CO₂-Ausstoß von Neuwagen:Geländewagen verhageln die Bilanz

Porsche Marks 10 Years Leipzig Production Plant

Porsche hatte 2014 mit Abstand die schlechteste CO₂-Bilanz - vor allem wegen des erfolgreichen SUV Cayenne.

(Foto: Getty Images)
  • Gegenüber dem Vorjahr stießen die in Deutschland verkauften Autos 2014 nur 2,6 Prozent weniger CO₂ aus - das ist die geringste Verbesserung seit dem Abwrackprämienjahr 2009/2010.
  • Zu diesem Ergebnis kommt eine aktuelle Studie des Center of Automotive Management (CAM) in Bergisch Gladbach, das die deutschen Zulassungszahlen dahingehend ausgewertet hat.
  • Hauptgrund für die ernüchternden Werte ist die starke Nachfrage nach SUVs und Geländewagen.
  • Am besten schneiden Toyota/Lexus, Peugeot und Renault/Dacia ab. Die schlechtesten Volumenhersteller sind Kia, Hyundai, Fiat und Opel. Die Modelle von Porsche stoßen mit Abstand am meisten CO aus.

Von Thomas Harloff

CO₂-Ausstoß sinkt nur um 2,6 Prozent

Die Autobauer konnten die CO₂-Emissionen ihrer Autos im Vergleich zum Vorjahr nur in geringem Maße senken. Zu diesem Schluss kommt eine aktuelle Studie des Center of Automotive Management (CAM) in Bergisch Gladbach. Gegenüber 2013 sank der durchschnittliche Ausstoß des Treibhausgases Kohlendioxid bei allen in Deutschland verkauften Autos nur um 2,6 Prozent - der geringste Wert seit 2009/2010, das wegen der Abwrackprämie ein Ausnahmejahr war.

Das ist der Hauptgrund für das ernüchternde Ergebnis

Der durchschnittliche CO₂-Ausstoß eines in Deutschland verkauften Autos betrug im vergangenen Jahr 132,8 g/km - im Vorjahr lag der Wert bei 136,4 g/km. Dabei schreibt die EU für 2015 einen CO₂-Grenzwert von 130 g/km für die Flotte - also das gesamte Angebot - eines Autoherstellers vor. Allerdings gilt das für den gesamten europäischen Markt, während das CAM seine Studie auf Basis der deutschen Zulassungszahlen erstellt hat.

Hauptverantwortlich für das ernüchternde Ergebnis im Jahr 2014 sind die guten Verkaufszahlen von SUVs und Geländewagen. Beide Segmente sind im vergangenen Jahr hierzulande stark gewachsen: Die Nachfrage nach SUVs stieg um 20,6 Prozent, die nach Geländewagen um 6,5 Prozent. Beide Kategorien kamen demnach 2014 auf einen Marktanteil von 17,4 Prozent.

Wie sich das auf die CO₂-Bilanz auswirkt, zeigen die Emissionswerte dieser Segmente. SUVs stießen im Durchschnitt 141,8 Gramm CO₂ pro Kilometer aus, Geländewagen lagen sogar bei 165,7 g/km. Doch auch andere absatzstarke Fahrzeugklassen trugen kaum positiv zum Ergebnis bei. Die Modelle der oberen Mittelklasse wie Audi A6, BMW 5er und Mercedes E-Klasse erreichten mit 138,1 g/km fast den SUV-Wert. Selbst Mittelklasse-Autos wie der Audi A4, BMW 3er oder die Mercedes C-Klasse lagen mit 128,2 g/km nur knapp unter dem Gesamtdurchschnitt.

Die Verlierer des CO₂-Rankings

Die koreanischen Autohersteller gehören zu den Verlierern des CO₂-Rankings. Die durchschnittlichen Emissionswerte von Hyundai (134,6 g/km) blieben gegenüber dem Vorjahr fast konstant, die der Schwestermarke Kia stiegen sogar um 2,2 Prozent auf 141,9 g/km - der Höchstwert unter den Volumenherstellern. Den zweitschlechtesten Wert liefert Fiat mit 137,3 g/km, dicht gefolgt von Opel (135,2 g/km).

Laut Studienleiter Stefan Bratzel deuten die schlechten Ergebnisse dieser Hersteller auf einen im Wettbewerbsvergleich ungünstigen Produktmix hin. Außerdem gebe es "Defizite im Bereich effizienter Antriebe und Leichtbau".

Die Gewinner des CO₂-Rankings

Die emissionsärmsten Hersteller sind gleichzeitig diejenigen, die ihre Bilanzen im Vergleich zum Vorjahr am stärksten reduzieren konnten. Der CO₂-Musterknabe ist Toyota/Lexus mit einem durchschnittlichen Ausstoß von 117,4 g/km, gefolgt von Peugeot (119,4) und Renault/Dacia (121,5). Bei den Japanern scheint sich in dieser Hinsicht die Hybrid-Strategie auszuzahlen, während die französischen Konzerne von ihrer Spezialisierung auf Kleinwagen profitieren.

Enges Rennen bei den Premiumherstellern

Sehr nahe beieinander liegen die Premiumhersteller, die ein Spektrum von 135,1 (Mercedes/Smart) über 135,7 (BMW/Mini) und 136,5 (Volvo) bis 137,5 g/km (Audi) abdecken. Die größte Reduktion schaffte Volvo, dessen CO₂-Bilanz 6,2 Prozent besser war als 2013. Einen CO₂-Anstieg von 2,6 Prozent auf 182,3 g/km musste Jaguar hinnehmen.

Schwaches Abschneiden von Porsche

Schlusslicht ist trotz einer Verringerung um 2,9 Prozent mit großem Abstand Porsche, dessen Modelle durchschnittlich 198,5 Gramm CO₂ pro Kilometer ausstoßen. Hier wirkten sich die guten Verkaufszahlen des häufig mit sehr starken Motorisierungen verkauften SUVs Cayenne oder der großen Limousine Panamera negativ aus. Selbst Geländewagenspezialist Land Rover liegt mit 189,2 g/km unter den Porsche-Werten.

Geringe Akzeptanz für alternative Antriebe

"Insgesamt ist die ernüchternde CO₂-Bilanz neben den Segmentverschiebungen auch auf die mangelnde Akzeptanz von alternativen Antriebskonzepten zurückzuführen", sagt Stefan Bratzel. Autos mit Hybrid- oder Elektroantrieb hatten 2014 nur einen Marktanteil von 1,2 Prozent. Auch Erdgas- oder Flüssiggasfahrzeuge stagnieren seit Jahren auf sehr niedrigen Niveau.

Ein Grund für die mangelnde Akzeptanz alternativer Antriebe sind laut Bratzel die derzeit sehr niedrigen Spritpreise. Außerdem verwendeten die Hersteller weiterhin vor allem Anstrengungen darauf, konventionelle Verbrennungsmotoren effizienter zu machen, anstatt alternative Antriebstechnologien voranzutreiben. Zwar prognostiziert das CAM in diesem Bereich in den nächsten fünf Jahren ein Einsparpotenzial von etwa 20 Prozent, aber nur mit sparsameren Benzin- und Dieselmotoren wird es nicht gehen. Denn ab 2020 schreibt die EU einen CO₂-Grenzwert von 95 g/km vor - also 28,5 Prozent weniger als der Wert, den das CAM für 2014 ermittelte.

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