Dank intelligenter Ampeln:Die perfekte grüne Welle

Wenn die Ampel mit dem Auto kommuniziert: Wie sich durch gezielte Verkehrslenkung Fahrzeiten und Umweltbelastung reduzieren lassen.

Manfred Hummel

Es gibt etliche Möglichkeiten, um Feinstaub und CO2-Belastung, die in hohem Maße vom Autoverkehr verursacht werden, in Städten zu reduzieren.

Dank intelligenter Ampeln: Neue Aufgabe: Ampeln sollen den Autofahrern ein Signal funken, welches Tempo richtig wäre, um per grüner Welle durchs Verkehrsgeschehen zu kommen.

Neue Aufgabe: Ampeln sollen den Autofahrern ein Signal funken, welches Tempo richtig wäre, um per grüner Welle durchs Verkehrsgeschehen zu kommen.

(Foto: Foto: ddp)

Sie reichen von der Sperre für "Dreckschleudern" über Rußfilter und moderne Motoren bis hin zu einem relativ einfachen Mittel: intelligente Verkehrsampeln.

Davon ist jedenfalls Herwig Wulffius überzeugt. Der Geschäftsführer der Münchner Software-Firma Gevas ist an ihrer ersten großflächigen Erprobung in Ingolstadt beteiligt.

Weitere Beteiligte sind neben der Stadt der Lehrstuhl für Verkehrstechnik der TU München und Autohersteller Audi.

"Travolution" heißt das Projekt, das den Autofahrern in der Donaustadt die grüne Welle bescheren soll. Das Kunstwort aus dem englischen "traffic" für Verkehr und "Evolution" steht für 46 Ampeln überwiegend an stark befahrenen Kreuzungen, die miteinander vernetzt werden.

Mutter Natur als Vorbild

Sie geben das jeweilige Verkehrsaufkommen, das sie über Induktionsschleifen in der Fahrbahn oder Infrarotdetektoren messen, an einen Zentralrechner weiter.

Der sorgt für eine auf den Verkehr abgestimmte optimale Schaltung aller Ampeln. Der lästige Stop-and-go-Verkehr auf den Hauptverkehrstraßen wird so vermieden.

Das zugrunde liegende Rechenmodell basiert auf dem Vorbild von Mutter Natur, der Evolution. Lebewesen haben sich über die Jahrtausende immer besser an ihre Umwelt angepasst und diese Informationen in ihren Genen abgespeichert.

Die Fachleute von TU und Gevas haben nun das Prinzip der Genetik zur Optimierung der Ampeln genutzt. "Auf Basis des momentanen Verkehrsbildes wird ausgerechnet, wie der Verkehr in zehn bis 15 Minuten sein wird", erläutert Wulffius.

Auf diese Prognose hin würden dann die Fahrzeuge über die Ampeln gesteuert. "Nicht das Reagieren auf den Stau ist gefragt, sondern das Agieren, damit der Stau erst gar nicht entsteht."

Die perfekte grüne Welle

Netzsteuerungsverfahren, bei Fachleuten unter dem Begriff "Balance" und "Motion" bekannt, werden seit den 90er Jahren in Städten wie Hamburg, Köln, Berlin und der Neuen Messe München erfolgreich getestet und sind marktreife Produkte.

Mit 46 Ampeln wird aber in Ingolstadt erstmals eine ganze Stadt abgedeckt. Bei früheren Versuchen wurden Wartezeiten und die Anzahl der Halte um 25 bis 30 Prozent reduziert, so das Ingolstädter Amt für Verkehrsmanagement und Geoinformation.

Aber damit nicht genug: Der Autofahrer soll in Zukunft auch mit der Ampel kommunizieren können. Sie sagt ihm, wie schnell er fahren darf, um nicht bei Rot stoppen zu müssen.

Geringere Wartezeiten

Dafür werden zunächst die Ampelanlagen an drei Kreuzungen mit WLAN-Systemen ausgestattet, drahtlosen lokalen Funknetzen. Im Display seines Navigationssystems sieht der Fahrer dann das optimale Tempo für die grüne Welle.

"Durch geringere Wartezeiten an roten Ampeln erhöht sich nicht nur der Komfort für die Autofahrer, sondern auch die Sicherheit im fließenden Verkehr", heißt es bei Audi.

Durch nicht so häufiges Bremsen und Beschleunigen werde weniger CO2 ausgestoßen und so die Umwelt geschont. 25 bis 50 Prozent des Feinstaubs kämen von Autoabgasen und dem Abrieb der Reifen, so Projektpartner Gevas.

Trotzdem sei noch nirgends untersucht worden, welche Verbesserungen durch Steuerungsverfahren für die Ampeln und Informationen für die Fahrer erzielt werden könnten.

Vor wenigen Tagen hat Audi mit der Stadt einen Kooperationsvertrag für "Travolution" abgeschlossen. Start war bereits am 1. April. Der Versuch läuft 18 Monate.

Zurzeit werden die Ist-Fahrzeiten auf den ausgewählten Strecken ermittelt, sagt Ingrid Paulus, Leiterin für Umwelt und Verkehr in der technischen Entwicklung von Audi. Im September könnten erste Aussagen getroffen werden.

Kommunikation "Fahrzeug zu Fahrzeug"

Die Ergebnisse fließen in das "Car-2Car Communication Consortium" ein. In diesem Gremium arbeiten die europäischen Autohersteller mit verschiedenen Partnern an einer einheitlichen Kommunikation "Fahrzeug zu Fahrzeug" und "Fahrzeug zu Infrastruktur (Ampel)".

Alle Autos sollen sich in Zukunft miteinander verständigen können. Also nicht nur ein Audi mit einem Audi, sondern auch mit einem Mercedes oder VW.

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