Citroën DS3 THP 150:Französischer Drivestyle

Freundlich, feingliedrig, klischeefrei: Der DS3 ist das seit langer Zeit eigenwilligste Auto von Citroën. Der Kleinwagen überrascht mit Stille - auf Wunsch treibt er es aber auch ziemlich bunt.

Günther Fischer

Die Vorfreude war groß. Aber was da dann in der Garage stand, glich auf den ersten Blick doch eher einem VW Polo auf Testosteron. Zu rot, zu schwarz, eine Spur zu aggressiv. Erst auf den zweiten Blick und mit dem Wissen, dass der Franzosen-Flitzer außen und innen fast beliebig gestaltet werden kann (fürs Dach gibt es Klebefolien sonder Zahl, richtig bunt, sogar getupft), freundeten wir uns dem Wagen an. Dann aber richtig.

Natürlich hat die neue Baureihe DS3 mit der legendären "Göttin" DS nur wenig zu tun - außer der Tatsache, dass sie - wie einst auch die DS - eine gestylte Gegenwelt erschließt. "Wir sind Anti-Retro", sagt Pressesprecher Thomas Albrecht dazu - und will damit das jüngste Baby der Marke vor allem von Mini, Alfa Romeo MiTo und Fiat 500 abgrenzen.

Im Gegensatz zu diesen Konkurrenzmodellen, die sich ungeniert im markeneigenen Fundus stilistischer Zitate aus den fünfziger und sechziger Jahren bedienen, entwickelt der DS3 eine eigene Formensprache, der die Originalität nicht abzusprechen ist: Die B-Säule, die im Stil einer Haifischflosse gestaltet ist, das schwebend wirkende Dach, die Lichtkanten, die mit feinem Zug die Linien strecken und die Radkästen doppelt aufspannen - aus jedem Winkel blitzt der Wille zur Gestaltung auf.

Wir fuhren das Spitzenmodell mit dem 115 kW/156-PS-Ottomotor. Der Turbomotor hängt bissig am Gas und bleibt dabei stets leise - eine Eigenschaft, die dem DS3 überhaupt zuzusprechen ist: Selten so viel Stille in einem Auto war. Die Sechsgang-Schaltung arbeitet präzise, allerdings ist der sechste Gang so lang ausgelegt, dass er nur für für die Autobahn wirklich taugt.

Trotz 240 Nm Drehmoment müssen wir zwischen dem dritten, vierten und fünften Gang öfter mal fleißig hin- und herschalten, um ausreichend spritzig, wenn nicht gar sportlich vom Fleck zu kommen. Was ein wenig den Verbrauch treibt: 7,8 Liter sind für einen Kleinwagen kein Ruhmesblatt, auch wenn er stärker motorisiert ist. Da ist noch Luft nach unten.

Auch die Franzosen können es: ein herrlich emotionales Auto bauen

Die Lenkung ist ausreichend präzise, das Fahrwerk ganz unfranzösisch straff. Gullideckel, Straßenbanhschienen oder Pflastersteine lässt uns der DS3 jederzeit spüren, Motto: Die Zeit der Sänften ist vorbei. Vom Innenraum sind wir ohnehin angetan, auch das Kofferraumvolumen des vier Meter langen dreitürigen Fünfsitzers (ja, das geht, wenn man unbedingt will!) von 285 Liter unter der Abdeckung geht in Ordnung.

Das Kürzel DS soll und wird für "Different Spirit" stehen und mit einem DS4- und DS5-Modell weiter ausgebaut werden - wozu hat man sonst ein eigenes Logo entworfen? Damit ist auch klar, dass alles, was die Franzosen zurkünftig unter dem Modellkürzel C auf die Straße schicken, für das Alltagsgeschäft zuständig sein wird. Bestes Beispiel: der gerade vorgestellte, erstaunlich nüchterne C4. Diese Art gedoppelter französischer Modellpolitik macht Laune.

Man lächelt beim Einsteigen. Jedes Mal.

Was uns fehlt? Eine Start-Stopp-Automatik, natürlich, und vor allem ein Navigationssystem, dessen untere Ebenen sinnfälliger gestaltet werden müssen. Wer jemals versucht hat, die "letzten Ziele" anzusteuern und einzugeben, weiß, wovon wir reden ...

Ansonsten ist der DS3 der charmanteste Franzose seit langer, der uns bei jedem Einsteigen lächeln lässt. Um im Gegensatz zur Mini-Schwemme in unserem Land ist man mit dem DS3 sicher noch ziemlich lange einigermaßen exklusiv und entsprechend Aufmerksamkeit erregend unterwegs. Wenn das keine schönen Aussichten sind.

Citroën DS3 THP 150 SportChic: 115 kW / 156 PS; max. Drehmoment 240 Nm bei 2400 U/min; 0-100 km/h: 8,1 sec.; Vmax 214 km/h; Testverbrauch 7,8 l (Werksangabe: 6,7 l); Euro 5, CO2: 155 g/km; Preis: ab 19.800 Euro (Testwagen: 21.015 Euro)

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