Deutsche Autohersteller in Shanghai:Heimspiel auswärts

Die Shanghai Autoshow war noch nicht eröffnet, da stand bereits fest, wer die erste Geige unter den Nobellimousinen, Plagiaten und PS-Brummern spielen wird: die Stars aus deutschen Landen.

S. Viehmann / St. Grundhoff

"Keine Angst: Porsche hebt jetzt nicht ab", versprach Porsche-Kommunikationschef Christin Dau, als auf der höchsten Veranstaltungsplattform der Welt der Panamera anrollte - im 94. Stock des Financial Tower in Shanghai. Im 19-Grad-Winkel quergelegt war der knapp fünf Meter lange Viertürer in den Lift gepackt worden und unbeschadet mehr als 400 Meter über dem Erdboden angekommen. "Dieser Gran Turismo ist für Porsche von ganz entscheidender, strategischer Bedeutung", sagte Klaus Berning, Vertriebschef der Marke.

Deutsche Autohersteller in Shanghai: Porsche Panamera: Mit ihm will Porsche wieder auf die Überholspur.

Porsche Panamera: Mit ihm will Porsche wieder auf die Überholspur.

(Foto: Foto: Pressinform)

Die Sportwagenschmiede will pro Jahr 20.000 Panameras verkaufen - und der chinesische Markt soll dabei ein Zugpferd werden. Dort hat die Autokrise, anders als anderswo auf der Welt, nicht mit voller Wucht zugeschlagen.

Deutsche Premiummarken haben einen neuen Lieblingsmarkt für sich entdeckt: In China gehen die Uhren trotz Wirtschaftskrise nach wie vor anders. Grund genug, Luxusmodelle wie den Porsche Panamera, den BMW 760 Li oder die überarbeitete Mercedes S-Klasse erstmals auf der Auto Shanghai 2009 zu präsentieren.

In Zentraleuropa ist mit Sportwagen und Luxuslimousinen derzeit kaum Staat zu machen. So fiel den beiden Stuttgarter Konzernen Porsche und Mercedes die Entscheidung nicht schwer, ihre neuen Aushängeschilder Panamera und S-Klasse weit weg der Heimat zu präsentieren.

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Und nicht nur am Vorabend dürfte der neue Porsche Panamera das Highlight der Show sein. Der erste offizielle Viertürer von Porsche soll unter anderem Maserati Quattroporte, Aston Martin Rapide und Mercedes CLS Paroli bieten. Der sportlich ambitionierte Kunde hat die Qual der Wahl: Vier Türen gibt es immer, vier bequem-sportliche Sitzplätze ebenso. Bleibt nur noch die Entscheidung, ob 400 oder 500 PS, Hinterrad- oder Allradantrieb.

Mercedes will es sich nicht länger bieten lassen, hinter der noch jungen 7er Reihe von BMW nur die zweite Geige zu spielen. So versuchen die Stuttgarter in Fernost einen schwierigen Spagat mit S-Klasse und Smart.

Die aufgefrischte S-Klasse feiert in Shanghai ihre Weltpremiere, inklusive der Sportversionen S 63 AMG und S 65 AMG, 525 bzw. 612 PS stark. Was sich in Deutschland derzeit einer allenfalls zurückhaltenden Nachfrage erfreut, steht in China unverändert hoch im Kurs. Die neue S-Klasse zieht technisch mit der brandneuen und innovationsfreudigen E-Klasse gleich, bietet günstigere Verbräuche, modifizierte Leuchteinheiten, sowie ab Sommer einen S 400 Hybrid, der auf 100 Kilometern gerade einmal 7,9 Liter Super verbrauchen soll.

Technisch legt das Aushängeschild deutscher Automobilbaukunst auch mit Hightech-Komponenten wie Müdigkeitserkennung, adaptivem Fernlicht, Nachtsichtgerät mit Personenerkennung und Wankstabilisierung samt Seitenwindausgleich nach. Doch neben dem Imageträger S-Klasse freuen sich die lokalen Mercedes-Händler kaum weniger auf die neue E-Klasse, die in vielen Ländern bereits auf dem Markt ist.

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Viel Freude macht in China auch der Smart Fortwo, mit dem Mercedes seine Palette im Reich der Mitte erst vor wenigen Tagen nach unten abrundete. "Wir bieten den Smart hier seit dem 8. April zwischen 158.000 und 206.000 Yen an", erläutert Chinas Daimler-Chef Ulrich Walter. "Es liegen bereits rund 6000 Vorbestellungen vor."

Doch nicht nur Autohersteller aus Baden-Württemberg, auch die aus Bayern haben den stabilen Wachstumsmarkt China längst für sich entdeckt. So stellt Audi den modellgepflegten Geländegänger Q7 ebenfalls erstmals auf der Auto Shanghai 2009 vor. Optisch hat sich - abgesehen von den LED-Leuchten und rundum und leichten Modifikationen an Schwellern und Innenraum - nicht viel getan.

Der für Europa besonders interessante Q7 3.0 TDI verbraucht ebenso wie die anderen Varianten nun deutlich weniger - doch nach wie vor spielen Dieseltriebwerke auch beim chinesischen Platzhirschen Audi/VW keine Rolle. Hier sind allein Benzinmodelle auf den Straßen unterwegs.

Ähnlich wie die Mercedes S-Klasse erfreut sich auch der 7er BMW in China einer besonders großen Beliebtheit. Daher zeigen die dynamischen Bayern ihre Zwölfzylinder-Topmodelle 760Li und 760i mit doppelter Turboaufladung ebenfalls erstmals in Shanghai, dem weltweit größten Markt für Luxuslimousinen mit langem Radstand und maximaler Leistung.

Doch mit einer Leistung von 544 PS ist der neue BMW 760Li nur das zweitstärkste Fahrzeug auf dem BMW-Messestand. Nachdem der 555 PS starke X6 M auf der New York Autoshow seine Premiere feierte, ist der brachial befeuerte BMW X5 M ebenfalls erstmals in China zu sehen.

Leistung steht in Asien unverändert hoch im Kurs. Da spielt man gerne einmal auswärts.

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