Die coolsten DDR-Autos (1): Trabi:Rennpappe im Ruhrpott

20 Jahre deutsche Einheit: Wir blicken zurück auf die Kultautos des Ostens. Der Trabi wurde zum Symbol der Mangelwirtschaft, doch seine Fans lieben ihn noch heute. Und das sogar tief im Westen.

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Rennpappe im Ruhrpott

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20 Jahre deutsche Einheit: Wir blicken zurück auf die Kultautos des Ostens. Der Trabi wurde zum Symbol der Mangelwirtschaft, doch seine Fans lieben ihn noch heute. Und das sogar tief im Westen.

Der kleine Wagen mit seiner baumwollverstärkten Duroplast-Karosserie und dem typischen "Rend-Deng-Deng"-Sound des 26 PS starken Zweitakters erweist sich als erstaunlich zäh. Der Trabi stellt mit rund ...

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... 34.000 Exemplaren nach dem VW Käfer den größten Oldtimer-Bestand auf deutschen Straßen. Und das nicht nur in Berlin, Leipzig oder Dresden: Sogar tief im Westen hat ...

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... sich eine eingefleischte Fangemeinde der kultigen Rennpappe verschrieben.

"Dieses Auto ist so einfach und billig", schwärmt Thomas Wentker vom nordrhein-westfälischen Trabant-Club Sputnik. Sein ...

Im Bild: Timo Jürgenschellert (links) und Thomas Wentker vom Trabant Club Sputnik

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... Trabant 601 Universal wurde im Jahr 1990 gebaut, es ist einer der letzten. Regelmäßig fährt Wentker mit seiner Familie und den Freunden des Trabi-Clubs auf Tour - natürlich mit dem "Qek Junior" im Schlepptau, einem 300 Kilo leichten Wohnwagen.

Im Bild: Thomas Wentker und Sohn Julian

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Die Mitglieder des Trabant-Club Sputnik kommen aus ganz Nordrhein-Westfalen, aus Ruhrgebiet und Münsterland, aus Bochum, Düsseldorf oder Ascheberg. Sie fahren zu Trabi-Treffen und versammeln sich gemütlich am Schrauber-Stammtisch.

"Meinen ersten Trabi habe ich ...

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umsonst bekommen", erinnert sich Clubmitglied Timo Jürgenschellert, "der Besitzer hat mir Papiere und Schlüssel in die Hand gedrückt und wollte schon wieder die Tür zumachen."

Er musste den Mann dazu überreden, ihm wenigstens eine kurze Einweisung auf das Auto zu geben. Sechs Jahr lang hielt ...

Im Bild: Timo Jürgenschellert

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... der Wagen noch tapfer durch, dann musste ein neuer her.

Seinen aktuellen Trabi organisierte sich Kfz-Mechaniker Jürgenschellert so, wie es viele Trabi-Piloten zu DDR-Zeiten mit Ersatzteilen machen mussten: Durch ein ...

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... Tauschgeschäft. "Ich bekam den Trabi und habe dafür einen Zahnriemenwechsel bei einem alten Audi durchgeführt", erzählt Jürgenschellert.

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Mittlerweile kennt der Kfz-Mechaniker jede Ecke des Trabi aus dem Effeff, und auch Landmaschinenmechaniker Thomas Wentker kann seinen gletscherblauen Kombi im Schlaf reparieren.

Doch selbst wer technisch nicht so versiert ist, kann sich beim einfach aufgebauten Trabi als Schrauber versuchen - gerade das fasziniert viele Fans so am Kultauto aus Zwickau.

Der Spruch ...

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"Hast du Hammer, Zange, Draht, kommst du bis nach Leningrad" kann durchaus ein Körnchen Wahrheit für sich verbuchen.

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Das Zweitaktgemisch (Öl und Benzin im Verhältnis 1:50) mixt man sich selbst, bei Tempo 80 liegt der Durchschnittsverbrauch bei bescheidenen sechs Litern pro 100 Kilometer.

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Trabi Fahren ist ein Erlebnis, aber gar nicht so einfach: Zuerst muss man sich an die Lenkradschaltung gewöhnen.

Nebenbei bleibt Zeit, sich an Details zu erfreuen. An den knallig bunten Knöpfen zum Beispiel, mit denen man in Zwickau wohl fröhliche Kontrapunkte zum tristen Armaturenbrett setzen wollte

Das Auto selbst ist so winzig, dass das ...

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... Gaspedal fast in der Mitte des Fußraums sitzt, doch selbst als langer Lulatsch findet man problemlos Platz unterm Lenkrad.

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Hat man den ersten Gang reingewürgt, knattert das Motörchen fröhlich vor sich hin und schiebt den leichten Trabi erstaunlich forsch an.

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Überholmanöver sollte man natürlich besser schon morgens am Küchentisch planen, doch im Stadtverkehr zeigt sich der Trabi putzmunter.

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Die Trabi-Fans Wentker und Jürgenschellert sammeln immer auch Originalzubehör: ein Thermometer mit der großspurigen Aufschrift "Thermo-Kontrolle" oder einen Schalthebel mit durchsichtigem bernsteinfarbenem Knauf, in dem ein kleines Modellauto wie in einem Flaschenschiff gefangen ist.

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Wo immer die Trabi-Fans mit ihren Autos auftauchen, stoßen sie überwiegend auf große Sympathie.

"Der Trabi ist in Oldtimerkreisen angekommen. Früher war er vor allem als Stinker verschrien, doch mittlerweile lassen sich viele Leute in ihren Wagen auf der Autobahn zurückfallen, um begeistert Fotos zu machen", erzählt Thomas Wentker.

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Die "Mauer im Kopf" hätten Trabi-Fans schon Mitte der neunziger Jahre überwunden - die Liebe zum Kultmobil schweißt Ost und West auf jedem Treffen zusammen.

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Doch trotz allem, sagt Wentker, könne man einen Trabi aus den östlichen Bundesländern meistens schnell von denen aus westlichen Gefilden unterscheiden: "Fans aus ...

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... dem Westen legen eher Wert auf Originaltreue, bei Fans aus dem Osten wird optisch und technisch oft getunt, was das Zeug hält."

Text: Sebastian Viehmann

© sueddeutsche.de/Pressinform/gf
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