Detroit Motor Show:Altes Europa auf der NAIAS

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Die Detroit Motor Show ist schon seit Jahren keine Messe mehr, bei der nur die großen Drei General Motors (GM), Chrysler und Ford den Ton angeben. Japan und Deutschland sind die Autonationen, die der North American International Auto Show (NAIAS) ihren festen Stempel aufdrücken. Die Europäer haben 2006 ziemlich viel zu bieten.

Die deutschen Autohersteller legen einmal mehr Wert auf einen kraftvollen Auftritt in den USA. Audi zeigt nicht nur den besonders für Nordamerika entwickelten Q7, sondern auch die Sportversionen S8 und S6. Beide werden von einem Zehnzylinder mit 450 bzw. 420 PS angetrieben - keine Studien, sondern Power-Vehikel, die schon in einigen Monaten beim Handel stehen und sich im Land der unbegrenzten Highways und niedrigen Tempolimits einer großen Beliebtheit erfreuen werden.

125 PS gegen 570 Kilogramm - möglicherweise für 17.000 US-Dollar: VW GX-3 (Foto: Foto: Volkswagen)

Mercedes-Benz tat sich in den vergangenen US-Jahren schwer. Die erhofften Steigerungen blieben aus und die Stuttgarter dümpelten eher träge durch die Klassen. Durchaus eindrucksvoll setzt man mit der neuen GL-Klasse (wird auch in den USA gebaut) und dem S 65 AMG nun Zeichen. Turbokraft und 612 PS bei diesem sollen das Image der deutschen Edelmarke in den USA schärfen.

Auf der Frankfurter IAA bereits gezeigt, wird auch in Detroit die Bluetec-Technik angepriesen. Der "sauberste Diesel der Welt", so die Konzernzentrale, soll künftig in verschiedene Modelle eingebaut werden. So könnten Selbstzünder selbst in den USA eine Chance haben - gezeigt in den Modellen E 320, GL 320 und Jeep Grand Cherokee. Die ersten Exemplare mit schwefelarmem Kraftstoff sollen von Herbst 2006 an in den USA angeboten werden.

Schönheit kommt von außen

Die schönsten Vertreter kommen jedoch nicht aus Deutschland. Die Schönheitskonkurrenz geht eindeutig an den Aston Martin Rapide. Eine viertürige Coupéstudie nach Machart des Mercedes CLS, die auf der Detroit Motor Show zwar für Begeisterung sorgt, aber auch durchaus kritische Stimmen laut werden ließ. Fast jeder steht auf Sportcoupés - besonders wenn die von der britischen Sportwagenschmiede Aston Martin stammen -, doch eines mit vier Türen ist auch in Nordamerika nicht jedermanns Sache.

Optisch orientiert sich der Rapide an Vantage und DB9. Doch der Radstand ist fast 30 Zentimeter länger als beim Topmodell Vanquish S. Das sorgt für Platz im neu kreierten Fond oder bietet bis zu 615 Liter Stauraum.

Grandios angenommen wurden zwei weitere Konzeptstudien. Zum einen der Lamborghini Miura Concept als Nachfolger des legendären Miura von 1966. Er fasziniert mit eleganten Formen und rundlichen Details. Obligatorisch: Lamellen-Heckfenster und V-12-Motor.

Spätere Serie nicht ausgeschlossen

Geradezu serienfertig zeigt sich der Volvo C30. Er bildet eine Hommage an den "Schneewittchensarg" der 60 Jahre. Der kompakte Schwede basiert auf der Plattform von Ford Focus und Volvo S40. Er soll mit Leistungen bis zu 250 PS, Glasheckklappe und bulligem Design gegen Audi A3, Alfa 147 oder BMW 1er antreten. Zu haben von Ende des Jahres an auch bei uns.

Nicht schön, aber extravagant zeigt sich die Volkswagen-Studie VW GX3. Eine Mischung auf Motorrad und Auto hatte in Frankfurt erst Peugeot mit dem viel beachten 20-Cup gezeigt. Doch der GX3 könnte in den USA wirklich kommen. Für den Antrieb des 570 Kilogramm schweren Crossover sorgt ein 1,6-Liter-Benziner mit 125 PS. Der Preis soll bei 17.000 US-Dollar (derzeit ca. 14.000 Euro) liegen.

Porsche setzt mit dem Cayenne Turbo S eine neue Bestmarke. Der Cayenne Turbo bekam nun endlich die dringend notwenige Leistungsspritze von 71 PS. Mit 521 PS und 720 Nm fährt ihm kaum ein Sportwagen davon - zumindest bis Tempo 270. Die Hochleistungsreifen sind jedoch bis Tempo 300 zugelassen. Die Tuner wird das freuen...

Bekannte "Abräumer"

Nicht ganz so stark, aber überaus sportlich lässt Saab seinen 9-5 Aero BioPower auf die Nordamerikaner los. Wenn schon schnell, dann aber bitte sauber. Der 2,3-Liter-Turbo hat 310 PS und sollte mit seinem Frontantrieb kaum zu bändigen sein. Getankt wird Bio-Äthanol.

BMW ist der Autohersteller, der die deutschen Fahnen in Amerika zuletzt am erfolgreichsten hochhielt. In Detroit sorgt am BMW-Stand der leicht aufgefrischte Z4 Roadster nur wenig für Aufsehen. Weit interessanter sind da schon der Hybridantrieb des X3 (Efficient Dynamics) und das grandiose Z4-Coupé - alles bereits auf der Frankfurter IAA 2005 zu bestaunen, aber auch in Nordamerika Eye-Catcher.

Die Mini-Kombi-Studie geht auf der NAIAS in die dritte Runde. Nach den Editionen Frankfurt und Tokyo wird der Mini Traveller jetzt auch im kalten Norden Amerikas mit großen Augen bestaunt. Die Amis lieben den Mini eben.

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