Deutsche Sportwagenklassiker:Anschubhilfe aus Amerika

Max Hoffman war mehr als nur ein US-Importeur für europäische Autos. Er kannte den amerikanische Automarkt wie kaum ein anderer und gab den Herstellern kluge Ratschläge. Diese Klassiker hätte es ohne ihn nie gegeben.

Von Thomas Harloff

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Jaguar- und Mercedes-Vertretung in Chicago

Jaguar- und Mercedes-Benz-Vertretung von Max Hoffman in Chicago

Quelle: WGO

1947 eröffnete Max Hoffman sein erstes Autohaus, einen repräsentativen Showroom auf der New Yorker Park Avenue. Anfangs importierte er vornehmlich Sport- und Luxuswagen aus britischer Produktion. Zu Beginn der 1950er-Jahre organisierte er für Volkswagen das USA-Geschäft. Später kamen Händlerverträge mit Porsche, Mercedes-Benz, BMW und Alfa-Romeo hinzu. Mit der Markenvielfalt wuchs das Autohaus-Imperium, die "Hoffman Motor Company" expandierte - unter anderem mit dieser Vertretung in Chicago.

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Mercedes 300 SL in New York

Mercedes 300 SL Flügeltürer auf der New York International Motor Sports Show 1954

Quelle: WGO

Die Karriere des 300 SL, der in Deutschland einst zum Sportwagen des Jahrhunderts gewählt wurde, begann als erfolgreicher Rennwagen. Mercedes wäre nie eingefallen, davon ein Straßenauto abzuleiten, hätte Max Hoffman den Vorstand 1953 nicht auf die Idee gebracht. "Ich kaufe 1000 Stück davon", sagte der Amerikaner bei einem Besuch in Stuttgart - und Daimlers Chefetage dämmerte, dass in den USA ein lukrativer Markt auf seine Eroberung warten könnte. Also sagten die Herren zu und präsentierten den legendären Flügeltürer im Februar 1954 bei der New York International Motor Sports Show.

Hoffman und Daimler sollten recht behalten. Der 300 SL wurde in den USA ein Erfolg, etwa 80 Prozent der Gesamtproduktion von gut 1400 Flügeltürern wurde in den Vereinigten Staaten verkauft. Ähnlich war es beim von 1957 bis 1963 produzierten Roadster: Der größte Teil der fast 1900 Exemplare wurde nach Amerika exportiert.

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Mercedes 190 SL

Mercedes 190 SL

Quelle: WGO

Doch der 215 PS starke 300 SL mit Sechszylindermotor war nicht die einzige Neuheit am New Yorker Mercedes-Stand. Direkt neben ihm debütierte der kleinere und schwächere, aber nicht minder schöne 190 SL als Prototyp. Auch dieses Modell hatte Hoffman zuvor bestellt: "Ich brauche einen preiswerten Tourensportwagen, offen und mit Vierzylindermotor", soll er beim Treffen in Stuttgart gesagt haben.

Das sportliche Fahrverhalten des großen SL bietet der kleine Roadster nicht, schließlich übernimmt er große Teile der Technik von der braven Limousine 190 Ponton. Doch für gelassenes Gleiten mit viel Frischluft im Innenraum reichen die 105 PS und das Pendelachsen-Fahrwerk. Bei den Amerikanern kam das Konzept so gut an, dass Mercedes auf dem dortigen Markt etwa 40 Prozent der Gesamtproduktion von fast 26 000 Autos verkaufte.

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BMW 507

Albrecht Graf von Goertz und der BMW 507.

Quelle: WGO

Elvis Presley, Alain Delon, Ursula Andress: Der BMW 507 fand einige sehr prominente Käufer und wurde auch deshalb zur Automobilikone. Dabei war der schnittige Roadster eigentlich gar nicht geplant. Wieder leistete Max Hoffman Anschubhilfe. Zuerst, als er den eigentlich von BMW vorgesehenen Prototypen als "zu hässlich" abstrafte. Und dann, indem er den Designer Albrecht Graf Goertz (Foto) selbst mit einem neuen Entwurf beauftragte. Im Juni 1955 wurde der 507 - natürlich in New York - der Öffentlichkeit vorgestellt. 1956 begann BMW, den Roadster zu bauen, und noch heute profitiert der Münchner Hersteller von dessen Ruf, eines der schönsten Autos aller Zeiten zu sein.

Kommerziell erfolgreich war der 507 indes nicht. Etwa 9000 Dollar waren selbst vielen wohlhabenden Amerikanern zu viel für das Modell einer Marke, die noch nicht das Image eines Luxusherstellers hatte. Ähnlich sahen es die Deutschen, die 26 500 Mark für einen BMW 507 bezahlen mussten - fast so viel wie für den Mercedes-Flügeltürer. Bis 1959 entstanden deshalb nur gut 250 Exemplare. Die meisten von ihnen existieren noch heute und werden zu Millionenpreisen gehandelt.

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BMW 2002

BMW 2002

Quelle: BMW Group

In puncto Absatzzahlen mag der 507 ein Flop gewesen sein, aber für BMW begann mit dem V8-Sportwagen eine sehr intensive Zusammenarbeit mit Max Hoffman. Ab Mitte der 1960er-Jahre fungierte Hoffman als BMW-Generalimporteur in den USA, nachdem er zuvor die meisten seiner anderen Händlerverträge gekündigt hatte. In dieser Funktion sorgte er unter anderem dafür, dass die Münchner ihrer 02er-Reihe auch einen Zweiliter-Vierzylindermotor verpassten. Der BMW 2002 ließ sich dank Leistungsdaten von mindestens 100 PS selbst in den von großen V8-Maschinen geprägten Vereinigten Staaten als Sportlimousine vermarkten.

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Porsche 356 Speedster

Porsche 356 Speedster

Quelle: SV2

Auch zu Porsche unterhielt Max Hoffman intensive Kontakte. Nachdem er den 356er erfolgreich in Amerika verkauft hatte, machte er seinen Einfluss in immer größerem Maße geltend. Erst veranlasste er Ferry Porsche dazu, seine Autos aus Imagegründen nicht nur mit einem schlichten Schriftzug, sondern auch mit einem Firmenwappen zu versehen. Später regte er einen weiteren Ableger des 356 an, den Speedster. Mit kurzer Frontscheibe, steckbaren Seitenfenstern, Schalensitzen und simplem Klappverdeck. Eine Heizung kostete Aufpreis, dafür lag der Einstiegspreis unter 3000 Dollar. Anfangs wurden die Speedster-Varianten ausschließlich in die USA exportiert, später konnten auch deutsche Kunden einen kaufen - zu Preisen ab 12 200 Mark.

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Alfa Romeo Giulietta Spider

Alfa Romeo Giulietta Spider

Quelle: WGO

Selbst die Manager von Alfa Romeo, der in dieser Zeit so stolzen italienischen Premium- und Sportwagenmarke, ließen sich von Hoffman Tipps geben. So schlug er vor, die offene Version der Giulietta mit Kurbelfenstern, einem hochwertigen Faltverdeck und einer leistungsstarken Heizung auszurüsten. Gerade an einer effektiven Klimatisierung krankten die meisten englischen Roadster, die Hoffman ebenfalls im Programm hatte. Und wieder gab der Erfolg beiden Kooperationspartnern recht: Zwischen 1955 und 1962 entstanden mehr als 17 000 Giulietta Spider - viele wurden von amerikanischen Kunden bestellt.

© SZ.de/harl/kjan
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