Test DS3 Crossback:Dieses Auto ist mehr Verwirrung als Avantgarde

Base de donnée : Astuce Productions; DS 3 Crossback

Mit dem DS3 Crossback schafft es DS nicht, der Konkurrenz davonzufahren.

(Foto: William CROZES; DS)

Die französische Luxusmarke DS sucht nach einem eigenen Profil. Der DS3 Crossback kann die hohen Ansprüche nicht erfüllen und fällt hinter die Wettbewerber zurück.

Von Joachim Becker

Ein Zwerg wird nicht größer, wenn er auf den Schultern eines Riesen steht. Das gilt auch für den DS 3 Crossback, der von übergroßen Vorfahren abstammen will: Vom Déesse, den Citroën auf dem Pariser Automobilsalon 1955 präsentierte. Die "Göttin" verdrehte der Autowelt mit avantgardistischen Karosserieformen den Kopf, ihre zentrale hydraulische Federung ließ die Passagiere eher schweben als fahren. Geblieben ist vom Ruhm ein kleiner Luxusableger des Autokonzerns PSA, der vergeblich versucht, den deutschen Premium-Platzhirschen mehr als nur ein paar Kunden wegzuschnappen. Während Mini die Zellteilung vom Modell zur eigenen Markenfamilie geschafft hat, dümpelt der DS-Absatz bei gut 50 000 Fahrzeugen pro Jahr.

Was fehlt, das wird auch beim DS 3 Crossback schnell klar, ist eine klare (technische) Vision. Es genügt nicht, die Schwerpunkte auf (Retro-)Design und demnächst auf Elektrifizierung zu legen. Denn all das können die Wettbewerber in der einen oder anderen Form auch. Was soll die gebetsmühlenartige Wiederholung des Begriff Avantgarde, wenn der Blick auf das Instrumentenkombi lediglich für Verwirrung sorgt? Nur weil sie eigenwillig sind, müssen die vielen rautenförmigen Tasten über der Mittelkonsole noch lange keinen Sinn machen. Das unübersichtliche Muster kann nicht verhindern, dass viele Funktionen tief in Untermenüs versteckt sind. Im Zeitalter von Touch-Bildschirmen ist das Knopfgewirr wohl die schlechteste aller Möglichkeiten. Sinnfrei sind auch die Haifischflossen an den B-Säulen. Was helfen die Zacken in der Seitenansicht, wenn sie die Übersicht massiv einschränken? Beim Abbiegen verschwinden Radfahrer komplett hinter der Sichtblende in den kleinen Seitenscheiben.

Base de donnée : Astuce Productions

Viel Leder und ein bisschen Raumschiff-Gefühl: Der DS 3 Crossback gibt sich innen betont extravagant.

(Foto: William Crozes)

Damals als französische Autos noch Raumschiffe sein durften, fuhren sie spürbar anders als das deutsche Kommissbrot. So elegant wie die Déesse schwingt sich der DS 3 Crossback heute zwar nicht mehr durch die Kurven. Wer will, kann den kleinen Crossover aber sehr entspannt über die Straßen kutschieren. Er federt verbindlich, schwankt mit einem Passagier kaum und lässt sich von dem drehfreudigen Dreizylinder-Benziner mit 96 kW (130 PS) immer auf Zug fahren. Bei höherer Zuladung wird die komfortable Abstimmung allerdings schwammig. Dafür poltert der Testwagen mit seinen wuchtigen 18-Zoll-Rädern (750 Euro extra) nicht durch Schlaglöcher wie andere knüppelharte Stadt-Geländeautos.

Und dann ist da noch das Design, wie immer getestet von unabhängigen Sachverständigen: "Die Farbe finde ich doof", sagt ein wohl zwölfjähriger Junge gut hörbar beim Ampelstopp. Das hat der Crossback davon, dass er mit seinem schwarzen Dach und den Seitenblechen in Millennium Blue unbedingt auffallen will. Der Petrolton wirkt extravagant, was man von den plumpen Proportionen des Mini-SUV nicht sagen kann. Ohne den Lack als Hingucker würden seine Formen aus der Masse der hochbeinigen Trendautos nicht weiter herausstechen. Überragend ist allerdings der Einstiegspreis von knapp 30 000 Euro, der in der Kleinwagenklasse sehr selbstbewusst auftritt.

Diesen Lifestyle muss man sich erst einmal leisten wollen, zumal der Nutzwert eingeschränkt ist. Sitzt ein größerer Fahrer hinter dem Lenkrad, haben die Rückbänkler nichts zu lachen. Der DS 3 bietet deutlich weniger Beinraum als der gleich lange VW T-Cross auf Polo-Basis. Der Wolfsburger Wettbewerber liegt auch bei den Innovationen vorn. Das Digital-Cockpit etwa, das er von den größeren Modellen geerbt hat, zoomt auf Knopfdruck eine große Navigationsanzeige direkt vor die Augen des Fahrers. Trotz des Avantgarde-Anspruchs muss sich der DS 3 mit Retro-Gags wie dem Vergrößerungsglas im Tacho begnügen. Wie viele Autokäufer können sich wohl noch an diese Spielerei aus längst vergangenen Citroën-Modellen erinnern? So viel ist klar: Ein Kultmodell ist der DS 3 Crossback eher nicht. Von Göttern darf man mehr erwarten.

Der Testwagen wurde der Redaktion vom Hersteller zur Verfügung gestellt.

Korrektur: In einer früheren Version dieses Artikels haben wir im Titelbild leider fälschlicherweise den DS7 Crossback gezeigt.

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