Süddeutsche Zeitung

Dienstwagen:Darf's noch ein Auto zum Job sein?

Die Dienstwagen-Zulassungen haben wieder stark zugenommen. Das liegt nicht nur an der überstandenen Wirtschaftskrise.

Marcel Sommer

Egal, ob der Arbeitnehmer direkt gegenüber der Firma wohnt oder täglich hunderte Kilometer zur Arbeit fährt, ein Dienstwagen muss sein. Laut Arbeitskreis der Autobanken (AKA) ist im Jahr 2010 und auch in der ersten Hälfte 2011 das gewerbliche Finanzierungs- und Leasinggeschäft der Autobanken in Deutschland um rund 15 Prozent gestiegen.

Ein Tatsache, die die deutliche Erholung der Konjunktur spiegle - so die AKA. Den damit verbundenen erhöhten Bedarf an Transportkapazität nutzen laut AKA Geschäftskunden, um verstärkt in die Modernisierung und Erweiterung ihrer Fahrzeugbestände zu investieren.

"Momentan stellen wir eine Ökologisierung des gewerblichen Geschäfts fest, denn bei Dienst- und Flottenfahrzeugen handelt es sich um neue, energieeffiziente Fahrzeugtypen. Diesen Trend versuchen die Banken der Fahrzeughersteller bestmöglich zu fördern. Ein Downsizing der Unternehmen bei Dienstwagen ist jedoch nicht festzustellen, die durchschnittliche Finanzierungs- bzw. Leasingsumme im gewerblichen Geschäft der Autobanken ist mit rund 24.000 Euro stabil", erklärt Marius Rechenbach vom AKA.

Einen signifikanten Anstieg der Dienstwagennachfrage zur gezielten Mitarbeitermotivation kann der AKA aber nicht bestätigen. Die Nutzung von Dienstwagen als Incentives für Mitarbeiter oder auch als Alternative zur einfachen Gehaltserhöhung ist aus Sicht des Arbeitskreises der Autobanken aber durchaus ein gutes Instrument, das ein Unternehmen für sich nutzen sollten - gerade mit Blick auf den vorhandenen Fachkräftemangel.

Dass der Trend zum Dienstwagen auch im Kleinwagensegment zu spüren ist, beweist die südkoreanische Marke Kia. In den ersten sechs Monaten des laufenden Jahres wurden 3879 Kleinwagen des Modells Picanto geordert. Darunter fallen 75,9 Prozent auf gewerbliche Halter.

"Besonders kleinere Unternehmen wie Pizzabäcker oder Pflegedienste ordern unseren kleinen Stadtflitzer", freut sich Unternehmenssprecherin Silke Rosskothen. "Im kommenden Jahr werden wir mit dem neuen Modell Optima auch im Mittelklassesektor Geschäftskunden gewinnen."

Fahrzeug-Hersteller Ford verzeichnet einen Zuwachs von gewerblichen Fahrzeugzulassungen in Höhe von 30 Prozent. Zu den besonders nachgefragten Fahrzeugen zählt nach wie vor der Ford Focus.

Der Kompaktklassewagen wurde im ersten Halbjahr 2011 35.898 Mal zugelassen. Stolze 78,2 Prozent der Zulassungen sind dabei gewerblicher Natur. Dies entspricht einem Anstieg von 23 Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum.

Wolfgang Kopplin, Direktor Vertrieb der Ford Werke GmbH: "Viele Firmen haben nach der überstandenen Wirtschaftskrise ihre Kaufzurückhaltung abgelegt und kaufen beziehungsweise leasen verstärkt Fahrzeuge. Zum einen steigt der Ersatzbedarf, sprich die Flotten werden jetzt modernisiert und zum anderen werden wieder mehr Mitarbeiter beschäftigt, die zum Beispiel im Außendienst mobil sein müssen."

Bei ihrer Fahrzeugentscheidung legen die Firmen laut Kopplin besonderen Wert auf niedrige Kosten, aber auch auf einen niedrigen Verbrauch und den CO2-Ausstoß. Gleichzeitig müsse selbstverständlich die volle Alltagstauglichkeit gewährleistet sein.

Beim spanischen Hersteller Seat wird der derzeitige Zulassungs-Anstieg eher nüchtern betrachtet. "Wir haben seit langem wieder Fahrzeuge wie den Alhambra oder den Exeo im Markt, die sich als Flottenfahrzeuge anbieten. Uns wundert es daher nicht, dass besonders nach der Krise unsere Verkaufszahlen im gewerblichen Segment ansteigen", meint Seat Sprecherin Melanie Stöckl.

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