

Frankreich ist ehrgeizig: Das Land will bis 2008 einen Anteil von 5,75 Prozent Biokraftstoffen an der Gesamtmenge Treibstoff erreichen. Bis 2020 sollen es zehn Prozent sein. Die Regierung hatte im vergangenen Jahr Steuererleichterungen für E85 erlassen. Seither kann der Öko-Sprit für rund 80 Cent pro Liter verkauft werden, während herkömmliches Benzin rund einen Euro in Frankreich kostet. Bis September 2007 sollen auch mindestens 500 Zapfsäulen für E85 in den größeren Städten und an Autobahn-Tankstellen installiert sein. Frankreichs Produktion von umweltfreundlichem Kraftstoff konzentriert sich bislang auf Bio-Diesel, der hauptsächlich aus Raps gewonnen und mit herkömmlichem Diesel gemischt wird.

Gabriels Beispiel macht europaweit Schule

Auch wenn Deutschland und Frankreich nun in Aktionismus verfallen: Andere Länder sind längst weiter. Schweden hat sich per Gesetz verordnet, von 2020 an völlig auf fossile Rohstoffen zu verzichten. Die Alternative sind die Wälder - also viel Holz, das fast unbegrenzt nachwächst und zu künstlichen Treibstoff umgewandelt werden kann (BTL = Biomass-to-Liquid). Autohersteller wie Saab stellen sich schon heute darauf ein.

Saab Ethanol Schweden

Schweden verzichtet von 2020 an auf fossile Ressourcen. Saab stellt sich schon heute darauf ein.

(Foto: Foto: Hersteller)

Islands Fischereiflotte - demnächst mit Wasserstoff?

Der nächste Staat, der sich völlig von fossilen Ressourcen verabschieden wird und das per Gesetz auch festgelegt hat, ist Island. Zwar erst von 2050 an, aber Island steht auch vor völlig anderen Herausforderung: Die Schiffe der immer noch gewaltigen Fischereiflotte haben ausschließlich voluminöse Dieselmotoren im Rumpf. Und dafür müssen erst noch Alternativen gefunden werden.

Islands großer Vorteil aber ist die Geothermie: Nirgendwo steht mehr Energie zur Verfügung, die quasi umsonst aus dem Boden kommt und für allerlei Zwecke genutzt werden: zum Beispiel für die Herstellung von Wasserstoff. In der Hauptstadt Reykjavik fahren seit Jahren schon einige Mercedes-Benz-Busse, die mit Wasserstoff betrieben werden. Sollten sie sich im Alltagsbetrieb bewähren, will Island den ganzen öffentlichen Verkehr auf Wasserstoffantrieb umstellen.

Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken

Gutscheine: