Süddeutsche Zeitung

Citroën DS3 Cabrio:Diven sind nun mal so

Eine Diva schmückt diejenigen, die sich mit ihr umgeben. Dass sie nicht immer einfach im Umgang ist, muss man dafür in Kauf nehmen. Das gilt auch für das neue kleine Cabrio von Citroën. Eine Ausfahrt im DS3 - ohne Dach, aber stilsicher.

Von Sascha Gorhau

Was kann es Angenehmeres geben, als sich bei heißen Sommertemperaturen im Cabriolet durch den Straßenverkehr zu manövrieren, wenn die anderen in ihren verschlossenen Karosserien schmoren? Der Zeitpunkt für eine Testfahrt im neuen Citroën DS3 Cabrio ist perfekt.

Um den Lärm im Innenraum auf einem erträglichen Maß zu halten, haben sich die Entwickler bei Citroën etwas Besonderes einfallen lassen. Bei offenem Dach fährt ein Netz über der Windschutzscheibe nach oben. Bauartbedingt gelingt das mit der Geräuschminimierung eher schlecht. Und noch etwas kommt hinzu: das Netz erweist sich binnen kurzer Fahrzeit als letzte Ruhestätte für Insekten.

Eher gut gelingt mit dem französischen Rolldachcabriolet ein stilsicherer Auftritt - erwartungsgemäß. Denn schon der DS3 mit festem Dach ist, wie bereits früher beschrieben, ein Fashion-Feger.

Auf 3,95 Metern Länge zeigt der Wagen gefällige Linien und zahllose Details: Das Dach, das über der Karosserie zu schweben scheint, zum Beispiel, oder die LED-Tagfahrlichter. Für das Lifestyle-Spielzeug steht eine schier unüberschaubare Anzahl an Individualisierungsmöglichkeiten zur Auswahl. Nicht nur Räder oder Farbe sondern auch die Schalen der Außenspiegel oder das Stoffverdeck können unterschiedlich aussehen. So viel Gestaltungsfreiheit mag in der Realität so manchen schwer wiederverkäuflichen Flickenteppich produzieren. Ironischerweise war die Gestaltung des Testfahrzeugs der beste Beweis dafür, dass eine Konstellation nicht völlig übertrieben sein muss, um gut auszusehen. Eine gelbe Karosse mit schwarzem Überbau und dunklem Interieur ist so stilsicher, dass das gelungene Design zur Geltung kommen kann, ohne von allzu viel Schnickschnack übertüncht zu werden.

Was schön ist, muss nicht praktisch sein

Der Innenraum ist verspielt, aber schick und solide verarbeitet. Der Materialmix ist vielfältig. Applikationen aus Aluminium und Carbon wechseln sich mit Hartplastik ab. Der Klavierlack in der Mittelkonsole ist hübsch anzusehen, verursacht aber bei Pedanten regelmäßige Reinigungsattacken, weil nach dem Bedienen der Elemente immer irgendwelche Fettflecken den Glanz trüben.

Der Widerspruch von schönem Äußeren und zweifelhafter Praktikabilität ist das Leitmotiv des ganzen Fahrzeugs. Das Rolldach kann beispielsweise ganz nach hinten gefahren werden, bis schließlich auch die Heckscheibe im Kofferraum verschwindet. Dann allerdings liegt das gefaltete Dach voll im hinteren Blickfeld und degradiert den Innenspiegel zum nutzlosen Accessoire. Der Kofferraum ist zwar vorhanden, aber weder groß noch sonst irgendwie praktisch. 245 Liter Stauvolumen mögen für ein kleines Cabrio auf dem Papier in Ordnung sein. Wenn allerdings die Ladeklappe so wenig Platz freigibt, dass nicht einmal eine Getränkekiste durch die Öffnung passt, muss man schon beinahe von Arbeitsverweigerung sprechen.

Wenigstens erledigt der Motor seine Aufgabe mit Vergnügen und Nachdruck. Der gefahrene Vierzylinder mit 156 PS ist der stärkste Antrieb, mit dem das DS3 Cabrio geliefert wird. Sein Drehmoment von 240 Newtonmetern liegt bereits bei 1400 Kurbelwellenumdrehungen an, was vor allem im fließenden Verkehr eine erstaunlich schaltfaule Fahrweise ermöglicht. Das mit 1250 Kilogramm äußerst geringe Gewicht ist dafür natürlich auch ein Grund. Schalten macht mit dem gut abgestuften Sechsgang-Getriebe viel Spaß. Ganz im Gegensatz zum Verbrauch, der mit 8,1 Litern im Testdurchschnitt deutlich zu hoch ausfiel. Zum Vergleich: Der Hersteller verspricht 5,9 Liter. Ein Grund dafür ist sicherlich das Fehlen von zeitgemäßen Spritsparsystemen wie einer Start-Stopp-Automatik.

Das Cabrio bietet jede Menge Fahrspaß, lenkt zielgenau ein, bremst bissig liefert dazu einen sportlichen Vierzylindersound. Der kann allerdings auf langen Strecken aufdringlich werden - obwohl Citroën gerade die Geräuschdämmung im kleinen DS3 als "konkurrenzlos" für den Cabriobereich anpreist.

Für Praktiker und Kunden mit kühlem Kalkül eignet sich das DS3 Cabrio wohl eher nicht. Interessenten dürfte es ohnehin um etwas anderes gehen: Dieser Wagen ist zum Auffallen da und um sich daran zu ergötzen. Wer das will, findet in dem Citroën ein wundervoll gestaltetes Fahrzeug mit vielen einfallsreichen Details. Der große Auftritt ist dem Fahrer damit sicher. Und somit auch mehr Gelassenheit im Umgang mit kleinen Ärgernissen im Alltag, Fliegenfriedhöfen über Scheiteln, zum Beispiel.

Bestens informiert mit SZ Plus – 4 Wochen kostenlos zur Probe lesen. Jetzt bestellen unter: www.sz.de/szplus-testen

URL:
www.sz.de/1.1697212
Copyright:
Süddeutsche Zeitung Digitale Medien GmbH / Süddeutsche Zeitung GmbH
Quelle:
Süddeutsche.de/dgr
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über Süddeutsche Zeitung Content. Bitte senden Sie Ihre Nutzungsanfrage an syndication@sueddeutsche.de.