Das ABC der alternativen Antriebe (3): Erdgas:Die Übergangslösung

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Erdgas ist zwar kein regenerativer Kraftstoff, hat aber gegenüber Benzin und Diesel den Vorteil, besonders emissionsarm zu sein: fünf Fragen und Antworten zum Thema Erdgas.

1. Was ist eigentlich Erdgas?

Das Naturprodukt Erdgas gehört wie Erdöl und Kohle zu den brennbaren organischen Rohstoffen. Es besteht aus etwa 85 Prozent Methan sowie zehn Prozent Stickstoff- und Kohlendioxid. Den Rest bil­den höhere Kohlenwasserstoffe wie Ethan, Propan und Butan. Zwei Angebotsformen sind üblich: komprimiertes Erdgas (CNG - Compressed Natural Gas, das weit­gehend den Zustand behält, in dem es gefördert wird) und flüssiges Erdgas (LNG - Liquified Natural Gas, das sich bei einer Temperatur von minus 164 Grad Celsius verflüssigt). Der große Vorteil von LNG ist die deutlich höhere Energiedichte pro Volumen, da es sich bei der Verflüssigung auf 1/600 des Ausgangsvolumens reduziert. Am gebräuchlichsten ist jedoch CNG, da der Umgang mit Druckgas in der Praxis derzeit noch einfacher ist als der mit einer sehr kalten Flüssigkeit. Nicht verwechselt wer­den darf Erdgas mit Flüssiggas (LPG - Liquified Petroleum Gas), besser bekannt unter dem Namen Autogas.

2. Welche Fahrzeuge können mit Erdgas fahren? Was kostet eine Umrüstung?

Erdgas kann - nach Anpassung des Motor-Umfeldes - in Ottomotoren eingesetzt werden. Serienmäßige Erdgasfahrzeuge werden derzeit von Citroen, Fiat, Ford, Mercedes, Opel, Peugeot, Renault, Volvo und VW angeboten. Sie kosten je nach Modell 2700 bis 4100 Euro mehr als das vergleichbare Benzinmodell.

Eine nachträgliche Umrüstung liegt zwischen 2500 und 4500 Euro. Dabei muss ein großvolumiger Tank zumeist im Innen- oder im Kofferraum untergebracht werden, was den nutzbaren Platz einschränkt. Die Anlagen sind in der Regel auf bivalenten (wechselweisen) Betrieb ausgelegt, es kann während der Fahrt von Benzin- auf Gasbetrieb und umgekehrt umgeschaltet werden.

3. Wo kann man Erdgas tanken?

Das deutsche Netz ist mit derzeit etwa 760 Stationen noch nicht flächendeckend. Hinzu kommt, dass nur gut drei Viertel der Erdgas-Tankstellen öffentlich sind. Die übrigen werden von regionalen Energiever­sorgern und Stadtwerken betrieben, teilweise abseits der üblichen Hauptverkehrswege und mit einge­schränkten Öffnungszeiten.

Bis Ende 2008 soll das Tankstellennetz auf rund 1000 Stationen an­wachsen, so dass der Autofahrer im städtischen Bereich alle fünf Kilometer, ansonsten innerhalb von maximal 25 Kilometern eine Tankstelle vorfinden soll. Außerhalb Deutschlands existiert bislang nur in Norditalien und der Schweiz ein relativ dichtes Tank­stellennetz - man sollte also generell vor Reiseantritt die Tankmöglichkeiten klären. Da man an dorti­gen Tankstellen zudem nicht immer mit der (hierzulande üblichen) NGV-1-Kupplung rechnen kann, empfiehlt sich das Mitführen eines entsprechenden Adapters.

4. Fahre ich mit Erdgas günstiger als mit Benzin?

Um einen Vergleich mit Benzin und Dieseltreibstoff zu ermöglichen, muss man den unterschiedlichen Energiegehalt berücksichtigen. Ein Kilogramm des überwiegend verkauften H-Gases hat einen Energiegehalt von etwa 13,0 kWh, ein Liter Diesel 9,84 kWh und ein Liter Superbenzin 8,88 kWh.

Damit beinhaltet ein Kilo­gramm Erdgas die Energie von rund 1,3 Liter Diesel beziehungsweise 1,5 Liter Benzin. Wenn ein Kilogramm Erd­gas 0,85 Euro kostet, so entspricht dies einem Superbenzin-Preis von 0,57 Euro pro Liter. Die Anschaffung oder Nachrüstung eines Fahrzeuges auf Erdgasbetrieb ist nicht in jedem Fall wirt­schaftlich, auch wenn der Preis für Erdgas gemäß dem neuen Energiesteuergesetz (EnergieStG) bis 31. Dezember 2018 nur mit einem reduzierten Steuersatz belegt ist.

5. Ist Erdgas umweltfreundlicher?

Bei der Verbrennung von Erdgas entstehen zumeist weniger Schadstoffe als bei Benzin- und vor al­lem Dieselkraftstoff. Der Grad der Schadstoffminderung hängt jedoch weniger vom Erdgas und seiner Zusammensetzung als vielmehr von Motor und Antriebskonzept ab. Eine Vergleichsmessung der Emissionen im Gas-, Benzin- und Dieselbetrieb von Fahrzeugen des Typs Volvo V70 im Rahmen des ADAC Eco-Tests zeigte, dass insbesondere der Anteil der Stickoxide (NOx) im Gasbetrieb deutlich geringer ist als beim Dieselmotor. Auch der Anteil der Kohlenwasser­stoffe (HC) und des Kohlenmonoxids (CO) ist im Vergleich zum Diesel niedriger. Partikel-Emissionen sind wie beim Benziner nicht nachweisbar.

Im Vergleich zum Diesel zeigt sich dagegen im Gasbetrieb bei CO sogar eine geringfügige Verbesserung; der Anteil an NOx und HC erhöht sich leicht. Das größte Plus bringt der Volvo im Erdgasbetrieb bei der Reduzierung des Treibhausgases CO2 - um 21 Prozent im Vergleich zum Benzinbetrieb und 3,5 Prozent gegenüber der Diesel-Variante.

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